Smart Magic
zu einer Zeit, in der wir alle unsere Truppen brauchen werden, um unseren Vorstoß im Süden weiter voranzutreiben. Dieser Aufstand muss im Keim erstickt werden; ich brauche die unbedingte Gewissheit, dass in unserem Kernland alles ruhig ist, wenn wir die Armee in den Süden führen.«
Das klang wiederum beunruhigend genug, aber der Moment, um zu widersprechen, war vorbei, das wusste Alex. Wie immer fühlte er sich in Gegenwart des Sar’thosa klein und unbedeutend.
Alex wusste mittlerweile, dass der Herr der Magatai diese Wirkung auch auf andere Leute hatte. Er war Zeuge gewesen, wie selbst erprobte Soldaten und gestandene Männer in seiner Gegenwart zu zittern begannen. Aber von einem frischgebackenen Anführer erwartete der Sar’thosa sicher anderes. Also riss Alex sich zusammen, straffte die Schultern und wiederholte: »Ja, Herr.«
»Du brichst morgen mit fünfzig Reitern auf. Das sollte genügen. Ihr sollt keine Schlacht schlagen, sondern nur die Ordnung wiederherstellen. Lass die Rädelsführer hängen, und nimm ein paar der Kinder mit. Das wird sicherstellen, dass Toliosa so schnell kein zweites Mal aufbegehrt.«
Dazu konnte Alex nur noch nicken, ein weiteres Wort brachte er nicht heraus. Er hatte keine Ahnung, wo Toliosa lag oder was dort vor sich ging. Aber so, wie es aussah, hatte er jetzt wohl keine andere Möglichkeit mehr, als es herauszufinden. Du und deine große Klappe, dachte er ärgerlich. Aber zugleich wusste er, dass er ohnehin niemals den Mut aufgebracht hätte, sich dem Sar’thosa zu widersetzen.
Der Herr der Magatai musterte ihn noch einmal prüfend. »Jarkas wird dich begleiten, Alexander. Ihr brecht bei Sonnenaufgang auf. Ich will nicht, dass du zu lange fort bist, ich habe andere Pläne mit dir. Ihr reitet nach Toliosa, ihr sorgt dort für Ruhe und kehrt sofort wieder zurück. Verstanden?«
»Verstanden.«
»Du kannst gehen.« Mit einer nachlässigen Handbewegung war Alex entlassen.
Auf dem Rückweg zu seinem Zimmer hallten die Worte des Sar’thosa in seinem Kopf nach. Ich habe andere Pläne mit dir. Das war ein Thema, das irgendwie immer wieder zur Sprache kam, obwohl anscheinend niemand willens oder in der Lage war, Alex zu erklären, was das genau für Pläne waren.
Natürlich hatten die Magatai aus einem bestimmten Grund einen Weltenwechsler auf ihre Seite holen wollen, soviel war klar. »Aber du wirst früh genug mehr darüber erfahren« war in etwa alles, was Jarkas dazu zu sagen hatte, wenn Alex ihn danach fragte.
Insgeheim fürchtete Alex den Tag, an dem er herausfinden würde, was das für Pläne waren. Denn wahrscheinlich würden die Magatai spätestens dann merken, dass sie den falschen Mann erwischt hatten. Und Alex wollte sich lieber nicht vorstellen, was der Sar’thosa dann mit ihm machen würde.
In seinem Zimmer wurde er von Ajun erwartet, der gerade dabei war, den Boden zu fegen.
»Pack ein paar Sachen, Ajun«, sagte Alex, mehr weil es sich richtig anhörte, das zu sagen, als aus einem anderen Grund. »Wir gehen morgen auf eine Reise.«
Der Junge ließ den Besen ruhen und sah ihn fragend an. »Was für Sachen soll ich denn packen, Herr? Wird das eine lange Reise?«
Alex schloss die Augen. Drei Monate. Drei Monate in dieser verfluchten Festung, und Ajun hat mich noch kein einziges Mal beim Namen genannt. Wenn ich sage: »Spring!«, fragt er mich höchstens: »Wie weit?«. Und ich dachte, wir könnten Freunde werden. Wieder einmal hatte er das Gefühl, diesen Ort immer noch nicht besser zu verstehen als an seinem allerersten Tag hier. Der Gedanke machte ihn wütend.
»Mann, keine Ahnung«, knurrte er. »Weißt du, wo Toliosa liegt? Oder was die da für ein Wetter haben?«
Hastig schüttelte Ajun den Kopf.
»Dann verzieh dich und finde es heraus. Wenn du weißt, wie lange wir dahin brauchen, kann ich dir vielleicht auch sagen, was du packen sollst.«
»Natürlich, Herr.« Blitzschnell hatte Ajun die Tür geöffnet und verschwand im Flur.
Als der Junge gegangen war, ließ Alex sich auf sein Bett fallen. Es tat ihm leid, dass er ihn so angefahren hatte, aber die Neuigkeiten des Sar’thosa hatten nicht gerade dazu beigetragen, seine ständig angespannten Nerven zu beruhigen.
Und Ajun konnte manchmal wirklich begriffsstutzig sein.
Ob er Ajun und Elion überhaupt mitnehmen konnte? Der Sar’thosa will, dass ich diesen Trupp anführe. Also ist es wohl meine Entscheidung, ob ich meine Diener mitnehme, dachte er trotzig.
»Ich weiß, wo Toliosa liegt, Herr«,
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