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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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aber es war wenig zu erkennen. Es gab Pferde, die zwischen den Zelten umherliefen, und er glaubte auch, den einen oder anderen Menschen zu sehen. Als sie näher kamen, konnte er nicht nur die Feuer riechen, sondern auch das Essen, das dort unten gekocht und gebraten wurde. Es roch wie bei einem Grillfest. Köstlich.
    Noch bevor sie die äußersten kleinen Zelte erreicht hatten, wurden sie bemerkt. Zwei Schatten lösten sich aus der Dunkelheit und entpuppten sich als ein Junge und ein Mädchen, beide vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als Tom. Sie hatten ebenso dunkle Haut wie Matani, und beide trugen jeweils einen Bogen und einige Pfeile bei sich.
    Matani rief erfreut etwas und fiel dem Mädchen um den Hals, das die Umarmung erwiderte. Der Junge sah mit einem Lächeln zu, dann fiel sein Blick auf Tom und Resk, und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Besonders der Hügeltroll schien ihm Sorgen zu bereiten, aber auch Toms Erscheinung, die unter dem langen Lauf reichlich gelitten hatte, schien ihm nicht wirklich zu gefallen.
    Tom trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und versuchte, den Jungen anzulächeln. Als sein Gegenüber die Stirn runzelte, stellte Tom den Versuch sofort ein. Er kannte sich hier nicht aus, und wer konnte schon sagen, ob ein Lächeln als Begrüßung hier gern gesehen wurde?
    Endlich löste sich Matani aus der Umarmung und wandte sich breit grinsend an Tom und Resk: »Jetzt sind wir sicher.«
    »Super. Können wir …« Tom sah sich um. »Ich würde mich gern hinsetzen.«
    Die Anspannung der Flucht war mit einem Mal von ihm abgefallen, und eine namenlose, tiefe Erschöpfung ergriff von ihm Besitz. Es war, als würde ihm die Erkenntnis, dass sie ihr Ziel erreicht hatten, jeden Antrieb nehmen. Schon fielen ihm die Augen im Stehen zu.
    »Ja, komm!«
    Matanis Aufforderung drang wie durch Ohrstöpsel zu ihm durch, und er riss sich noch einmal zusammen. Sie ging zwischen den Zelten entlang, und Tom folgte ihr gemeinsam mit Resk und den beiden Jugendlichen. Er nahm kaum bewusst wahr, dass die Zelte mit bunten Farben und Bildern bemalt waren und dass die Leute sie aufmerksam beobachteten, ja geradezu anstarrten. Er sah dunkle Gesichter und helle Augen in der Dunkelheit.
    Schließlich kamen sie an ein Feuer, das so hell flackerte, dass es Tom in den Augen schmerzte.
    »Matani!« Eine dunkle Stimme, tief und selbstbewusst, aber voller Freude. Eine weitere Stimme erklang und dann noch eine und immer mehr: »Matani!«
    Ein Mann kam auf sie zu und schloss Matani in seine kräftigen Arme. Er war ein wahrer Hüne, mit mächtigen Muskeln an den Oberarmen und auf der nackten Brust. Er trug nur eine einfache Lederhose und hatte nackte Füße.
    Andere versammelten sich um sie herum. Männer und Frauen, alle dunkelhäutig und mit denselben dunklen Haaren, wie auch Matani sie hatte. Sie trugen Leder und grobe Stoffe, einfache Kleider oder Hosen und Westen. Viele trugen ihre Haare so wie der große Mann, der Matani in eine Umarmung gezogen hatte, in Zöpfen, aber Tom sah auch kahle Schädel und kurze, strubbelige Haare. Es fiel ihm schwer, Details auszumachen. Alles schien ineinanderzufließen, der Kreis der Menschen um sie herum …
    »Da’ir, das sind Resk und Tom«, erklärte Matani, während sie sich von dem Hünen löste.
    Tom nickte und versuchte noch einmal ein freundliches Lächeln. »Hallo. Ich … muss … nur … kurz hinsetzen.«
    Er fiel mehr auf den Hosenboden, als dass er sich setzte. Mit erhobenem Zeigefinger wollte er noch etwas sagen, aber er brachte kein Wort mehr heraus, bevor die Farben aus der Welt flossen und ihn einfach mitnahmen in eine ruhige, sichere Schwärze.

Legenden wandeln unter uns
    Legenden wandeln unter uns

    Manchmal wird man wach und weiß genau, wo man sich befindet. Manchmal ist es anders, und es dauert einen Moment, bis man einordnen kann, was um einen herum passiert.
    Als Tom die Augen aufschlug, wusste er nur, wo er nicht war: zu Hause. Und dann kamen die Erinnerungen, und unvermittelt wurde ihm bewusst, dass er weiter weg war von allem, was er kannte, als jemals zuvor.
    Auch seine Umgebung machte ihm diesen Umstand unmissverständlich deutlich. Er lag auf einer Art Bett, in dicke, warme Decken gewickelt. Direkt neben ihm hing ein Teppich an der Wand, der zwei goldene Pferde vor einem dunkelroten, reich verzierten Hintergrund zeigte. Die Pferde bäumten sich Rücken an Rücken auf, und in den verschlungenen Mustern des Rands entdeckte Tom kleine Umrisse von

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