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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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dem Schifftobte ein Sommergewitter,
     sodass die Nässe sie von allen Seiten erwischte und sie nicht besonders gut sehen konnte. Sie stand an der Reling und schaute
     sich die Blitze an, die am Horizont hinuntergingen. Als allerdings plötzlich ein Blitz direkt vor ihr einschlug, erfüllte
     Karin kurze Zeit später ein vollkommen wohliges Gefühl, so als würde sie ihren Mann noch einmal ganz nah spüren können. So
     nah, als sei er in ihren Körper gewandert. Nach den Schilderungen ihrer Mutter fühlte sie sich während dieser paar Sekunden
     oder auch Minuten so glücklich, wie sie es niemals sonst gewesen war. Sie glaubte, dass ihr Mann oder auch seine Energie in
     diesem Moment tatsächlich bei ihr war – auf welche Art auch immer. Und das erfüllte sie mit einer derartig friedlichen Freude,
     dass ihr die Worte fehlten, um den Vorgang näher zu beschreiben. Aber dieses Gefühl, das sie damals ganz deutlich gespürt
     hat, verleiht ihr noch heute ein lebendiges Strahlen in den Augen, wenn sie davon erzählt. Und obwohl sie weiß, dass Clara
     dabei stets unbehaglich zumute wird, wird Karin nicht müde zu betonen, wie wichtig dieses Erlebnis für ihre Sicht auf die
     Welt, für ihren Weg zum Glauben und für einen versöhnlichen Abschied gewesen ist.
    Aber als ihre Mutter all das wieder hervorkramte, nachdem Ben gestorben war, ist Clara einfach nur wütend geworden. Sie konnte
     es nicht fassen, dass ihre Mutter  |65| selbst in dieser tiefen Krise nichts anderes im Sinn hatte, als die Situation auszunutzen, um ihren bescheuerten Esoterikmist
     loszuwerden.
    Und doch muss Clara in letzter Zeit immer wieder darüber nachdenken. Ihr geht die Vorstellung nicht aus dem Kopf, dass Ben
     womöglich irgendwo lauert und nur einen guten Moment abpasst, um sich bemerkbar zu machen. Deswegen hatte sie sich auch so
     erschreckt, als nach ihrer ersten SMS an ihn einfach das Licht ausging. Aber sie hat Angst, ihrer Mutter davon zu erzählen,
     weil der unheimliche Anstrich der Geschichte dann noch realer würde. Dennoch hofft sie jeden Tag von neuem auf ein Zeichen
     von Ben, dass es ihm gutgehe, dass er auf sie aufpasse und er ihr sagen würde, dass doch irgendwann alles wieder gut sein
     wird.
    Auch wenn Clara sich Ben nach dem Treffen mit Dorothea heute sehr nahe fühlt und ihm so etwas in der Art auch gern in einer
     SMS schreiben würde, behält sie ihre Gedanken lieber für sich. Es kommt ihr zwar ziemlich lächerlich vor, doch sie möchte
     Dorothea diesmal den Vortritt lassen, Ben mit Neuigkeiten zu versorgen.

[ Navigation ]
    Sven 
    «Jetzt muss ich mich auch noch beschimpfen lassen!», sagt Sven zur Begrüßung und macht dabei einen Gesichtsausdruck, als sei
     er fast stolz darauf.
    «Guten Morgen erst mal», antwortet Hilke streng. «Ist Breiding wieder durchgedreht?»
    «Nein. Eine neue SMS . Hör zu:
‹Ich bin so sauer auf dich, dass ich dich umbringen könnte.›
Das ist krass, oder?»
    |66| «Was hast du denn verbrochen?», fragt Hilke nun grinsend.
    «Euer Ehren, ich bin vollkommen unschuldig», erklärt Sven mit erhobenen Händen. «Ich war am Wochenende sogar ganz brav!»
    «Ach ja? Glaub ich dir nicht. Aber was schreibt Lilime denn sonst noch so?»
    «Die Morddrohung war gar nicht von Lilime, sondern kam von einem Theo.»
    «Zeig mal!»
    Sven verdreht die Augen, sucht die Nachricht im Display und reicht seiner Kollegin das Telefon.
    Hilke kramt nach ihrer Brille und liest:
     
    Ich bin so sauer auf dich, dass ich dich umbringen könnte. ;-) Aber ich hab dich unendlich doll lieb und kümmere mich um Clara.
     Versprochen! Küsschen, Theo
     
    «Clara, Theo, Lilime – sehr mysteriös. Klingt so, als ob jemand fremdgegangen ist und ein Kumpel sauer auf den anderen ist
     und sich deswegen um diese Clara kümmert.»
    Sven tut gelangweilt. «Keine Ahnung. Ist ja auch egal. Aber wenn das so weitergeht, rufe ich die Nummer an und sag dem Typen,
     dass er endlich aufhören soll, mich zu belästigen!»
    «Und du bist sicher, dass Theo nicht Lilime ist, ja?»
    «Was weiß denn ich? Auf jeden Fall kam diese Nachricht jetzt von einer anderen Nummer.»
    «Und wer ist Noname?», fragt Hilke zur Überraschung von Sven, weil sie nun offensichtlich in seiner Nachrichtenliste gelandet
     ist.
    |67| «Los, hergeben!»
    «Also ich finde die Sache immer spannender», sagt Hilke und reißt einen Becher Joghurt auf, so als würde sie es sich jetzt
     gemütlich machen, um einen «Tatort» im Fernsehen zu gucken.
    Sven steckt das

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