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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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zugetraut hatte. Sie hatte eher Kitsch erwartet, teuren vielleicht, aber Kitsch. Teuer war die Einrichtung tatsächlich. Das dicke Leder der Möbel schimmerte matt, Schränke und Regale waren aus teurem Vollholz, der Boden aus Echtholzparkett. Paula hätte gewettet, dass auch die Bilder an den Wänden Originale waren. Aber sie verstand nicht genug von Kunst, um das beurteilen zu können.
    Sie stellte sich in die Mitte des Raums und drehte sich langsam um ihre eigene Achse. Sie hatte das Gefühl, dass mit diesem Zimmer etwas nicht stimmte und brauchte ein paar Minuten, ehe sie es benennen konnte. Alles war zwar perfekt komponiert und aufeinander abgestimmt, aber es fehlte die persönliche Note. Dies hätte ein beliebiges Hotelzimmer sein können. Wenn der Gast es verließ, blieb nichts von ihm zurück.
    Kastor kam zurück und reichte ihr ein Blatt Papier. »Ich habe mir erlaubt, Ihnen eine Kopie zu machen. Bitte sehr.«
    Sie nahm es und warf einen Blick darauf. Sie musste zweimal hinsehen, ehe sie den Betrag glauben konnte, der dort geschrieben stand: 920.000 Euro. Ein mitkopiertes Farbfoto zeigte ein Collier aus größeren Smaragden und kleineren durchsichtigen Steinen, bei denen es sich laut Beschreibung auf der Quittung um Diamanten handelte. In der Mitte des Colliers befand sich ein Anhänger in Form einer Libelle, deren Flügel aus filigranem, mit Smaragden und Diamanten besetztem Golddraht bestanden. Es handelte sich zweifellos um das Collier, das Jasmin Stojanovic auf den Fotos in ihrer Bewerbungsmappe trug.
    »Und hier ist die Quittung, die sie mir unterschrieben hat, als ich ihr das Collier am Dienstagabend überlassen habe. Den Text habe ich geschrieben. Sie hat unterzeichnet.« Er grinste mal wieder überheblich. »Ich nehme an, Sie sind nun überzeugt, dass ich Jasmin dieses Collier niemals geschenkt habe. Ein derart wertvolles Schmuckstück würde ich nicht mal einer Frau schenken, die ich zu heiraten beabsichtige. Wenn Sie es nicht bei Jasmin finden, erstatte ich Anzeige wegen Diebstahls. Möglicherweise hat der Mörder es gestohlen.«
    »Dafür ist das FK 2 zuständig, nicht meine Abteilung.« Paula massierte sich die Schläfe, denn die Migräne nahm zu.
    »Haben Sie Migräne?«
    Sie ließ die Hand sofort sinken. »Wie lange kannten Sie Frau Stojanovic?«
    »Starker schwarzer Kaffee mit dem Saft einer frisch gepressten Zitrone. Ohne Zucker. Schmeckt scheußlich, aber es hilft manchmal. Meine Schwester schwört darauf, wenn sie Migräne hat. Soll ich Ihnen eine Tasse machen?«
    »Nein danke. Beantworten Sie meine Frage.«
    Kastor zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie irgendwann letztes Jahr kennengelernt. Ich glaube, es war auf der Party eines gemeinsamen Bekannten.«
    »Erinnern Sie sich noch, wann genau das war?«
    Er setzte sein Pokerface auf. »Nein. Solche Dinge sind für mich nicht wichtig.«
    Paula war sich sicher, dass er das noch ganz genau wusste. Vielleicht nicht mehr auf den Tag genau, aber den Monat oder die Jahreszeit mit Sicherheit. »Hat sie Ihres Wissens da schon für Severin gearbeitet?«
    »Ich glaube, der gemeinsame Bekannte hatte sie tatsächlich über den Escort-Service gebucht. Danach gefragt habe ich ihn natürlich nicht.«
    »Also, noch mal zur Klarstellung: Sie haben Frau Stojanovic bei einem Bekannten kennengelernt, von dem Sie erfahren haben, dass sie bei Severin arbeitet. Erst danach haben Sie irgendwann ihre Dienste selbst gebucht. Und irgendwann danach haben Sie ihr zum ersten Mal das Collier geliehen.«
    Kastor applaudierte ironisch. »Sie haben es erfasst, Frau Rauwolf. Genau so war es.«
    »Wie erklären Sie dann, dass Frau Stojanovic dieses Collier bereits getragen hat, als sie sich für ihr Portfolio bei Severin fotografieren ließ?« Sie hielt ihm die Fotokopie hin. »Sie wollen mir wohl kaum weismachen, dass so ein Stück Massenware ist.«
    Damit hatte sie ihn kalt erwischt. Er starrte sie durchdringend an und hatte offensichtlich auf die Schnelle keine Ausrede parat.
    »Nun?«
    »Stimmt, das Stück ist eine Einzelanfertigung. Die Sache ist allerdings ganz anders als Sie jetzt denken. Als ich Jasmin kennenlernte, trug sie ein solches Collier aus falschen Steinen. Das Gold war echt, die Steine billige Imitate. Aber mir gefiel die Form mit dieser hübschen Smaragdjungfer-Libelle. Deshalb habe ich mir erlaubt, eine exakte Kopie mit echten Steinen in Auftrag zu geben. Die habe ich Jasmin immer dann geliehen, wenn sie mich zu entsprechenden Veranstaltungen begleitet

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