Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
Vom Netzwerk:
ein wenig irritiert, doch als er bei der Bedienung ihre Bestellungen aufgibt, klingt sein Tonfall
     schon wieder überaus gelassen und charmant. Auch die Wahl des Lokals kommentiert er süffisant: «So, so. Das ist also Ihre
     Lieblingskneipe?!», und setzt dabei wieder dieses verschmitzte Lächeln auf.
    |192| Clara fühlt sich provoziert, schnell irgendwas zu entgegnen. «Ja, ich weiß, es gibt chicere Läden, aber ich mag die Atmosphäre
     hier und bin eben ein Gewohnheitstier.»
    «Ein Gewohnheitstier, das aber durchaus auch bereit ist, sich Neuem zu öffnen, oder?», fragt ihr Gegenüber und grinst noch
     immer.
    «Schon. Aber zumindest bei meiner Selbständigkeit habe ich eigentlich auch keine andere Wahl. Wer freiberuflich arbeitet,
     muss einfach flexibel sein und eben auch bereit, sich Neuem zu öffnen», antwortet Clara und ist sehr erleichtert, dass sie
     nun endlich beim eigentlichen Thema des Abends angelangt sind. Sie weiß gar nicht, wo sie ihre Hände lassen soll, und schiebt
     sie daher unter ihre Oberschenkel, damit ihr Gegenüber bloß nicht bemerkt, wie nervös sie das Ganze hier macht.
    «Sagen Sie, ist Ihnen etwa kalt?», fragt Sven Lehmann jetzt besorgt.
    Clara schüttelt bloß den Kopf. Nein, das kommt nur, weil Sie mich so verunsichern mit Ihren komischen Fragen und Blicken,
     antwortet sie in Gedanken
    «Aber ich verschwinde mal kurz, wenn Sie nichts dagegen haben», sagt sie schüchtern.
    «Natürlich nicht. Es sei denn, Sie lassen mich hier mit Absicht allein zurück – als Strafe dafür, dass ich zu spät gekommen
     bin», stichelt er amüsiert.
    Clara lächelt verlegen und spürt, dass sie leicht rot wird. Schnell flüchtet sie in Richtung Toilette. Sie hat das Gefühl,
     sie muss dringend eine SMS schicken. An Ben.

[ Navigation ]
    |193| Sven
    Als Sven kurz vor Mitternacht seinen Schlüssel und sein Handy auf die Kommode neben der Wohnungstür zu seinem Loft legt, sieht
     er, dass er eine SMS erhalten hat. Zögernd schaut er aufs Display. Eine Nachricht von Clara! Doch er weiß nicht, ob er sich
     freuen oder ärgern soll. Schließlich gilt sie wieder nicht ihm.
     
    Ben, ich muss dir was beichten, was du bestimmt längst weißt: Ich bin an unserem Tisch fremdgegangen und habe jetzt ein schlechtes
     Gewissen. Bitte glaub mir, du bist durch niemanden zu ersetzen. Dein L.
     
    Unweigerlich muss Sven lächeln über das Wort «fremdgehen» – und das auch noch an einem Tisch?!
    Die ganze Rückfahrt über hat er sich ausgemalt, wie gern er diese sensible Frau berührt oder sie einfach mit Komplimenten
     überhäuft hätte. Sie hat ihn verzaubert. Aber sie wehrte jeden Versuch, sich ihr zu nähern, sofort mit ausweichenden Blicken
     und Gesten ab.
    Sven hatte schon viele, wahrscheinlich zu viele Dates, die alle zu nichts geführt haben, außer dass er seitdem glaubt, das
     ominöse Verhalten des anderen Geschlechts besser entschlüsseln zu können. Etwa, wenn eine Frau ihr Kinn auf eine Hand stützt
     und den Kopf leicht zur Seite neigt. Dann bedeutet das in 80   Prozent aller Fälle, dass sie die andere Hand, die nervös auf der Tischplatte vom Bierdeckel oder der Serviette zum Besteck
     oder Glas wandert, nicht wegziehen wird, wenn er den ersten grenzüberschreitenden Schritt macht und sie vorsichtig, aber doch
     bestimmt berührt. Oder wenn sie ihren Oberkörper leicht nach vorne beugt |194| und ihre Brüste dabei besser zur Geltung bringt. Das heißt dann, dass er sie zu einem späteren Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit
     wird anfassen dürfen.
    Doch bei Clara war da nichts! Keinerlei Andeutung, kein Signal, keine Geste der Zuneigung. Dabei wirkte sie keinesfalls kühl,
     sondern genauso freundlich, wie Sven sie sich immer vorgestellt hatte. Gleichzeitig besaß sie etwas Unnahbares, sodass sich
     ihre Anziehungskraft auf Sven von der ersten Sekunde an über den Abend nur noch steigerte. Schon wie sie dagestanden hatte
     am Gleis, verlegen wie ein kleines Mädchen und doch sexy wie eine junge Frau, die sich ihrer Attraktivität durchaus bewusst
     ist, ohne sie gezielt einzusetzen.
    Bei der Erinnerung an die Begegnung auf dem Bahnsteig muss Sven unwillkürlich seufzen. Doch dann besinnt er sich, legt sein
     Handy wieder weg, zieht seine Schuhe aus und schleudert seine Jacke in die Ecke. Er stellt den Fernseher an, holt sich aus
     dem Kühlschrank ein Bier und schmeißt sich mit seiner Tasche aufs Sofa. Anschließend holt er die Digitalkamera heraus, mit
     der er Bilder von Clara und

Weitere Kostenlose Bücher