Smaragdjungfer
Tür von ihr.
»Wenn du irgendwas brauchst, Paula, klingel einfach. Ich bin den ganzen Abend zu Hause.«
Paula nickte und wünschte ihm einen schönen Abend. Sie ging ins Bad und nahm eine heiße Dusche. Sie zitterte immer noch. Die Übelkeit hatte zwar nachgelassen, aber der Magen hatte sich noch nicht wieder beruhigt, und der Bauch tat weh. Als sie ihr Gesicht im Spiegel betrachtete, sah sie, dass das Ohr rot und geschwollen war. Wo der Faustschlag sie am Kiefer getroffen hatte, begann das Fleisch sich dunkel zu verfärben. Die Zähne taten ihr ebenfalls weh, immerhin saß kein Zahn locker. Glück gehabt. Ebenso dass sie sich bei der Attacke nicht versehentlich auf die Zunge gebissen hatte.
Dass sie sich trotz ihres Trainings, in dem sie immer gut gewesen war, nicht gegen die drei Männer hatte wehren können, machte ihr zu schaffen. Die letzten sechzehn Monate hatten ihr den Biss genommen. Verdammt, das musste sie schnellstens in den Griff bekommen. Denn beim nächsten Mal würden Ben und Spike nicht da sein, um sie rauszuhauen. Sie fühlte sich elend und hätte sich am liebsten ins Bett gelegt, die Decke über den Kopf gezogen und Kastor und den Scheißfall einfach vergessen, bis die Kollegen ihn irgendwann gelöst hätten. Aber sie musste sich ihren Ängsten und Dämonen stellen. Das hatte sie gelernt.
Sie zuckte zusammen, als sie Christophers Bild im Spiegel sah. »Meine Wölfin, die Dämonenbezwingerin. Sei vorsichtig. Sonst sehen wir uns schneller wieder, als dir lieb ist.«
Sie wünschte sich, ihn an ihrer Seite zu haben, sich an ihn kuscheln zu können, sich von ihm halten und beschützen zu lassen. Doch sie war allein.
Sie brach in Tränen aus, lief ins Schlafzimmer, rollte sich auf dem Bett zusammen und weinte. Der Schmerz über Christophers Verlust war wieder fast so präsent wie damals. Sie vermisste ihn schrecklich. Und egal wie oft sie sich einredete, dass das Leben weiterging, er fehlte ihr. Deshalb gönnte sie sich den Luxus, eine Viertelstunde lang zu heulen wie ein Schlosshund. Danach tat ihr der Kopf noch mehr weh. Und besser fühlte sie sich auch nicht.
Sie quälte sich hoch, schluckte zwei Schmerztabletten und rezitierte das Mantra, das sie beruhigte, während sie noch einmal unter die Dusche ging und sich dabei intensiv vorstellte, dass mit dem Wasser, das über ihren Körper floss und im Abfluss verschwand, auch ihr Leid und der Schmerz aus ihr herausflossen. Da sie darin inzwischen eine Menge Übung hatte, funktionierte es halbwegs.
Anschließend fühlte sie sich in der Lage, zusammen mit Lukas Jasmin Stojanovics Wohnung zu durchsuchen.
Lukas wartete bereits vor dem Haus in der Bismarckstraße, als Paula dort eintraf, penibel gekleidet wie immer. Er starrte sie entsetzt an. »Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?«
»Kastors Schläger wollten mir nachdrücklich klar machen, dass ich ihn in Ruhe lassen soll. Leider gibt es wieder mal keine Beweise dafür, dass er sie geschickt hat. Ich weiß ja nicht mal, wer die Typen überhaupt waren.«
Paula schloss die Haustür mit Jasmin Stojanovics Schlüssel auf. Schon als sie den Treppenabsatz im ersten Stock erreichten, sahen sie, dass das Siegel der Wohnungstür abgerissen worden war. Und hinter dem Türspion brannte deutlich sichtbar Licht.
Paulas Herz schlug bis zum Hals. Ihr Magen verkrampfte sich, und ihre Hände zitterten, als sie ihre Pistole zog, die sie wieder am Gürtel trug. Ihr Nervenkostüm war immer noch reichlich angeschlagen von dem Überfall. Sie atmete ein paar Mal tief durch und packte die Waffe fester. Das Zittern hörte auf. Die antrainierten Reflexe übernahmen das Kommando. Schließlich hatte sie solche Situationen oft genug trainiert.
Lukas zog ebenfalls seine Waffe. Sie verständigten sich mit kurzen Zeichen, schlichen zur Tür und lauschten. Gedämpfte Laute drangen aus der Wohnung. Paula steckte leise den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn geräuschlos um. Zentimeter für Zentimeter schob sie die Tür auf.
Drinnen brannte tatsächlich Licht, und Geräusche aus dem Wohnzimmer ließen darauf schließen, dass jemand es durchwühlte. Paula öffnete die Tür ein Stück weiter. Die Angeln gaben einen quietschenden Laut von sich. Augenblicklich wurde es im Wohnzimmer still. Wer immer sich hier herumtrieb, war jetzt gewarnt und fortgesetzte Lautlosigkeit überflüssig.
»Polizei!«
Keine Reaktion. Im Wohnzimmer blieb weiterhin alles still.
»Kommen Sie mit erhobenen Händen in den Flur!«
Auch das erzielte
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