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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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diesen Schritt mit Dr. Levine abgesprochen hatte. Außerdem hatte ich sicher Flüchtigeres, Symbolschwereres und irgendwie Wichtigeres mit ihr zu teilen. Was könnte das wohl sein? Ich dachte an die ferne, zwischen zwei Strömen wohnende Insel und daran, wie sie uns zu dem gemacht hatte, was wir heute waren – zwei gute Menschen, die zueinander finden wollten, oder wie die Amerikaner sangen:
»We shall overcome, my friend!«
Ja, wir
würden
überkommen. Ich malte mir eine gemeinsame Zukunft aus, die wir vögelnd, einander liebend und gemeinsam essend verbringen würden. Ich dachte an ein kleines rotes Buch, nicht gerade von Mao, einen Band von viel größerer Bedeutung, eine Bibel, aus der ich ihr nun aus dem Gedächtnis zitieren wollte.
    »›Nicht gerade Großmütterchens alte Lower East Side‹, sagen die Anhänger dieses ›engen‹, ›Kleiderkammer-großen‹ Tempels der Neuen Amerikanischen Cuisine, wo Rolland Du Plexis aus seiner Küche überdie Fangemeinde aus ergebenen Dotcommern, einheimischen Hipstern und den gelegentlich über die Brücken und durch die Tunnel ›einfallenden Westgoten‹ herrscht. Auch wenn manche sagen, der Koch sei ›auf einer Bananenschale ausgerutscht‹, seit ›die Wagen aus New Jersey anrollen‹, sorgen die Weine zu vernünftigen Preisen und die vielen Prominenten dafür, dass ›der Laden weiterbrummt‹. Essen – 26, Ausstattung – 16, Bedienung – 18.«
    Hart traf mich ihr heftiger Atem. Sie packte meinen Gifthümpel und strich ihn nach allen Seiten aus. »Das ist der Laden an der Clinton Street«, sagte sie. »Da war ich mal.«
    »Mmmhmm«, grunzte ich zustimmend. Ihre Hände auf meinem Hümpel, wie sie den schwarzen, geschmolzenen Fels kneteten, fühlten sich so natürlich an wie ihre Vagina rund um meinen
chuj
. Erst wollte mir das englische Wort nicht einfallen, aber als es mir kam, kreischte ich vor Freude beinahe laut auf.
Soothe.
Trösten. Sie tröstete mich.
    »Mach weiter«, sagte sie. »Noch eins.«
    »Welches hättest du gern.«
    »Eins Richtung Norden.«
    Ich spazierte mit ihr die Rivington Street hinauf, bog in die Essex Street ab; auf meinem Rücken rieben ihre Hände mir den Hümpel, ihre steilen Brüste erregten mit ihrer unverstellten Jungmädchenfrische, ihrer einfachen ehrlichen »Ich bin die Nana von nebenan«-Ausstrahlung die Latinos, die an uns vorbeikamen, Männer und Frauen,
popas
und
mamis
.
    Schäbig bunt glitzerte die Avenue A. Der Einfluss von abgewichsten New-York-geilen Europäern und Dotcomgeld hatte in den vergangenen 20 Jahren zu einer tektonischen Verschiebung geführt und das Viertel in einen tosenden Szenevulkan verwandelt, an dessen Hängen die lieben Multikulti-Einwohner der Lower East Side hockten wie einst die Bürger Pompejis. Bald würde die Katastrophe komplett sein, und die Lavaströme aus Laptops und Latte Macchiato hätten ganz Lower Manhattan unter sich begraben, samt aller
chujs
und
pizdas
, die in der guten alten Zeit den Puls dieser
hood
bestimmt hatten; verstummt wäre das durch die Nächte gellende Schreien der Neugeborenen nach karamellbonbongroßen Brustwarzen, von Einsen und Nullen ersetzt.
    Ich bugsierte meine Nana an der Sixth Street vorbei, durch die First Avenue und eine Treppe hinauf. »Sag schon«, rief sie.
    »Bei diesem verlässlichen Currylieferanten, beleuchtet ›wie dein Magen nach einem schlechten Vindaloo‹, ist immer Weihnachten. Böse Zungen nennen die Küche ›fad‹ und das hektische Getriebe ein ›Schlachtfeld‹, aber die reellen Preise und das Gratis-Mangoeis sorgen dafür, ›dass der Laden immer brummt‹. Essen – 18, Ausstattung – 14, Bedienung – 11.«
    »Noch eins.« Sie hielt mich ganz fest. Eine meiner Kniescheiben, der letzte knochige Vorposten in all dem Fleisch, hatte sich vorwitzig in ihre Lenden gedrängt. Ich beschloss, sie nach Westen zu führen, und trieb mein Knie tiefer ins Feuchte, während ich anhub:
    »›Qualvoll lange Wartezeiten‹ nehmen dieser grünen Oase das ›Zen‹, aber Sushi, das einem ›auf der Zunge Wasserski fährt‹ und eine Sake-Auswahl, ›so weit wie Japan‹, wird noch dem ›abgefucktesten Downtown-Samurai‹ ein lautes ›Banzai!‹ entlocken. Essen – 26, Ausstattung – 9, Bedienung – 15.«
    »Weiter«, sagte Nana. Ich wackelte mit meinem Knie in ihr herum, aber sie ignorierte meine wachsende Lüsternheit. »Mehr«, bettelte sie. Ich führte sie aus den Weiten der Stadt an die Grenze des West Side Highway; ich gab ihr alles, was ich wusste.

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