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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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absonderte. Er konnte es kaum abwarten, hineinzubeißen. Sein Magen knurrte bereits ungeduldig.
    Als es endlich so weit war, riss er vorsichtig mit den Fingern ein Stück vom heißen Fleisch ab und stopfte es sich in den Mund. Es schmeckte so umwerfend, wie die seltenste Delikatesse nicht hätte schmecken können. Zufrieden kauend betrachtete er die schöne Hayat im gelben Flammenschein, ihr weiches Gesicht und dann den sternenübersäten Himmel. Myriaden weiß und bläulich schimmernde Lichter über ihnen schienen geheimnisvolle Signale auszusenden, und im Zentrum des Sternengefunkels stand die rotgoldene Sichel des Mondes wie ein Wächter.
    »Das schmeckt fantastisch«, sagte er. »Was ist das?«
    Sie grinste. »Wüstenschlange. Leichter zu fangen als Vögel und schmackhafter als die Skorpione, die sich hier überall herumtreiben.«
    Karim würgte. Schlange? Er mühte sich, den Bissen, den er noch im Mund hatte, nicht auszuspucken, schluckte ihn angewidert herunter und sagte: »Willst du mich vergiften? Das kann doch nicht gesund sein!«
    »Alles, was den Hunger stillt, ist gesund.« Wie zum Beweis steckte sie sich ein weiteres Stück Fleisch in den Mund.
    Karim kam sich plötzlich vor wie ein Feigling. Wie tapfer diese Frau war und wie selbstständig. In ihr vereinten sich Wildheit, Mut und Schönheit zum Begehrenswertesten, das ihm je begegnet war. Er zwang sich zu einem Lächeln und sagte, um nicht wie ein Idiot dazustehen: »Ich meine ja auch mehr langfristig gesehen. Wie soll man mit so einem Essen 200 Jahre alt werden?«
    »Wie ist es dir denn in deinen letzten 28 Jahren ergangen, dass du so erpicht darauf bist, noch weitere 172 zu erleben?«, fragte sie zurück.
    Der unüberhörbare Zynismus in ihrem Tonfall ärgerte ihn. »Ach, so schlecht war es gar nicht! Ich habe eine fundierte Schulausbildung, ein abgeschlossenes Studium und eine verantwortungsvolle Aufgabe im Zentralarchiv. Außerdem   …« Er hielt inne. Mit einem Mal kam er sich lächerlich vor. All die Dinge, die er in den letzten Tagen erlebt hatte, hatten sein Dasein so auf den Kopf gestellt, ihn sich selbst so viele Fragen stellen lassen, dass es geradezu ein Witz war, wie er sich jetzt benahm. Dabei gab es so vieles, das er wissen wollte, und Hayat, dessen er sich sicher, kannte auf all seine Fragen die Antworten.
    »Sag mir, was in der SLAM-Welt vor sich geht«, bat er leise. »Was wird da mit uns gemacht? Woher kommen all die Dinge, mit denen wir uns umgeben, und woher die Babys? Wer steuert das alles, Hayat? Ist es Allah?«
    »Allah hat nichts mit all dem zu tun. Ich denke sogar, dass es ihn sehr traurig macht, zu sehen, was aus der Welt geworden ist, die er einst geschaffen hat. Und aus den Menschen.« Sie wischte sich die Hände mit Sand ab. »Ich könnte dir jetzt alles erklären, aber du würdest es nicht verstehen. Es sprengt deine Vorstellungskraft, wie grausam die Dinge in Wirklichkeit stehen. Du musst es mit deinen eigenen Augen sehen, und das wirst du. Morgen. Aber glaube nicht, dass es mit dem Lüften des Geheimnisses getan ist und dann alles zu einem glücklichen Ende kommt. Wir haben es mit einer unfassbar intelligenten und verschlagenen Gegnerin zu tun. Ihre Macht übersteigt alles, was sich ein Mensch ausma len kann. Sie ist gottähnlich.«
    Hayat beugte sich vor und musterte ihn durchdringend. Ihr Blick machte ihn nervös, mehr noch, als die Dinge, die sie sagte. Sie nahm seine Hände und flüsterte beinah: »Es gibt nur einen einzigen Menschen, der dieses Wesen davon überzeugen kann, dass es den falschen Weg eingeschlagen hat. Und das kann er nicht mit Gewalt, sondern nur mit Liebe erreichen.« Der Druck ihrer Hände wurde intensiver. »Du bist dieser Mensch, Karim. Du bist dieser Auserwählte. Du kannst die Dinge vielleicht wieder in Ordnung bringen   – und nur du! Der Grund, warum du bisher so unbeschadet davongekommen bist, liegt nicht darin, dass du vielleicht Glück gehabt hast oder so außerordentlich geschickt bist. Deine erfolgreiche Flucht ist lediglich Teil eines Planes jener Macht.«
    »Was erzählst du da?«, wollte er verwirrt wissen. »Das würde ja bedeuten, dass diese Macht, von der du sprichst, gewollt hat, dass das alles passiert. Dass ich all die Dinge entdecke, die ich gesehen habe, diese Katakombe, das Archiv, den stählernen Hund   … dich!«
    »Denk mal an das Taschentuch. Warum hast ausgerechnet du es gefunden?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Weil du es finden solltest, Karim! Die Macht will

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