Smart Magic
Entschuldigung nach, aber entweder hörte er sie nicht oder er ignorierte sie einfach. Sie wandte sich an Tom: »Es tut mir leid, dass ich den Worten deines Begleiters nicht geglaubt habe. Es ist nur … Weltenwechsler, das sind nur Geschichten, Erzählungen, verstehst du? Es ist sehr schwer zu glauben, dass du wirklich bist, was dein Rabe behauptet.«
»Bei uns glaubt da erst recht niemand dran. Es gibt vielleicht solche Storys, aber die sind für Kinder.« Er sah sie an. »Und hier gibt es wirklich Magie? Ich meine, das ist eine blöde Frage, ich hab ja selbst … aber ist das normal?«
»Die richtige, mächtige Magie ist selten«, erklärte sie. »Wer sie beherrscht, kann gewaltige Dinge bewirken. Aber fast jeder kennt einen kleinen Zauber. Es ist nicht schwer. Man sammelt die Kraft in sich. Sie kommt aus der Erde, dem Himmel, dem Wasser. Aus allem, womit du dich verbunden fühlst, kannst du die Kraft ziehen. Und man kann sie dazu benutzen, die Welt ein bisschen zu verändern. Es ist ganz normal, nichts Besonderes.«
Stille trat ein.
Tom starrte zum Feuer hinüber, an dem Resk sich zusammengerollt hatte und eingeschlafen war. Die Füchsin hatte sich an seine Beine geschmiegt und döste ebenfalls.
Matani versuchte zu überlegen, was sie jetzt tun musste. Ein Weltenwechsler bedeutete Veränderung, so viel war sicher. Und wenn die Magatai die vielen Mühen nur auf sich genommen hatten, um Tom hierherzuholen, dann würden sie sicherlich alles daransetzen, ihn endlich in ihre Hände zu bekommen.
»Ich hab so was nie für möglich gehalten«, murmelte Tom unvermittelt. »So was passiert doch nicht in echt! Irgendwie habe ich die ganze Zeit gedacht, das alles wäre nur ein Traum. Oder ein komischer Witz auf meine Kosten. Das ist so … irre? Wenn ich das auf Facebook schreibe, werden die Leute …« Er brach ab und biss sich auf die Unterlippe.
»Du träumst nicht«, entgegnete Matani. »Du bist hier, und wir sind hier. Und die Fremden werden dich suchen. Wir müssen noch schneller reisen und noch vorsichtiger sein. Sie werden ihre Reiter ausschicken, und wenn sie uns finden …«
Sie musste nicht weitersprechen. Sie konnte in Toms Miene lesen, dass er sie verstand. Er wollte ebenso wenig zurück zu den Magatai wie sie selbst.
»Wo wohnst du?«, fragte er. »In einer Stadt?«
»Nein. Mein Stamm zieht durch das Gräsermeer. Er wird nicht mehr dort sein, wo ich ihn verlassen habe.«
»Wie willst du ihn finden?«
Matani lächelte. »Das wird mir schon gelingen. Ich bin sehr gut darin, im Gräsermeer aufzuspüren, was ich suche.«
»Durch Magie?«
Ihre Hand strich über den rauen Erdboden. Sie konnte seine Kraft spüren, auch wenn sie sich nicht darauf konzentrierte.
»Ja, Tom, mittels Magie.«
Ein endloser Lauf
Ein endloser Lauf
»Ist es noch weit?«
Obwohl Tom gerufen hatte, antwortete ihm Matani nicht. Sie lief kaum zehn Meter vor ihm. Ihre dunkle Haut bildete einen starken Kontrast zu dem goldgelben Gras. Ihre Schritte waren noch leicht, obwohl sie schon seit Stunden rannten. Tom hingegen fühlte sich erschöpft und müde, und langsam bekam er das Gefühl, dass es nie wieder anders sein würde.
Er war in den letzten Tagen so viel gerannt wie noch nie zuvor in seinem Leben. Stunden vergingen, in denen sie nichts taten, als durch das Gräsermeer zu laufen. Es wunderte ihn selbst, aber irgendwie fand er die Kraft, mit den beiden anderen mitzuhalten. Resk war nicht schnell, trotz seiner Größe, aber der Hügeltroll schien so hart wie der Fels zu sein, dem er ähnlich sah. Matani behauptete, sie könne ihre Kraft aus dem Boden ziehen. Tom hatte es nicht ganz verstanden, aber die Gesetze dieser Welt waren ihm ohnehin fremd.
Der Rabe brach immer mit ihnen gemeinsam auf, wenn sie weiterzogen. Aber seit sie die Verfolger hinter sich gelassen hatten, flog er oft wie ein Späher voran und war viele Stunden lang nicht zu sehen, bis er dann abends in ihr Lager zurückkehrte. Tom hatte beobachtet, dass es Matanis Füchsin meist ebenso hielt.
»Ich brauch ’ne Pause«, rief er und lief langsamer. Als die beiden anderen einfach weiterrannten, hob er die Arme. »Hey!«
Matani hielt inne und sah sich nach ihm um. Es wurmte Tom, dass sie ihn so locker abhängen konnte. Alles nur Magie, erklärte er sich selbst, ohne jedoch wirklich daran zu glauben. Sie war ihr ganzes Leben in der Steppe unterwegs gewesen, jagte, fand ihre eigene Nahrung, konnte allein überleben. Während Tom meist mit der Straßenbahn gefahren
Weitere Kostenlose Bücher