Skylark 3 - Die Skylark und die Sternenwanderer
Stunde später öffnete Seaton die Augen, reckte sich ausgiebig und stand auf. Er zitterte am ganzen Körper und war sehr bleich, doch zugleich war er erleichtert.
»Dick! Was hast du getan. Du siehst ja aus wie ein Gespenst!« Dorothy war ganz die besorgte Ehefrau.
»Ich habe nachgedacht, mein Schatz, und wenn du mir nicht glaubst, daß das Schwerarbeit ist, solltest du's selbst mal versuchen. Aber jetzt habe ich's hinter mir – ich besitze nun eine Maschine, die für mich denkt.«
»Oh, ist alles fertig?«
»Bei weitem noch nicht, aber wir sind soweit, daß die Maschine allein weitermachen kann. Ich habe ihr gerade gesagt, was sie tun soll.«
»Ihr gesagt? Du redest, als wäre das Ding ein Mensch!«
»Ein Mensch! Das Großgehirn ist mehr als das. Es ist sogar den Geistwesen überlegen, und das will schon etwas heißen! Und wenn du meinst, daß der Flug mit einem Projektor fünfter Ordnung ein Erlebnis war, solltest du erst mal sehen, was dieses Ding vermag. Stell dir vor ...« – sogar Seaton war beeindruckt, obwohl er die Maschine ersonnen hatte –, »stell dir vor, dieses Ding ist eine Erweiterung meines Gehirns und verwendet Wellen, die auch den intergalaktischen Raum praktisch ohne Zeitverzögerung überwinden. Mit diesem Projektor kann ich alles sehen, was ich mir ansehen will – wo immer es sich auch befindet; ich kann alles hören, was ich hören möchte. Ich kann einfach alles tun, was immer ich mir wünsche.«
»Das ist natürlich richtig«, sagte Crane langsam, und seine besorgte Miene dämpfte Dorothys Begeisterung. »Trotzdem muß ich daran denken ...« Er sah Seaton nachdenklich an.
»Ich weiß, ich weiß, Martin, und ich versuche ja auch schneller zu werden«, beantwortete Seaton den unausgesprochenen Gedanken. »Aber sollen sie ruhig kommen – wir nehmen es mit ihnen auf! Ich bin bereit und kann sofort zurückschlagen.«
»Wovon redet ihr eigentlich?« wollte Dorothy wissen.
»Martin hat mich auf die bedauerliche Tatsache aufmerksam gemacht, daß meine Gedanken ziemlich langsam sind. Ich bin da völlig seiner Meinung, weise aber darauf hin, daß meine gedanklichen Planungen abgeschlossen sein werden, wenn die Geistwesen angreifen – was sie bestimmt tun werden!«
»Langsam?« rief sie. »Dabei hast du die ganze Skylark von Valeron in knapp fünf Stunden gebaut!«
»Ja, mein Schatz – trotzdem ist das langsam . Weißt du noch, als wir unseren lieben Freund Acht kennenlernten, der leider nicht mehr unter uns weilt? Damals flogen wir noch in der ersten Skylark . Ihr habt gesehen, wie er in weniger als einer Sekunde genaue Nachbildungen unserer Körper hervorzauberte. Im Vergleich dazu ist meine jetzige abgeschlossene Arbeit ein Kinderspiel – der hätte so etwas im Handumdrehen erledigt.
Aber macht euch keine Sorgen. Ich werde nie so schnell sein wie die Burschen, da mir einfach die Jahrmillionen an Übung fehlen – aber daß wir materiell existieren, bringt uns in anderer Hinsicht gewisse Vorteile. Davon hat Martin nichts gesagt, weil er sich wie immer nur um unsere Schwächen kümmert.«
»Ja – ich räume ein, daß unsere Zustandsform Vorteile hat, die das langsamere Denken vielleicht aufwiegen«, sagte Crane.
»Hast du das gehört? Wenn er solche Zugeständnisse macht, sind wir schon so gut wie gerettet!« rief Seaton. »Nun, während sich unser neues Gehirn komplettiert, sollten wir wieder in den Ring steigen und die Chloraner dorthin zurückschicken, wohin sie gehören – das Großgehirn hat mir die Gleichungen heute früh ausgerechnet.«
Aus den alten valeronischen Unterlagen hatten Radnor und der Bardyle komplette Daten über die große Katastrophe zusammengetragen – und mit diesen Daten war es kein Problem gewesen, den jetzigen Stand der chloranischen Heimatsonne festzustellen. Die Berechnungen der Antriebs- und Steuerkräfte, die aufgebracht werden mußten, um den Planeten wieder in seine Kreisbahn zu bringen, waren äußerst kompliziert; aber wie Seaton schon gesagt hatte, bereiteten sie dem gewaltigen Gehirn keine unüberwindlichen Schwierigkeiten.
Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, umgaben die beiden irdischen Wissenschaftler den gegnerischen Planeten mit einer Energiezone und belegten ihn mit einem Zeitstillstand. Dann errichteten sie Energiekontrollstationen rings um den Planeten und stellten diese mit der notwendigen Präzision ein, so daß der Planet in die Kreisbahn einschwenken würde, die er schon früher um seine Heimatsonne beschrieben hatte.
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