SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast
ist schärfer als beabsichtigt. Aber Janie hat wirklich angefangen, sich über die Ruhe zu freuen.
Carl sagt gar nichts, und Janie bekommt Schuldgefühle. »Tut mir leid, das kam jetzt irgendwie falsch heraus.«
»Na ja, gut«, antwortet er. Aber er klingt immer noch beleidigt. »Ich habe angerufen, um dich zu fragen, wann ich dich für unser Treffen um zwei mit Captain abholen soll.«
Janie setzt sich ruckartig auf.
»Oh Mist!« Sie sieht auf die Uhr. »Verdammt, das habe ich total vergessen.« Sie sieht sich im Raum um, ob alles an seinem Platz ist, dann schießt sie aus der Tür. Sie zieht sie zu, schließt aber nicht ab, so wie Henry es getan hatte. »Ich … ich bin beim Joggen. Ich flitze schnell nach Hause und dusche kurz. Wie wäre es um fünf vor zwei?«
»Wow, das wird verdammt knapp. Wir werden zu spät kommen. Soll ich dich abholen, wo du gerade bist? Dann bist du schneller zu Hause.«
Janie läuft mit steifen Muskeln die Auffahrt entlang.
»Nein, wir können uns auch gleich bei der Polizeiwache treffen.«
»Was? Nimmst du den Bus? Captain wird sauer sein, ich soll dich doch fahren. Das weißt du doch. Komm schon, Janie.« Er klingt wütend.
Beim Laufen hört man das Keuchen in Janies Stimme. Zwischen zusammengepressten Lippen stößt sie die Luft hervor, um gegen das Seitenstechen anzukämpfen, das sich bereits bemerkbar macht.
»Ich weiß«, sagt sie. »Ich weiß.«
»Wo bist du?«
Sie läuft langsamer.
»Weißt du was, Carl? Ich glaube … geh einfach ohne mich, okay? Ich komme nicht mit.«
»Was? Janie! Komm schon! Tu das nicht! Ich hole dich um fünf vor zwei ab. Das geht schon in Ordnung.«
Janie geht langsam weiter und ist entschlossen. »Nein. Ich habe etwas zu erledigen. Ich werde sie anrufen und es ihr erklären. Geh einfach.«
»Aber …«, seufzt Carl.
Janie schweigt.
»Na gut.« Er legt auf, ohne sich zu verabschieden.
Janie klappt das Handy zu und steckt es wieder in die Tasche. »Gott, ich weiß wirklich nicht, ob ich das schaffe!«
Auf dem Weg nach Hause ruft sie Captain an.
»Ist alles in Ordnung, Hannagan?«
»Eigentlich nicht, Sir«, antwortet Janie. Ihre Stimme bebt. »Ich komme heute nicht. Es tut mir leid.«
Schweigen.
Janie bleibt stehen. »Ich kann nicht zu unserem Treffen kommen. Ich … ich glaube, ich habe meine Entscheidung getroffen.«
Am anderen Ende der Leitung hört man das Knarren eines Stuhls und ein leises Seufzen.
»Okay, nun …« Captain hält inne. »Carl?«
Janie hockt sich an den Straßenrand und schließt die Augen. Sie beißt sich auf den Zeigefinger. Mit einem tiefen Atemzug versucht sie, ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen.
»Noch nicht … bald. Ich brauche ein paar Tage, um herauszufinden, wie ich weitermachen will.«
»Oh Janie«, seufzt Captain.
13:34 Uhr
Sie bleibt auf der Straße stehen, unschlüssig, wohin sie gehen soll. Nach Hause oder zurück zu Henry? Ihr Kopf drängt sie in eine Richtung.
Doch als ihr der Magen knurrt, kennt sie die Antwort.
Es kommt ihr nicht richtig vor, die Lebensmittel ihres Vaters zu essen. Also läuft sie zur Bushaltestelle. Die ganze Zeit denkt sie nach.
Sie weiß, dass sie sich von Carl verabschieden muss.
Für immer.
Es ist nur so schwer, sich das vorzustellen.
14:31 Uhr
Zu Hause macht sich Janie drei Sandwiches. Das eine isst sie, die anderen beiden packt sie in Plastikfolie und legt sie in den Rucksack. Dorothea hat einen ihrer seltenen Auftritte in der Küche und durchsucht den Kühlschrank.
»Soll ich dir ein Sandwich machen, Mum?«, fragt Janie, obwohl sie nicht wirklich Lust dazu hat. »Ich habe alles hier liegen.«
Dorothea lehnt den Vorschlag mit einer achtlosen Handbewegung und einem Grunzen ab, nimmt sich stattdessen ein Bier und schlurft wieder in ihr Zimmer zurück.
Plötzlich geht die Haustür auf.
»He, Janers? Bist du da?«
Es ist Carrie.
Innerlich stöhnt Janie auf. Sie will zurück zu Henrys Haus. »Hi, Kleine? Was gibt’s?«
»Nichts.« Carry schlendert in die Küche, setzt sich auf den Tresen und lässt die Füße baumeln. Sie trägt Flipflops. »Sieh mal, meine Pediküre! Bist du nicht total neidisch?«
Janie richtet ihren Blick auf Carries Fußnägel. »Absolut, Carrie. Sehr niedlich.« Sie füllt eine Flasche am Wasserhahn und wirft sie ebenfalls in den Rucksack.
»Willst du weg?«, erkundigt sich Carrie ein wenig enttäuscht.
»Ja«, antwortet Janie.
»Carl?«
»Nein.« Janie seufzt. Während ihres gesamten Abschlussjahres hatte sie Carrie anlügen
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