SMS für dich
ihrem Atelier gemacht hat. Obwohl er die gesamte Bahnfahrt unentwegt die Aufnahmen betrachtet
hat, verspürt er jetzt erneut das Bedürfnis, sie anzuschauen.
Und da sieht er es wieder, dieses Strahlen in Claras grün leuchtenden Augen.
Der Anblick fasziniert ihn so sehr, dass er versucht ist, einfach ihre Nummer zu wählen, ganz direkt und ganz privat. Schon
will er sein Handy holen, doch dann stockt er.
Spätestens nach dieser letzten SMS fühlt er sich in dem unguten Gefühl bestätigt, dass diese Frau einen anderen liebt.
|195| Er beschließt, sie besser so schnell wie möglich zu vergessen.
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Clara
«Wenn du einen Mann hättest, müssten wir jetzt nicht so übel schleppen», sagt Katja grinsend, in Erwartung, dass sie gleich
wieder von Clara mit einem Lappen beworfen wird.
«Ja, ich hab’s kapiert. Ich bin selber schuld, stehe meinem Glück im Weg und bin auch sonst ein hoffnungsloser Fall», entgegnet
Clara ironisch und stöhnt auf, weil sie nebenbei versucht, einen in der Tat extrem schweren Farbeimer aus ihrem Kofferraum
zu hieven.
«Meinst du, er hätte dich geküsst, wenn du dich nicht gebärdet hättest wie ein Gefrierschrank?», stichelt Katja weiter und
hievt den zweiten Eimer aus dem Wagen.
«Das war kein Date, sondern ein geschäftlicher Termin, der –»
«Der ganz anders hätte ausgehen können», fällt Katja ihr ins Wort.
Clara stellt den Eimer ab und baut sich vor ihrer Freundin auf: «Also, nochmal zum Mitschreiben: Erstens, der Typ ist ein
seriöser Journalist, der –»
«Der dich gefragt hat, ob ihr auch so mal was trinken gehen wollt, weil es – ich zitiere – echt nett war!»
Clara verdreht ihre Augen und fährt fort: «Zweitens, der Typ ist liiert.»
«Beweise hast du aber nicht.»
«Aber einen glaubhaften Zeugen, der eindeutig beschrieben |196| hat, wie attraktiv seine Begleitung im ‹Castello› war.»
«Na und? Bei Andy dachten wir ja auch erst, er sei verheiratet, nur weil er einen Ring am Finger hatte!»
«Drittens, Typen, die so gut aussehen wie er, wissen ganz genau, wie man mit Frauen kurzfristig Spaß haben kann. Wirklich
binden will sich so jemand nicht.»
«Er kann ja nichts dafür, dass er gut aussieht.»
«Aber er hat versucht, mich anzumachen!»
«Ist das ein Verbrechen, wenn ein Mann selbstbewusst und souverän auftritt und sich nehmen will, was ihm gefällt?»
«Nein, eher … sexy», muss Clara zugeben.
«Aha!»
«Nix – aha! Das ist ja das Problem. Denn viertens: Ich bin noch nicht so weit. Und fünftens konzentriere ich mich gerade auf
meine Karriere!»
«Bei der er dir prima behilflich sein könnte …»
«Dafür hab ich ja dich. Komm! Das Atelier streicht sich nicht von allein.»
Katja will noch etwas entgegnen, aber all ihre Argumente hat sie bereits abgefeuert. Also hilft nur noch eins: Erpressung.
«Also, entweder du meldest dich heute noch bei ihm, oder ich rühre keinen Handschlag!»
Clara starrt Katja böse an. Doch sie kann den Blick nur etwa fünf Sekunden halten – so lange, bis sich ihre Lippen in ein
schiefes Grinsen verwandeln, das Katja in ihrer unnachahmlichen Art als grandiosen Sieg verbucht.
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|197| Sven
«Immerhin musst du sie ja nochmal wegen der Freigabe des Artikels anrufen», sagt Hilke aufmunternd wie eine fürsorgliche Großmutter,
deren Wohlwollen von Herzen kommt und doch absolut weltfremd ist.
«Das mache ich per Mail», antwortet Sven ohne jede Regung im Gesicht.
«Und bei der Gelegenheit könntest du doch zaghaft andeuten, dass du an einer … ähm … an einer weiteren Zusammenarbeit durchaus interessiert bist», schlägt sie vor, ohne besonders überzeugt zu klingen.
«Ich werde schon nicht zugrunde gehen, nur weil ich mal von einer Frau einen Korb bekomme. Also, mach jetzt kein Drama draus.
Ich hab dir auch nur von dem Termin erzählt, weil du es sowieso erfahren hättest.»
«Es ist aber ein Drama, wenn du jetzt einfach so aufgibst!»
«Liebe Hilke, dies ist kein Kinofilm, sondern die Realität, und in dieser hab ich eine Menge zu tun. Wenn ich mich also wieder
meinem Job widmen dürfte?!»
«Lieber Sven, egal ob Realität oder Kino: Um die Liebe muss man immer kämpfen.»
«Sagt wer?»
«Na, ich und alle. Und bestimmt auch Clara, so romantisch, wie die drauf ist.»
«Ja, so romantisch, dass sie mich hat auflaufen lassen wie ein Unfalldummy an einer Betonmauer!»
«Aber du sagst, sie ist attraktiv. Und …»
«Und
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