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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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Sophies Eltern gesprochen. Vermutlich findet das Begräbnis am Dienstag statt.« Er fährt sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar, wie er es tut, wenn er nervös ist.
    Er will Mattie die Schüssel reichen, doch sie macht keine Anstalten, sie entgegenzunehmen. Ich greife danach und löffle Bohnen auf meinen Teller, obwohl ich keinen Appetit habe.
    »Mattie? Alles klar?«
    Mattie starrt ins Leere.
    »Mattie?« Die Stimme meines Vaters klingt streng. Wer ihn nicht kennt, würde glauben, er sei nicht wahnsinnig besorgt, sondern wütend. Er kommuniziert mit Essen besser als mit Worten.
    Mattie schüttelt kaum merklich den Kopf und schaut von mir zu meinem Vater.
    »Ich hab einfach keinen Hunger. Darf ich mich hinlegen?«
    Mein Vater nickt, worauf sie den Stuhl nach hinten schiebt und leise aus dem Zimmer geht.
    Dann sieht er mich an. Ich schüttle meine Haare über die Beule. Ich will nichts erklären. Ich will nicht reden.
    Nach einem Augenblick sagt er: »Vee, du musst etwas essen. Du bist nur noch Haut und Knochen.«
    Sind wir das nicht alle? Ist es nicht das, aus dem wir bestehen? Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Die blutige Szene vom Vorabend läuft immer wieder in meinem Kopf ab. Ich zwinge mich, mir eine Gabel Bohnen und Auflauf in den Mund zu schieben, obwohl mir nicht nach Essen zumute ist.
    »Wie geht es dir denn? Hattest du diese Woche einen Anfall? Du hast doch die Tabletten genommen, oder?«
    Ich mache ein unverbindliches Geräusch. Natürlich habe ich Tabletten genommen, aber nicht das Provigil. Koffein ist das einzige, auf das ich mich noch verlassen kann – es hält mich wach und verhindert, dass ich wieder in die Albtraumwelt wandere. Ich habe ständig welche geschluckt, seit ich Mattie auf dem Küchenboden gefunden habe.
    »Mir geht es gut«, sage ich und zwinge noch einen Mund voll Auflauf hinunter. »Ich mache mir nur Sorgen um Mattie.«
    Er schweigt, die Augen auf den Teller und das Wasserglas gerichtet. Er schaut überallhin, nur nicht in mein Gesicht.
    »Du glaubst doch nicht, dass sie so etwas …« Er kann den Satz nicht zu Ende bringen. Er macht sich bestimmt Sorgen, dass Mattie das Gleiche wie Sophie tun könnte. Also das, was alle glauben.
    Daran habe ich auch schon gedacht. Mattie ist nicht so stark, wie sie die anderen in der Schule glauben machen will. Sie hat geweint, als der Klassenhamster starb, da war sie schon in der Achten. Wer weiß, wie sie den Tod ihrer besten Freundin verarbeiten wird? Im Augenblick steht sie noch unter Schock, aber was wird danach passieren?
    Ich schüttle den Kopf. Ich glaube nicht, dass sie
das
tun wird.
    Der Blick meines Vaters bleibt an Matties Stuhl hängen.
    »Ich nehme mir ein paar Tage frei. Aber, Vee, falls es einen Notfall in der Klinik gibt, musst du dich um deine Schwester kümmern.«
    Ich zwinge mich, ihn anzuschauen. Richtig anzuschauen. Ich würde ihm so gerne erzählen, was ich letzte Nacht gesehen habe, dass Sophie in Wirklichkeit gar nicht Selbstmord begangen hat. Ich würde ihn am liebsten in die Küche ziehen und ihm das Telefon in die Hand drücken und sagen, er solle die Polizei anrufen.
    Aber was dann?
    Ich habe es schon einmal erlebt. Ich weiß, was dann passiert.
    Keiner wird mir glauben. Ich muss wieder zu der Psychologin. Dann stopft sie mich vermutlich mit neuen Medikamenten voll, die mich in einen Roboter verwandeln, in jemanden, der innerlich tot ist.
    Nein. Damit muss ich alleine klarkommen.
    »Darf ich gehen?«
    Er mustert mich und nickt. »Natürlich, Liebes.«
    Einen Moment lang sehe ich den Vater, den ich früher gekannt habe – der Spinnen tötete und unter meinem Bett nach Monstern suchte und alles mit einem Kuss und einem Pflaster heilen konnte. Er sieht aus wie sein altes Ich. Als ich meinen Teller in die Küche bringe, fällt mir ein, wann er zuletzt so ausgesehen hat. Es war an einem Tag, bevor ich ihm zu erklären versuchte, was beim Wandern mit mir passiert.
    Bevor er mir nicht glaubte.

7. Kapitel
    D as fluoreszierende Licht im Badezimmer scheint grell. Ich schiebe den Spiegel nach links, greife an einer fast vollen Flasche Provigil vorbei und nehme eine kleine Plastikflasche heraus. Mein Vater versteckt das Ambien weit hinten im Arzneischrank. Er braucht es, wenn er nicht schlafen kann, weil er den Kopf voller kaputter Babys hat. Ich kann das gut verstehen. Wenn ich allein es wäre, der den Tod eines sechs Tage alten Kindes hätte verhindern können, würde ich auch unter Stress leiden.
    Ich

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