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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    »Tun Sie mir bitte einen Gefallen«, sagte Zartarian. »Nanas Vater hat DORSCH so ziemlich unter Kontrolle. Fragen Sie ihn mal, wie er darüber denkt. Nehmen Sie die Sache beim Abendessen in die Hand.«
    »Okay, Larry«, witzelte ich. »Ich nehme die Sache
in die Hand
. Und Sie nehmen sie
leicht
. Sie arbeiten zu viel.«
    »He, wenn ich den Krieg überlebe, geben sie mir einen tollen neuen Job.«
    »Wenn«, sagte ich böse.
    Zartarians Handy klingelte, und der Armenier murmelte etwas in der Landessprache. »Die Männer vom DORSCH sind da. Sie wollen Sie abholen«, sagte er. »Denken Sie immer daran, Mischa, wir sitzen alle in einem Boot.«
    »He«, sagte ich. »Wie haben Sie Ihr Handy zum Laufen bekommen?«
    »Inlandsgespräche gehen noch«, erklärte Zartarian. »Nur der Rest der Welt ist
interdit

    »Ach, sind wir
back in the USSR

    Die Männer vom DORSCH entpuppten sich als zwei Teenager in Adjutantenuniformen. Sie standen am gläsernen Fahrstuhl, spielten mit ihren Maschinenpistolen und taten so, als würden sie einander niedermähen; dann ließen sie sich zu Boden fallen, hielten sich die Bäuche und stöhnten auf Englisch:
»Officer down, officer down.«
    »Nicht schießen, Jungs«, ermahnte Zartarian sie. »Wir haben hier wichtige Gäste.«
    Ich hatte auf einen gepanzerten BTR -70-Truppentransporter gehofft, aber die Jungen fuhren einen leicht angerosteten Volvo-Kombi. Ich kam mir vor wie ein amerikanischer Oberschüler auf dem Weg zum Abschlussball und winkte Zartarian und seiner Mutter zum Abschied. Sie blickte streng auf die Uhr und ihre schurrbärtige Strenge bedeutete mir, zu einer gottgefälligen Zeit wieder zu Hause zu sein und keine Dummheiten zu machen.
    In einem Höllentempo ging es den Boulevard der Nationalen Einheit hinunter – auf dem sich an diesem sommerlichen Freitagabend die verschwitzten Körper drängten – und dann hinab auf das Sevo-Plateau. Die Jungs saßen vorne, plapperten in ihrer Sprache, lehnten sich gelegentlich aus dem Fenster und feuerten ein paar Salven in die Nacht, ein furchterregendes Rat-tat-tat, das mich beinahe nach meinem Tavor-Vorrat greifen ließ. »Jungs«, sagte ich. »Ein bisschen zivilisierter, wenn’s geht.«
    »Sorry, Boss«, murmelte einer der Typen in grauslig schlechtemRussisch. »Wir nur froh, weil Freitagabend. Gehen alle tanzen. Vielleicht du tanzen wollen mit Sevo-Mädchen?« Der andere versetzte ihm einen kleinen Stoß mit der Maschinenpistole und befahl ihm, die Klappe zu halten.
    »Ich weiß nicht, wie das in eurer Sprache ist, aber wenn man in Russland mit den Älteren spricht, muss man bei der Anrede unbedingt die Höflichkeitsform des
vy
benutzen«, belehrte ich sie. »Oder wenigstens fragen, ob man zum informellen
ty
übergehen darf.«
    »Dürfen wir zum informellen
ty
übergehen, Boss?«
    »Nein«, sagte ich.
    Traurig schwiegen die Jungs eine Weile und verfielen dann wieder in ihr barbarisches Geplapper. Ich war eigentlich froh, dass sie mich in Ruhe ließen. Durch die heruntergekurbelten Fenster blies eine köstliche Brise ins Volvo-Innere, die freundlicherweise um die Leder- und Samen-Ausdünstungen der jungen Rohlinge auf den Vordersitzen herumwehte und mir stattdessen die Düfte des Meeres und tropischer Bäume in der Nase kitzeln ließ – den würzigen Geruch der Jakaranda zum Beispiel. Wie so oft dieser Tage zog ich meinen belgischen Pass hervor und drückte ihn mir an die aufgestellte Brustwarze, die über meinem Herzen Wache schob. Ich freute mich auf die Gelegenheit, Nana im Haus ihrer Eltern zu sehen. Aus Gründen, die hier besser nicht näher dargelegt werden sollten, erregte es mich, Kinder zusammen mit ihren Eltern zu sehen.
    Auf dem Sevo-Plateau beleuchtete das Blitzen und Krachen selbst gebauter Feuerwerkskörper die Esplanade. Die Raketen wurden auf das Kaspische Meer abgeschossen, aber die meisten verfehlten ihr nasses Ziel und regneten auf die sevischen Massen herab, die sich an der Wasserlinie versammelt hatten und nun in Panik vor den Luftangriffen flohen, Kinder und Alte auf die Rücken der Erwachsenen gebunden. »Hier herrscht Krieg«, sagte ich, »und diese Leute kommen zusammen, um sich von Feuerwerkskörpern beschießen zu lassen. Unglaublich!«
    »Sie wollen sich nur ein bisschen amüsieren, Boss«, erklärte mir einer aus meiner Eskorte. »Wir Sevo sind ein fröhliches Volk und legen uns gerne einen Hammel aufs Feuer.«
    »Einen schönen Abend kann man auf viele Arten

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