Smart Magic
näherte. Er hatte sich auf Schläfenhöhe ein gewundenes Tuch um den Kopf gebunden, um seine Haare aus dem Gesicht zu halten, was irgendwie ungewohnt aussah, und schaute sie fragend an.
»Wir sind gleich da«, wiederholte Matani Resks Worte, woraufhin Tom abwinkte.
»Ich weiß. Der Rabe hat mir gesagt, dass alles ruhig ist und niemand zu sehen.«
»Das hättest du uns auch früher verraten können«, erwiderte Resk und erhob sich.
»Sorry. Ich dachte, ihr mit euren tollen Sinnen wüsstet das.«
»So.« Matani sah ihn an, war sich aber nicht sicher, ob er scherzte oder nicht. »Ich habe keine besonderen Sinne.«
»Resk kann im Dunkeln sehen.«
»Aber es ist nicht dunkel.«
»Schon klar, aber ich …«
»Können wir einfach weiter?«, mischte sich Resk grummelnd ein. »Da vorn wollen wir hin, und Reden bringt uns nicht ins Lager.«
Sie folgten dem Hügeltroll, der vorausging. Als sie sich dem Lager weiter näherten, machte sich ein unangenehmes Gefühl in Matanis Magengrube breit. Sie wusste, was es war: Angst. Sie erinnerte sich an das erste Mal, als sie dort in der Nacht alles ausgespäht hatte. Hätte sie damals gewusst, dass sie nur wenig später gefangen genommen und in dem Lager landen und beinahe sterben würde, sie hätte die Beine in die Hand genommen und ihren Vater dazu bewegt, den Stamm in Sicherheit zu bringen. Dorthin, wohin sie jetzt unterwegs sind. Ins Winterlager, tief in der Steppe, wo die Magatai uns nicht finden.
Als sie die Ruinen des Lagers vor sich sahen, atmete Matani tief durch und versuchte, so die Furcht aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie blieben stehen und beobachteten das Gelände eine ganze Weile lang, aber tatsächlich konnten sie keine Bewegung erkennen.
Das Lager bot ein einziges Bild der Verwüstung. Der große Turm in der Mitte war umgestürzt und hatte eine der langen Hallen zerschmettert. Zwei weitere Hallen schienen abgebrannt zu sein, nur eine war noch intakt, aber auch an dieser waren Spuren der Nacht zu sehen, als Tom erschienen und Matani und Resk die Flucht geglückt war.
»Gehen wir hin«, schlug Matani vor, und als niemand protestierte, lief sie in das Lager hinunter. Als sie die freie Fläche betrat, wo die Magatai das Gras niedergebrannt hatten, lief ihr ein Schauer über die Arme, und sie fühlte sich ausgeliefert, aber sie war entschlossen, sich nicht von ihrer Angst besiegen zu lassen. Auf keinen Fall sollten die Fremden eine derartige Macht über sie haben. Sie gab der Füchsin zu verstehen, dass sie im hohen Gras warten sollte. Ein heiseres Bellen antwortete ihr.
»Wonach suchen wir genau?«, fragte Resk.
Matani zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Es dauerte einen Moment, bis ihr auffiel, dass genau diese Worte ganz typisch für Tom waren, der sie immer benutzte. Sie lächelte kurz, dann fuhr sie fort: »Achtet einfach auf alles Ungewöhnliche. Wir sollten vielleicht bei dem gefallenen Turm anfangen.«
Langsam gingen sie zu den Ruinen im Zentrum des Lagers. Von dem vorher so beeindruckenden Turm war nicht viel geblieben. Er war aus Stein erbaut worden und beim Einsturz in viele Quader zerfallen. Matani konnte metallene Überreste in den Steinen sehen, die sich anscheinend an der Seite des Turms nach oben gewunden hatten. Vielleicht war das der Weg, den die seltsamen Lichter genommen haben?
Tom kletterte über einen kleinen Hügel aus Schutt und versuchte, in das ehemalige Innere des Turms zu gelangen. Matani folgte ihm, was nicht ganz leicht war. Unter ihren Füßen rutschten Steine weg, und Staub wirbelte auf. Nicht zum ersten Mal dachte sie, dass die Schuhe, die Tom trug, vielleicht manchmal doch ganz praktisch waren. In der Luft hing noch ein leichter Geruch, der sie an ihre Gefangennahme erinnerte, irgendwie beißend. Sie hustete.
»Nur noch Schrott«, stellte Tom enttäuscht fest. »Was immer das auch war, ich kann nichts mehr erkennen.«
Tatsächlich war vom Inneren des Turms nicht mehr viel übrig. Verbogenes Metall und gesplitterter Stein ragten empor. Es schien eine Art von Metallgerüst gewesen zu sein, das innerhalb des Turms errichtet worden war, aber Matani konnte seinen Zweck nicht einmal ahnen. Als sie näher heranging, entdeckte sie winzige Zeichen, die sich die verbogenen Metallstreben entlangwanden. Und da war noch etwas. Sie kletterte weiter, rutschte das letzte Stück den Schutt hinunter, wobei eine große Wolke Staub aufwirbelte, und hielt sich an einer dicken Metallstrebe fest.
Auf den Steinen direkt vor ihren
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