SMS für dich
mit Gorgonzola, ein Pils und einen Whiskey.
Hilke schaut ihn erstaunt an. Obwohl Sven das Bedürfnis hat, sich für den Whiskey zu rechtfertigen, lässt er davon ab, weil
dies den ganzen Auftritt hier nur noch unangenehmer machen würde. Fieberhaft überlegt er, wie er am geschicktesten die Konversation
auf Berufliches oder Unverfängliches lenken könnte, da springt Hilke auch schon auf, grinst erneut und sagt: «Ich muss mal!»
Sven schüttelt nur den Kopf und kann kaum glauben, was er sich hier eigentlich antut. Er schaut sich erneut im Lokal um, und
langsam macht sich doch so etwas wie wohlige Stimmung in seinem Innersten breit. Er denkt, Clara muss einen guten Geschmack
haben, falls dies ihr Lieblingslokal sein sollte. Die Vorstellung, dass sie kürzlich hier gewesen ist, um ihre Bilder zu arrangieren,
lässt ihn sogar ein wenig versonnen lächeln. Plötzlich fühlt er sich wie ein kleiner Junge kurz vor der Bescherung, der die
Spannung auf seine Geschenke nur schwer ertragen kann.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Hilke zurück an den Tisch.
«Der Hammer! Echt cool. Ich hab’s ja gewusst. Die Frau kann was!»
«Du warst nicht wirklich im Festsaal!?», ruft Sven empört und würde am liebsten in seinem Stuhl versinken.
«Jetzt stell dich nicht so an. Ist keinem aufgefallen.»
«Und? Sind die Bilder wirklich okay?», fragt Sven und kann seine Neugier nicht verhehlen.
«Ja. Allein die Farben! Absolut stimmig. Ich würde mir so was sofort in die Wohnung hängen. Oder ins Büro, |169| damit ich zur Abwechslung auch mal was wirklich Schönes sehe», erwidert Hilke und wirft Sven einen ihrer frechen Luftküsse
zu.
Noch bevor Sven etwas erwidern kann, kommt die Kellnerin wieder an den Tisch, um die Getränke, Brot und Butter zu servieren.
«Auf einen erfolgreichen Abend!», sagt Hilke süffisant, prostet Sven mit ihrer Weinschorle zu und legt noch gleich eine Drohung
hinterher: «Wehe, du machst nichts draus!»
***
Obwohl Sven nach der Vorspeise auch auf die Toilette muss und Hilke ihn ermahnt, endlich einen Abstecher zum Nebenraum zu
machen, bleibt er lange unschlüssig im Flur stehen. Erst als Beppo an ihm vorbeirauscht, erwacht er aus seiner Lethargie.
«Entschuldigung. Kennen Sie die Künstlerin, die ihre Werke hier nebenan ausstellt, persönlich?»
«Si, si Signore! Clara Sommerfeld, eine junges und sehr vielversprechendes Talent. Sogar Reporter haben schon für sie angerufen!»,
sagt Beppo mit so stolzgeschwellter Brust, als würde er von seiner eigenen Tochter sprechen.
Sven räuspert sich und zögert, sich zu erkennen zu geben. «Ähm, ja. Ich bin auch Journalist und würde die junge Dame gerne
einmal treffen.»
Der Italiener schaut ihn verwundert an, mustert ihn kurz und sagt dann mit einem breiten Grinsen: «Ich kann Ihnen naturlich
nicht einfach ihre Nummer geben. Aber Sie könne sie auch hier treffen. Am Samstag darf ich sie mit meine bescheidene Küche
verwöhnen.» Beppo grinst |170| noch immer freundlich und blickt seinen Gast erwartungsvoll an.
Sven weiß nicht so recht, was er antworten soll, da er gedanklich bereits beim kommenden Wochenende ist.
Beppo fährt freundlich fort: «Am besten ist vielleicht, Sie hinterlasse mir Ihre Nummer. Dann gebe ich sie gerne an Signorina
Sommerfeld weiter.»
«In Ordnung», antwortet Sven schnell, greift nach dem Portemonnaie in seiner hinteren Hosentasche und nimmt eine Visitenkarte
heraus. Er überreicht sie Beppo und ergänzt vorsorglich: «Ich bin Wirtschaftsjournalist und arbeite gerade an einem Artikel
über junge Künstler. Es wäre nett, wenn Sie der Dame ausrichten könnten, dass es etwas eilt.»
Als Sven zurück zum Tisch kommt, sieht ihn Hilke mit großen Augen und fragendem Blick an. Offensichtlich konnte sie das Gespräch
mit Beppo wie von einem Logenplatz aus bestens beobachten.
«Und, was sagst du?»
«Wozu denn?» Sven grinst.
«Ich drehe dir gleich den Hals um!», droht Hilke. «Die Bilder sind doch der Hit, oder etwa nicht?»
«Ich war gar nicht drüben. Aber ich habe dafür gesorgt, dass dieser nette kugelige Italiener meine Karte weitergibt.» Zufrieden
lehnt er sich zurück, während Hilke ihn irritiert anstarrt.
«Und jetzt willst du einfach abwarten und Tee trinken?»
«Nein, Bier.» Sven greift zu seinem Pils und prostet seiner Kollegin wortlos zu.
Hilke verdreht die Augen, schaut sich kurz um und zischt dann in einem Ton, der keine weitere Diskussion |171| erlaubt: «Eins sage
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