Smaragdjungfer
waren.«
»Der Kerl lügt doch! Und die Angestellten sagen alles aus, was Graf von ihnen verlangt. Die Nutten ohnehin. Für einen Extrabonus erzählen die doch, was immer er will. Siehst du das denn nicht?«
»Das sehe ich sehr wohl.« Roemers Stimme klang scharf. »Aber Fakt ist nun mal, dass Kastor ein von sechs Zeugen bestätigtes Alibi hat. Das kann und darf ich nicht ignorieren. Solange wir Graf und seinen Leuten die Lüge nicht nachweisen können, hat Kastor ein Alibi, und deshalb mussten wir ihn auf freiem Fuß lassen. Und das musst auch du akzeptieren.« Er sah sie mitfühlend an. »Wir kriegen ihn, Paula. Mein Wort drauf. Aber im Moment können wir ihm nichts beweisen.«
»Das werd’ ich ändern.«
»Untersteh dich, irgendwas gegen ihn zu unternehmen. Wir ermitteln sauber und korrekt. Und sobald wir einen unerschütterlichen Beweis gegen ihn haben, nehmen wir ihn fest. Aber erst dann und keine Sekunde eher. Hast du das verstanden?«
»Ich beschaffe dir den Beweis!«
Sie riss Roemers Bürotür auf und stiefelte hinaus. Er folgte ihr.
»Paula, warte!«
Er holte sie am Treppenaufgang ein. Von unten kam ihnen Ture Hansen entgegen.
»Bravo, Rauwolf. Hast du hervorragend hingekriegt. Wie viele tote Kollegen musst du denn noch auf dem Gewissen haben, bevor du endlich den Dienst quittierst und verschwindest?«
Paula rammte ihm mit einem Mae-Geri-Kick die Fußspitze vor die Brust. Hansen verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts die Treppen hinunter.
»Paula!« Roemer packte sie am Arm und riss sie zu sich herum.
Tränen liefen ihr über das Gesicht, und ihr Blick sagte mehr als alle Worte, wie es um sie stand. Bevor Roemer noch etwas sagen konnte, kam Hansen wieder auf die Beine. Außer ein paar Prellungen schien er den Sturz gut überstanden zu haben.
»Das kostet dich den Job, Rauwolf! Hast du das gesehen, Jakob? Hast du gesehen, was diese wildgewordene Furie mit mir gemacht hat?«
»Ja, ich hab’ genau gesehen, dass du so dämlich warst, über deine eigenen Füße zu stolpern und allein aus diesem Grund die Treppe runtergefallen bist.«
Hansen starrte ihn perplex an. »Das ist nicht dein Ernst! Diese dämliche Kuh –«
»Halt die Luft an, Ture.«
Paula drängte sich an ihm vorbei und rannte aus dem Gebäude.
»Paula, warte!«
Sie hörte nicht auf ihn. Roemer stieß frustriert die Luft aus und knöpfte sich Hansen vor.
»Pass jetzt mal ganz genau auf, denn ich sage das nur ein einziges Mal. Du hältst ab sofort dein verfluchtes Schandmaul und lässt Paula in Ruhe. Selbst einem missgünstigen Idioten wie dir dürfte klar sein, dass sie Rambachers Tod nicht verschuldet hat. Sie kehrt nach fast anderthalb Jahren wieder in den Dienst zurück, aber statt das zum Anlass zu nehmen, die alte Feindschaft zwischen euch zu begraben, hast du nichts Besseres zu tun, als sie zu mobben und mit Christophers Foto und seiner Fallakte ihre kaum verheilten Wunden wieder aufzureißen. Und wage nicht zu leugnen, dass du das warst«, fuhr er Hansen über den Mund, als dieser ihn zu einem Protest öffnete. »Vielleicht denkst du bei Gelegenheit mal darüber nach, welche Gesinnung du dir selbst mit dieser Scheißaktion bescheinigt hast.« Er hob drohend den Zeigefinger und hielt ihn Hansen so dicht vors Gesicht, dass er beinahe dessen Nase berührte. »Entweder du lässt Paula in Ruhe, oder ich unterschreibe mit Freuden dein Versetzungsgesuch. Noch heute. Verstanden?«
Er wartete Hansens Antwort nicht ab, sondern lief auf den Parkplatz, in der Hoffnung, Paula noch zu erwischen. Zu spät. Er sah nur noch ihren Wagen um die Ecke biegen. Er kehrte in sein Büro zurück und versuchte, sie auf dem Handy zu erreichen. Sie ging nicht dran. Er seufzte. Was immer sie vorhatte, würde sie in Teufels Küche bringen. Eins stand jetzt schon fest: Was er zu ihrem Besten gezwungen war zu tun, würde ihr ganz und gar nicht gefallen. Aber sie ließ ihm keine andere Wahl.
Paula hielt mit quietschenden Reifen schräg in einer Parklücke vor dem Dancing Cats . Sie rannte die Außentreppe zu Kastors Wohnung hoch, wobei sie zwei Stufen auf einmal nahm, und klingelte Sturm. Kastor öffnete wenige Sekunden später.
»Was zum –«
Sie stieß ihn in die Wohnung, packte seinen Arm, drehte ihn auf den Rücken und drückte Kastor gegen die Wand. Ein heftiger Schmerz fuhr durch ihren verletzten Arm in die Schulter bis zum Magen. Ihr wurde übel. Sie ignorierte es.
»Sie sind festgenommen wegen des Mordes an Lukas Rambacher. Ihre
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