Slide - Durch die Augen eines Mörders
öffnet.
Als er in sein Zimmer tritt, bemerke ich etwas, das mir vorhin entgangen ist. Unter seiner Matratze schaut ein Haufen Fotos heraus.
Er geht näher heran, und ich kann auf einem Foto ein Mädchen im roten Bikini erkennen, das auf einem Strandlaken liegt. Das schwarze Haar ist um ihr Gesicht gefächert, und sie trägt eine riesige rote Sonnenbrille. Sophie. Was zum Teufel …?
Entsetzen durchfährt mich. Ich muss herausfinden, weshalb er Bilder von Sophie in seinem Zimmer hat. Ehe ich mich versehe, stehe ich neben der Matratze und breite die Fotos auf dem Boden aus.
Ein Teil von mir begreift, dass ich Rollins kontrolliere, aber mir geht es nur um meine Frage.
Ich sehe Bilder von Sophie in der Schule, in ihrem Cheerleader-Kostüm, sogar in Boxershorts und T-Shirt, das Haar zu einem Bauernzopf geflochten. Nicht nur das, er hat auch Fotos von Amber Prescott.
Eins fällt mir besonders ins Auge. Ich nehme es, um es näher zu untersuchen. Es ist ein Bild von Amber und Sophie beim Training. Im Hintergrund steht Samantha Phillips mit einem Megaphon auf der Tribüne. Rollins hat ihr Teufelshörner ins rote Haar und einen Teufelsschwanz gezeichnet. In der freien Hand hält sie einen Dreizack.
Warum hat Rollins Fotos der toten Mädchen in seinem Zimmer?
Ich lege das Foto weg und stehe auf, erhoffe mir einen weiteren Hinweis. Eine Tür lockt mich. Als ich sie öffne, werde ich ganz traurig. Zwei Jeans, ordentlich auf Bügeln. Und die Lederjacke, sein kostbarster Besitz.
Mehr ist nicht in dem Schrank.
Da spüre ich, wie ich verschwinde.
Nein
, sage ich mir. Ich halte mit jeder Faser meines Körpers an Rollins fest. Doch so leicht es mir auch gefallen ist, in ihn zu wandern, kann ich mich doch nicht in seinem Körper festsetzen. Ich taumele rückwärts.
Heißes Wasser strömt mir über Schultern und Rücken und vertreibt die Anspannung, die ich seit meiner letzten Wanderung verspürt habe. Ich neige den Kopf nach hinten und lasse das Wasser über mein Gesicht laufen. Dabei denke ich darüber nach, was ich bei Rollins zu Hause gesehen habe.
Ich bin in ihn gewandert, weil ich herausfinden wollte, weshalb er sich am Abend ihres Todes mit Amber getroffen hat. Doch ich bin nur auf neue Fragen gestoßen.
Ein Vorteil war, dass ich Kontrolle über Rollins erlangen konnte. Ich nehme an, es hat etwas mit Konzentration zu tun. Als ich Scotch kontrolliert habe, war ich total sauer und konnte nur daran denken, ihm die Prügel zu verpassen, die er verdient hat. Als ich in Rollins steckte, wollte ich nur herausfinden, weshalb er die Fotos in seinem Zimmer aufbewahrt.
Mein Handy, das ich auf den Rand des Waschbeckens gelegt habe, falls Zane anrufen sollte, klingelt mit einem neutralen Ton. Das heißt, ich kenne den Anrufer nicht. Ich drehe das Wasser ab und greife nach einem Handtuch.
Die Nummer im Display kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann sie nicht einordnen. Es ist die Vorwahl von Iowa City. Ich wickle mich ins Handtuch, stecke den Zipfel unter der Achselhöhle fest und greife nach dem Handy.
»Hallo?«
»Vee?«
Wieder das Gefühl der Vertrautheit, aber ich kann die Stimme nicht erkennen.
»Ja?«
»Hier ist Samantha.«
Die Erinnerung überkommt mich, und es ist, als wäre ich aus der Dusche geradewegs in die Vergangenheit gestiegen, in der ein Anruf von Samantha nicht ungewöhnlich war. Einen Moment lang bin ich sprachlos und stehe mit offenem Mund wie ein Idiot im Badezimmer.
»Samantha? Was gibt es? Hast du versehentlich die falsche Schwester angerufen? Ich kann Mattie holen. Sie hat heute Geburtstag …«
»Deswegen rufe ich ja an.«
»Okay … Und was willst du?«
»Ich organisiere eine kleine Feier bei mir heute Abend. Aber es ist eine Überraschung. Ich habe sie gefragt, ob sie rüberkommen und Filme gucken möchte, aber sie sagte, sie wolle lieber bei ihrer Familie sein …« Bei ihrem Tonfall verdrehe ich die Augen. Es klingt, als wäre es vollkommen lächerlich, dass Mattie Zeit mit ihrer Familie verbringen will.
»Samantha, zwei Mitglieder eures Teams sind tot. Wäre es nicht ein bisschen … unsensibel, heute Abend eine Party zu feiern?«
»Genau deshalb brauchen wir aber doch ein bisschen Spaß. Ich nehme an, Mattie hat die letzten Tage nur im Bett gelegen, stimmt’s? Sie muss raus und ein bisschen feiern. Ich will nur ihr Bestes.«
»Nun, Mattie kann machen, was sie will. Tut mir leid, wenn ich dir den Abend verderbe.«
Samantha hält inne.
»Ganz ehrlich, Vee, ich will
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