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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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zur Wehr setzen können wird . Bald wird er nicht mehr die Energie haben, um aufzustehen und wieder einen Tag zu ertragen. Er fasst einen Entschluss. In die Wüste sollen sie ihn bringen, bittet er seine Diener . Sie sollen ihn dorthin schaffen , wo seine Vorfahren jeden Tag um ihr Leben gekämpft haben, so wie er jeden Tag gegen sich selber kämpfen muss. Dort will er sein, wenn sein letzter Moment anbricht, seine Augen auf den immerwährend en Sand gerichtet, dort in der Stille. Nur d er Wind wird da sein, sagt er sich.
    Sie tragen ihn am frühen Abend hinaus aus der Stadt , befördern ihn hin zu den großen gelben Wellen, die seit Urzeiten ü ber die trockene Erde fließen. Bringt mich nach oben, ich will hinauf , sagt er ihnen , und sie schwitzen beim Aufstieg in der schwindenden Hitze des Tages, weil er nicht mehr alleine laufen kann und sein Körper kraftlos ist .
    Oben angekommen schickt er sie fort. Lasst mich alleine und kommt nicht vor morgen früh wieder , befielt er ihnen , und sie gehorchen. Sie gehorchen immer, denn er is t der Bey, der Mann, auf den man hört. Und dann sitzt er alleine, am Ende seines Lebens auf einem Hügel aus Sand, blickt in die untergehende Sonne und verabschiedet sich von seinem Leben. Er freut sich auf den Tod, wird er ihn doch endlich von der Last der Trauer in seinem Herzen erlösen. Er wird ihn willkommen heißen, wenn er sich nicht von hinten an ihn anschleicht, sonder n den Mut besitzt, ihn von vorne anzuspringen . Er streckt seine Füße aus und streift d ie Schuhe ab. Gräbt seine Zehen in den Sand, fühlt die Hitze des Tages noch darin und ahnt schon die Kälte, die b ald an ihm hinaufkriechen wird   …
    …   Das Tier schlängelte sich mit langs amen Bewegungen auf ihn zu. Seine Zunge hatte ihn schon registriert, la nge bevor ihre Augen die Silhouette auf der Spitze der Düne wahrnehmen konnten.
    Karim starrte die Schlange an und folgte fasziniert ihren anmutige n Bewegungen. War das der Tod, der nun von vorne auf ihn zukam? In seinem Mund breitete sich ein Geschmack aus, an den er sich nicht erinnern konnte. Rauchig, nach verbranntem Holz riechend, und auf seiner Zunge der Saft weißen, fast süßen, zarten Fleisch es. U nd obwohl er ihm fremd war , wusste er s ofort, dass es sich um den Geschmack der Schlange handelte .
    »Hayat«, sagte er. » Hayat, das Leben, mein Leben   …« Aus der Tiefe seiner Seele, in der sein Feind hauste , stieg ein durchdringender Schrei seine Kehle empor, brachte Schmerz mit, vernichtenden Schmerz und endlich die Erinnerung. »Hayat! Hayat! Hayat, wo bist du jetzt?«
    Wie gelähmt sah er dabei das Reptil an und konnte plötzlich das Feue r riechen, sah das Gesicht der Frau, die vor ihm hockte und kleine Fleisch stücke auf einen Stock spießte.
    » Hayat   …« Es war diesmal m ehr ein Heulen als ein Schrei, aber zumindest schenkte ihm sie ihm wieder ihr unwiderstehliches Lächeln.
    Der Untergrund , in dem sich seine Zehen festgekrallt hatten, begann zu vibrieren und wurde wie Wassertropfen hochgeschleudert. Rund um die Stelle, auf der er saß, bildet en sich Ringe aus tobendem Sand. Immer mächtiger wurde das Beben , und ein tiefes Grollen bahnte sich seinen We g aus dem Erdinnern ans Licht. Noch d en Geschma ck von Schlangenfleisch i m Mund , blickte Karim an seinem gealterten Körp er hinunter und lachte bitter . HAVVA2 !   – Sie hatte ihn getäuscht, wieder einmal , und er hatte versagt! Sie hatte ihm einen leichten Weg geboten, weg von der Last der Verantwortung , und er hatte ihn beschritten. Seine Furcht vor einer Konfrontation war zu groß gewesen. Er war nur einer der verweichlichten Söhne der perfekten SLAM-Welt von HAVVA2, mit denen sie nach ihrem Belieben wie mit Spielzeugen umspringen konnte. Er hatte nicht gekämpft, hatte es nicht einmal versucht, sondern war ohne zu zögern ihrer Versuchung erlegen. Er hatte vergessen, als sie ihm anbot, zu vergessen , und sich ihrem Willen gefügt, weil er zu schwach, zu armselig und zu feige war! Nun aber hob sich d er Vorhang ihrer perfiden Täuschung , und mit einem Blick erschloss sich ihm das alles .
    Vor seinen Füßen rutschte der Sand weg, hinein in einen kleinen Trichter, der sich gebildet hatte. Mit der Geschwindigkeit abfließenden Wassers verschwanden die Sandmassen in diesem Schlund, der sich mehr und mehr in seine Richtung ausbreitete und alles schluckte, was in seiner Nähe war.
    So würde es also enden? Von der Wüste verschlungen in seinem

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