Smart Magic
schneller Folge.
Das muss die Magie der Magatai sein, erkannte Tom. Die absolute Dunkelheit, ihre Stäbe, mit denen sie Menschen betäuben.
»Tom?«, dröhnte Resks Stimme durch die Finsternis. »Tom?«
»Ich bin hier«, erwiderte Tom, ohne sich vom Fleck zu rühren.
Eine schwere Pranke legte sich auf seine Schulter, und er zuckte zusammen.
»Bin nur ich.«
»Resk, wie hast du mich gefunden?«
»Ich kann dich sehen. Die Dunkelheit ist kein Problem für einen Hügeltroll.«
Seine Stimme klang erstaunlich stolz, aber Tom hatte jetzt keine Zeit, weiter darauf einzugehen. »Was siehst du?«
Tastend legte er seine Hand auf den Arm des Trolls, und Resk stapfte los.
»Es sind Magatai zwischen den Zelten. Sie reiten umher. Sie können in der Dunkelheit sehen, so wie ich. Niemand sonst kann es.«
»Wo ist Matani?«
»Ich sehe sie nicht. Überall rennen Menschen rum wie aufgeschreckte Hühner. Ich glaube, die Magatai versuchen, sie alle zusammenzutreiben.«
Tom konnte die Schreie hören, das Geräusch der laufenden Füße, das Schnauben der Pferde, die Rufe der Magatai. Es war ein Albtraum, von Feinden umgeben, aber blind für ihre Angriffe zu sein.
»Sie werden alle mitnehmen«, flüsterte er entsetzt, als er die Wahrheit erkannte. »Selbst wenn alle ihre Waffen geholt hätten – wie sollen sie in der Finsternis kämpfen?«
»Wir müssen weg«, befand Resk und knurrte leise. Es schmeckte dem Hügeltroll offensichtlich nicht, fliehen zu müssen, und er zögerte.
Flieh oder kämpf, erklang die Stimme des Raben in Toms Kopf. Aber steh nicht nur so herum!
Wie soll ich kämpfen?, entgegnete Tom ihm in Gedanken, nahezu wie gelähmt vor Hilflosigkeit und Verzweiflung. Ich habe keine Waffe, und ich sehe nichts!
Du trägst deine Waffe in dir.
Da verstand Tom. Kleine Kinder, Alte, Männer, Frauen, sie alle würden von den Magatai verschleppt werden, als Sklaven missbraucht, wenn nicht Schlimmeres. Er erinnerte sich an Matanis Erzählung von dem Lager, in dem sie eingesperrt gewesen war. Die Wut und die Angst, die er in ihren Augen gesehen hatte, stiegen nun auch in ihm auf. Ohne zu wissen, wie ihm geschah, hob er die Arme gen Himmel.
»Das werde ich nicht zulassen!«
Er spürte das zögerliche Fließen der Macht in seinem Innern. Diesmal wartete er nicht, bis es von selbst stärker wurde. Er drängte die Magie aus sich heraus, schleuderte die Kraft in den Himmel über sich. Ein langer Schrei entriss sich seiner Kehle.
Plötzlich konnte er wieder sehen. Ein grelles Licht strahlte alles an, tauchte das gesamte Lager in unnatürliche Helligkeit ohne jeden Schatten. Es kam von der Lichtkugel über Tom, doch es war auch überall zugleich, ein Licht ohne klare Quelle, die Essenz des Lichts, in der es keine Dunkelheit mehr gab.
Tom hörte die kehligen Schreie der Magatai, und er sah, wie sie sich ans Visier griffen und versuchten, ihre Augen zu bedecken. Ihre Pferde wieherten angsterfüllt, stiegen auf die Hinterhand, und viele der Reiter fielen brüllend zu Boden.
Innerhalb von wenigen Minuten wendete sich das Blatt, obwohl das Licht kaum so lange anhielt, bevor es verblasste.
Von der plötzlichen Helligkeit geblendet, verloren die Magatai in ihren dunklen Rüstungen anscheinend jede Orientierung und jedes Ziel. Und Matanis Leute fassten wieder Mut und nutzten die unverhoffte Chance, um sich entweder in Sicherheit zu bringen oder zum Angriff überzugehen.
Tom sah, wie Beram am Feuer mit Rufen und emporgestreckten Armen die Jäger und Krieger des Stammes um sich sammelte und mit ihnen über die zu Boden gegangenen Feinde herfiel, während Resk zwischen den Zelten entlanglief und die verbliebenen Reiter vor sich hertrieb, nur fort von den Menschen.
Matani indes stand im Eingang des Heimzelts ihrer Familie, den Bogen in der Hand, verschoss Pfeil um Pfeil, und jeder davon schien einen Magatai zu treffen.
Tom lief zu einem der Gefallenen, nahm ihm die lange, leicht gebogene Klinge aus den Fingern und rannte zu Matani hinüber, bereit, ihr Deckung zu geben, sollte sich einer der Angreifer nähern.
Aber die Fremden kamen nicht zu ihnen, sondern verließen fluchtartig das Lager. Wer sein Reittier verloren hatte und noch nicht getötet worden war, rannte um sein Leben, und diejenigen, die sich auf ihren Pferden gehalten hatten, gaben ihnen die Sporen und verschwanden in der Nacht.
Der Spuk endete so schnell, wie er begonnen hatte, doch einige Krieger des Stammes, angespornt von ihrem unverhofften Sieg, sprangen nun
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