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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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war und sich seine Pizza im Laden um die Ecke geholt hatte.
    »Eine Rast«, verkündete Matani, ohne dass ihre Stimme verriet, was sie darüber dachte. Dankbar sank Tom zu Boden und streckte seine Gliedmaßen aus. Seine Beine fühlten sich an, als würden sie gleich abfallen. Seine Muskeln schmerzten, seine Knochen waren wie gestaucht, und so ziemlich alle seiner Gelenke wirkten, als ob sie geschwollen wären.
    Resk blieb einfach stehen und hielt Ausschau. Unterdessen kam Matani zu Tom und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du läufst gut«, stellte sie fest, was Tom zu einem bitteren Lachen reizte.
    »Ja, klar. Ohne mich wärt ihr schon längst da. Ihr rennt wie die Teufel, und ich …« Er schloss die Augen. »Ich bin total fertig.«
    »Du läufst weiter und schneller, als ich geglaubt hätte«, erwiderte Matani ernst. »Andere hätten wir längst zurücklassen müssen. In dir ist mehr Kraft, als du denkst.«
    Unsicher sah Tom sie an. Er zuckte mit den Schultern. »Kann sein.«
    »Ich habe darüber nachgedacht, und ich denke, es ist deine Magie«, erklärte sie unvermittelt. »Sie hilft dir.«
    »Magie …« Tom setzte sich auf. Er konnte nichts von Magie spüren. »Wie kann es sein, dass ich dank Magie besser laufe, wenn ich nicht einmal weiß, woher ich sie kriegen und wie ich sie nutzen sollte?«
    Sie legte ihm die flache Hand auf die Brust. »Sie ist in dir. Selbst wenn du es nicht weißt. Vielleicht erinnert sich ein Teil von dir daran? So wie du atmest? Oder wie du laufen kannst, ohne darüber nachzudenken?«
    »Aber du hast gesagt, du musst dich darauf konzentrieren, die Kraft der Erde zu spüren, damit sie dir die Ausdauer schenkt, die du brauchst. Ich konzentriere mich aber nicht, oder wenn, dann nur darauf, bei dem ganzen Gerenne nicht zusammenzuklappen.«
    »Ja, aber das bin ich. Bei dir mag das ganz anders sein. Immerhin bist du ein Weltenwechsler.«
    Die Sonne ging bereits unter, als der Rabe zurückkehrte und in einer engen Spirale zu ihnen herabsank, bis er wenige Meter neben Toms Kopf mit ausgebreiteten Flügeln durch die Luft glitt.
    Vor uns ist etwas. Menschen, Pferde, Wagen.
    Tom sah zu dem Vogel hinüber, dann gab er das, was der Rabe gesagt hatte, so gut es ging im Laufen weiter. Matani verlangsamte ihren Schritt, hielt jedoch nicht an.
    »Ist das gut … oder schlecht?«, fragte Tom keuchend. Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, und in seiner Seite spürte er ein unangenehmes Kribbeln, eine Art Warnung vor dem Seitenstechen, das bald kommen würde.
    »Ich denke, es ist gut. Es ist nicht mehr weit bis zu meinem Stamm. Das muss eigentlich unser Lager sein«, erwiderte sie und wandte dem Raben den Kopf zu: »Schaffen wir es heute noch?«
    Wenn du dich ein bisschen mehr anstrengst, mein Freund, bestimmt, kam die Antwort direkt in Toms Kopf. Inzwischen konnte er besser zwischen seinen eigenen Gedanken und dem Gerede des Raben unterscheiden, aber noch immer war es seltsam; vor allem, wenn der Rabe ihn wenig subtil ausschimpfte.
    »Sehr witzig«, grummelte er, ehe er Matani lauter erklärte: »Ja, er glaubt schon.«
    »Dann los.«
    Sie lief wieder schneller, und Tom beeilte sich, es ihr gleichzutun. Er konzentrierte sich nur noch auf das Laufen, vertrieb jeden anderen Gedanken aus seinem Geist und zwang sich, auch die Schmerzen zu ignorieren. Alles, was zählte, war der nächste Schritt.
    Die Dunkelheit kam, aber Tom achtete gar nicht darauf, so konzentriert war er. Und er war auch überrascht, als Matani und Resk irgendwann anhielten und er vor sich den Grund für ihren Stopp sah.
    In einer Senke zwischen zwei niedrigen Hügeln loderten ein Dutzend oder mehr Feuer. Sie beleuchteten eine ganze Reihe von großen, runden Zelten mit flachen Dächern. Irgendwie hatte er sich immer Indianerzelte vorgestellt, wenn Matani von ihrem Stamm erzählt hatte, doch die Zelte sahen denen aus billigen Spaghetti-Western kein bisschen ähnlich. Andererseits sah auch Matani ja nicht wirklich indianisch aus. Sollte mich der Trash im TV etwa nicht angemessen auf das Leben in der Wildnis vorbereitet haben?, fragte er sich mit einem Grinsen und war selbst erstaunt, das trotz Müdigkeit und brennender Lunge noch zustande zu bringen.
    »Ist das dein Stamm?«
    »Ja«, antwortete sie knapp.
    »Woher weißt du das?«, knurrte Resk.
    »Weil mich jemand erwartet. Kommt.«
    Das letzte Stück Weg liefen sie nicht, sondern gingen langsam in die Senke hinunter. Tom versuchte, Einzelheiten in der Finsternis auszumachen,

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