Skylark 3 - Die Skylark und die Sternenwanderer
ersetzte.
Als sich seine Kugel der seltsamen Szene näherte, sah Siblin allerlei Bewegung unter sich, vermochte sich aber keinen Reim darauf zu machen – so wenig entsprachen diese Wesen und Maschinen seiner Erfahrung. Die Fremden waren amorph. Einige strömten als formlose wabblige Materie über den Boden, andere rollten wie Räder oder Fässer, diese krochen schlangenähnlich dahin, jene ähnelten lebendigen Pfannkuchen, die sich elegant auf etwa einem Dutzend kurzer Tentakelbeine über den Boden bewegten. Nur wenige waren annähernd menschenähnlich und gingen aufrecht.
An der hochaufragenden Flanke des riesigen fremden Schiffs stand ein großer Glaskäfig, der etwa zweieinhalb Meter im Quadrat maß. Als seine Energiekugel dieses Gebilde umschloß und die Tür sich einladend öffnete, wußte Siblin, was von ihm erwartet wurde.
Und er hatte keine andere Wahl – die ihn umgebende kalte Energie verschwand, und er hatte gerade noch Zeit, in den Käfig zu springen und die Tür zuzuknallen, ehe die Giftgase der Kuppelatmosphäre in den Raum eindrangen, den die kleine Kugel bis dahin beansprucht hatte. Der Käfig war mit einem leistungsfähigen Sauerstoffgenerator und Luftreiniger ausgestattet, außerdem mit valeronischen Lebensmitteln und Wasser – und er sah einen Stuhl, einen Tisch und eine schmale Pritsche und sogar Toilettenartikel und Ersatzkleidung.
Hoch über ihm öffnete sich eine große Luke. Der Käfig wurde angehoben und bewegte sich – scheinbar frei schwebend – durch die Türöffnung und durch verschiedene Korridore und Säle und kam schließlich in einem der inneren Räume des Raumschiffs zum Stillstand. Siblin sah unzählige Maschinen, Kontrolltafeln und verschiedengestaltige Kreaturen, die hier Dienst zu tun schienen; aber er hatte kaum Zeit, sich umzusehen, da seine Aufmerksamkeit sofort auf die Mitte des Raums gelenkt wurde, wo in einer massiv abgestützten Metallschale auf einem Metalltisch ein Wesen lag – und zum erstenmal sah ein Valeroner einen Fremden aus nächster Nähe.
Das Wesen hatte keinen festen Körper und war auch nicht flüssig oder gallertartig, obwohl es gewisse Eigenschaften dieser drei Aggregatszustände in sich zu vereinen schien. Es war teilweise milchig getrübt, in anderen Teilen grünlich-transparent und stellenweise auch matt-undurchsichtig; es bot einen schrecklichen Anblick. In jedem körperlichen Detail war es für das menschliche Empfinden widerlich.
Doch es konnte kein Zweifel bestehen, daß das Wesen intelligent war. Abgesehen davon, daß seine bösen geistigen Ausstrahlungen deutlich fühlbar waren, bot sich auch das Gehirn dem Blick dar – ein riesiges, verwickeltes Organ, das in einem schützenden Medium aus festem Knorpel zu ruhen schien. Die Gehirnhaut wirkte dünn und zerbrechlich, doch Siblin sollte noch erfahren, daß diese Hülle nicht nur zäher als Leder war, sondern auch biegsamer und dehnbarer als der beste Gummi.
Während der Valeroner in hilflosem Entsetzen auf dieses Wesen starrte, wurde die seltsame Haut an einer Stelle so dünn, daß sie fast verschwand, und ein gewaltiges Zyklopenauge bildete sich. Es war mehr als ein Auge – es war ein Organ für einen besonderen Sinn, den bisher noch kein Mensch besessen hatte – ein Sinn, der das normale Sehen mit etwas viel Tieferliegendem und Mächtigerem verbindet. Sehvermögen, Hypnose, Telepathie, Gedankenübertragung – von all diesen Dingen waren Elemente vorhanden, doch das Ganze entzieht sich der Beschreibung. Jedenfalls hatte der fast sichtbare, fast greifbare Energiestrahl, der von diesem einzelnen ›Auge‹ des Fremden ausging und der sich in das Gehirn des Valeroners bohrte, eine umfassende Wirkung. Siblin fühlte, wie ihm unter dem Ansturm die Sinne schwanden, doch er verlor das Bewußtsein nicht.
»Du bist also einer der führenden Intelligenten dieses Planeten – einer der führenden Wissenschaftler sogar!« Der Gedanke bildete sich seltsam klar in seinem Geist, und in ihm schwangen Verachtung und Geringschätzung mit. »Wir wußten schon immer, daß wir die höchstentwickelte Lebensform im Universum sind – und die Tatsache, daß du geistig so zurückgeblieben bist, bestätigt dieses Wissen. Es wäre ja auch erstaunlich, wenn eine so giftige Atmosphäre wie die eure echte Intelligenzen hervorbrächte. Es wird mir eine Freude sein, dem Rat der Großen zu berichten, daß dieser Planet nicht nur reich an den gesuchten Rohstoffen ist, sondern daß seine Bewohner auch intelligent
Weitere Kostenlose Bücher