Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
los und flog durch die Luft, fiel nach vorn, fiel Richtung Skulduggery.
Doch die Ranke durchschnitt die Luft wie eine Peitsche, legte sich eng um ihr Handgelenk und zog sie mit einem schmerzhaften Ruck wieder zurück. Skulduggery versuchte, sie noch zu packen, verfehlte sie aber, und Stephanie schoss nach oben.
„Hilfe!“, rief sie. Sie hatte das Gefühl, als springe ihr gleich der Arm aus dem Gelenk. Dann hörte sie Skulduggery fluchen, doch sie bewegte sich zu schnell und konnte nicht verhindern, dass sie weiter hinaufgezogen wurde. Skulduggery konnte nur zuschauen, wie sie in der Dunkelheit über ihm verschwand.
DAS ZEPTER
Stephanie wurde zu einem Felsvorsprung gezogen und hinaufgezerrt. Sie versuchte, den Tentakel von ihrem Handgelenk zu lösen, doch aus dem Dämmerlicht schlängelten sich weitere an sie heran und legten sich fest um ihren Arm. Sie griff mit ihrer freien Hand nach hinten und hielt sich am Rand des Felsenvorsprungs fest, musste jedoch bald wieder loslassen, da der Zug zu stark war. Hilflos wurde sie über den schleimigen Stein gezogen.
Da oben war etwas, eine graue Fleischmasse, eine Wucherung, die sich in dieser dunklen Ecke unkontrolliert und unangefochten ausgebreitet hatte. Die Tentakel zogen Stephanie zu deren Mittelpunkt hin, wo ein großes Maul hungrig aufgerissen war. Von den rasiermesserscharfen Zähnen tropfte zäher Speichel.
Ihre freie Hand fand einen großen Stein, und sie packte ihn, hielt die scharfe Seite so, als wäre er ein Dolch, und ließ ihn heruntersausen. Der Stein trennte einen Tentakel durch, sie bekam ihren Arm frei, rappelte sich auf und rannte, doch schon bogen sich neue Tentakel auf und schossen aus dem Fleischberg heraus. Sie wickelten sich um ihre Beine, und Stephanie stürzte. Sie versuchte, um sich zu treten, doch der Druck wurde nur stärker.
Plötzlich waren überall Tentakel.
Das Ding, was immer es war, pulsierte schwach, als es Stephanie näher zu sich heranzog. Augen konnte sie keine erkennen. Alles, was es hatte, waren die Tentakel und dieser Mund ... was bedeuten musste, dass es nur über seinen Tastsinn operierte.
Stephanie zwang sich dazu, ihre Gegenwehr aufzugeben. Sie tat, was jedem ihrer Instinkte widersprach, und entspannte sich, und obwohl sie sich immer noch mit derselben Geschwindigkeit vorwärtsbewegte, spürte sie, wie sich der Griff etwas lockerte. Die anderen Tentakel kamen nicht näher, aber sie waren schon viel zu dicht bei ihr. Sollte sie versuchen zu fliehen, wären sie sofort da.
Stephanie warf den Stein in hohem Bogen von sich. Er traf einen Tentakel und prallte daran ab. Da die übrigen Tentakel dieses neue Opfer ganz in der Nähe vermuteten, schlängelten sie hinterher und tasteten sich durch die Dunkelheit. Stephanie holte tief Luft und bückte sich, wartete noch etwas, bis der Griff um ihre Knöchel sich weiter lockerte, dann packte sie die Tentakel und riss sie weg.
Sie richtete sich auf, doch statt wegzulaufen, lief sie vorwärts, auf das Ding mit dem Maul zu. Sie sprang hoch, über das offene Maul hinweg, und wäre fast auf dem glitschigen, bebenden Fleischberg ausgerutscht. Noch einmal sprang sie und erreichte mit den Händen den Felsvorsprung über ihr. Während die Tentakel unten durch die Luft peitschten und sich ringelten und immer hektischer nach der verlorenen Beute suchten, hievte sie sich hinauf.
Stephanie blieb nicht sitzen, um Luft zu schnappen, sondern sprang auf die Füße und lief in den düsteren Gang, der auf diesem Felsvorsprung endete. Sie verdrängte die plötzliche Angst, bis in alle Ewigkeit in dem Tunnelsystem herumirren zu müssen. Es wird nicht bis in alle Ewigkeit dauern, korrigierte sie sich. Wenn nicht eines der Monster mich findet und umbringt, bin ich in ein paar Tagen verdurstet.
Stephanie konnte nicht glauben, dass sie das gedacht hatte.
Sie schob alle Ängste und Zweifel und alle pessimistischen - wenn auch wahrscheinlich realistischen - Gedanken beiseite, drosselte ihr Tempo und konzentrierte sich darauf, einen Weg zurück zu Skulduggery zu finden. Und dann sah sie ein Licht.
Sie schlich darauf zu, bis sie zu einem Felsbalkon kam, von dem aus man eine kleine Höhle überblicken konnte. Als sie hinunterschaute, sah sie ein halbes Dutzend Hohler. Einer davon hatte eine Laterne dabei. Mr Bliss schien dieser kleinen Expedition nicht anzugehören. Dafür war Serpine da.
Er stand vor einem niedrigen Felsen, dessen Oberfläche so glatt war wie eine Tischplatte. Auf diesem Felsen stand eine
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