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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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Mann das Telefon weglegt. Eine Sekunde vergeht, erstreckt sich in die Ewigkeit. Noch eine Sekunde. Noch eine.
    Dann höre ich ihn schreien.

6. Kapitel
    I ch setze mich auf, bin wie erschlagen und verwirrt. Ich wische mir mit der Hand über die Augen, sie ist mit schwarzem Kajal verschmiert.
    Mein Wecker zeigt zwölf Uhr mittags.
    Plötzlich stürzten die Ereignisse der letzten Nacht wie ein böser Traum auf mich ein.
    Blut auf weißen Laken. Sophies Blut. Die Schreie. Die furchtbaren Schreie.
    Die Verbindung wurde nach etwa einer Minute unterbrochen, aber die Laute des Entsetzens werden mich für immer verfolgen. Ich habe danach mehrmals versucht, erneut anzurufen, aber es war immer besetzt. Vermutlich hatte Sophies Vater den Notruf verständigt und den Hörer danebengelegt.
    Ich hatte ewig lange im Bett gesessen, Koffeintabletten geschluckt und auf Mattie und Amber gewartet. Ich war fest entschlossen, die Augen erst zu schließen, wenn ich meine Schwester in Sicherheit wusste. Doch das ist das Problem beim Schlaf – man kann ihn nicht ewig vermeiden. Er wartete, bis ich angreifbar wurde, und verschlang mich.
    Ich stolpere aus meinem Bett und renne ins Zimmer meiner Schwester. Noch immer leer. Wo kann sie sein?
    Ich höre etwas im Flur – jemand ist im Bad und würgt. Ich laufe, drehe den Knauf, abgeschlossen. Ich hämmere an die Tür.
    »Mattie!«
    Das Geräusch verstummt kurz, und die Person im Bad krächzt: »Hör auf zu brüllen. Mattie ist in der Küche.« Es ist Amber.
    Meine nackten Füße klatschen auf die Holzstufen, dann stürme ich in die Küche. Ich muss Mattie finden und es ihr sagen, bevor sie es selbst herausfindet.
    Doch in der Küche sehe ich, dass es zu spät ist. Sie sitzt auf dem Boden, den Rücken an den Schrank gelehnt. Ihre Haut ist totenblass. Die verlaufene Wimperntusche malt japanisch anmutende Schriftzeichen auf ihre Wangen. Sie hält mit einer bleichen Hand ihr Handy umklammert.
    »Mattie?«, frage ich leise.
    Sie scheint mich nicht zu hören.
    »Mattie.« Ich setze mich neben sie auf die gelben Fliesen und nehme sie in die Arme. Meine Berührung scheint sie zum Leben zu erwecken, und sie schaut mich an.
    »Es ist Sophie. Sie ist tot.«
    Mattie zittert in meiner Umarmung.
    »Sie hat sich umgebracht.«
    Der gestrige Abend schlägt wie eine Welle über mir zusammen, und ich werde zurück in den Albtraum gesogen. Ich sehe Sophies weitaufgerissene, tote Augen. Ich erinnere mich, wie sich das Messer in meiner Hand anfühlte.
    Sophie hat sich nicht umgebracht.
    Sie wurde ermordet.
    Und ich war dabei.
     
    Als ich Mattie vom Küchenboden hebe und in ihr Zimmer bringe, ist Amber verschwunden. Sie hat im Bad eine kleine Kotzlache hinterlassen.
    Ich verfrachte Mattie ins Bett und ziehe ihr die Decke bis zum Kinn, als wäre sie ein Kind. Sie
ist
noch ein Kind. So viel sie auch trinken mag und so kurz ihre Röcke auch sein mögen und so oft sie mir auch sagt, ich solle mich verdammt nochmal um meinen Kram kümmern, ist sie immer noch ein Kind. Die Beweise sind überall zu sehen – die Einhorn-Sammlung im Regal, der Schmuckkasten mit der Ballerina auf der Kommode, wie sie meine Hand hält und mich bittet, sie nicht allein zu lassen. Ich sage, ich müsste nur eine Sekunde weg, um Dad anzurufen, aber sie zittert so sehr, dass ich nachgebe und bei ihr bleibe.
    Gegen eins wird die Haustür geöffnet. Eine fröhliche Stimme weht herein und singt einen Popsong. Vanessa, unsere Putzhilfe. Sie kommt jeden Samstag zum Staubsaugen, Putzen und Staubwischen.
    »Klopf, klopf«, ruft sie und öffnet mit einem Schwung Matties Tür. Sie trägt superenge Jeans und ein weit ausgeschnittenes schwarzes Shirt, das eher in die Disco als zur Hausarbeit passt. Sie reißt die Augen auf, als sie Mattie mit bleichem Gesicht im Bett liegen sieht. »Was ist passiert?«
    Ich stehe auf, versperre ihr den Weg und sage lautlos
Kater
. Vanessa, die noch auf’s College geht, nickt mitfühlend. Sie verschwindet aus dem Zimmer und schließt die Tür ganz leise.
    Als Mattie endlich schläft, schleiche ich auf Zehenspitzen hinaus und wähle die Nummer meines Vaters.
     
    An diesem Abend sitzen Mattie und ich auf der Treppe und warten darauf, dass sich die Haustür öffnet. Dad hat gesagt, er wolle so schnell wie möglich kommen, aber es ist schon fast Zeit fürs Abendessen. Irgendetwas muss mit den Zwillingen schiefgelaufen sein. Etwas Schwerwiegendes, sonst würde er uns in dieser Situation nicht so lange warten lassen.
    Mattie

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