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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Juden die Ausreise nahe zu legen pflegte. Bürste fiel in den Refrain ein, und ihr geteiltes Glück war doppeltes Glück.
    »Wartet nur, bis ich dem
chargé d’affaires
erzähle, dass sein Konsulat von Antisemiten bewacht wird«, stammelte ich, wobei mir der Alkoholsabber das Kinn hinunterrann. »Sie versetzen euch nach Jekaterinenburg, da müsst ihr euch warm anziehen, ihr Arschlöcher.«
    Ich merkte erst gar nicht, dass sie auf mich einschlugen. Ich sah einer Frau zu, die vor dem Fenster am Teppichklopfen war, und führte darauf das dumpfe Klatschen zurück, das durch die stille Straße hallte. Der Fairness halber sei angemerkt, dass meine Peiniger Cäsar und Bürste gute, kräftige russische Jungs Ende zwanzig waren, zielstrebig und zupackend. Aber es gehört viel Hingabe dazu, mich grün und blau zu prügeln, harte Arbeit und ein gewisser Grad an Intelligenz. Man kann mir nicht einfach in den Bauch und auf die Titten kloppen und hoffen, dass ich irgendwann zusammensacke wie ein billiges Soufflé.
    »Oooooh«, stöhnte ich und führte mein kleines Tänzchen besoffener Verwirrung auf. »Was macht ihr mit mir?«
    »Hauen wir ihm auf Leber und Nieren«, schlug Cäsar vor und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Sie nahmen sich meine empfindlicheren Organe vor, aber ohne großen Erfolg. Meine Gummischutzwände fingen alle Schläge gleichmütig auf. Wann immer Faust auf Speck traf, stolperte ich einfach zur Seite und wandte mich entweder Bürste oder Cäsar zu. Jedes Mal nutzte ich die Gelegenheit, ihnen ein wenig aus meinem Leben zu erzählen.
    »Ich habe Multikulti am Zufallscollege studiert …«
    Linker Leberhaken.
    »Meine Mama hat mich Mischa getauft, aber die Chassidim nennen mich Moses …«
    Rechter Nierenstüber.
    »Ich gründe eine Wohltätigkeitsorganisation für die ärmsten Kinder, sie soll ›Mischas Kinder‹ heißen …«
    Großer Leberhammer.
    »Rouenna hat mir die Unterseite von meinem
chuj
geküsst …«
    Nieren, beide, eins – zwei.
    »Ich bin ein besserer Amerikaner als die meisten gebürtigen Amerikaner …«
    Trommelfeuer auf die Milz.
    »Ich war in Analyse, wegen meiner Gewichtsprobleme …«
    Besonders fieser Leberhaken.
    »Wenn ich wieder nach New York ziehe, würde ich gerne im Trendbezirk Williamsburg wohnen …«
    Um mich herum wurde geflucht und gehechelt, und der plebejische Gestank schwersten Gerödels breitete sich aus. Die Jungs taten mir Leid – gefangen in ihren lächerlichen Sternenbanner-Aufzügen, dazu abgestellt, genau die Leute zu bewachen, die sie am meisten hätten hassen sollen. Gemeinsam würden wir in dieser kackbeknackten Stadt aus zugefrorenen Fensterscheiben und versifften Hinterhöfen sterben. Man würde unsere Grabsteine schänden, unsere Namen mit Hakenkreuzen und Vogeldreck zuscheißen, und unsere Mamis würden mit ihren Bratpfannen neben uns verrotten. Das hatte doch alles keinen Sinn. Wozu das Unvermeidliche länger hinauszögern? »Ihr müsst auf Kehle und Rückgrat zielen«, lallte ich meinen Angreifern zu. »Wenn ihr meinen Hümpel trefft, falle ich vielleicht tot um. Wozu auch leben, wenn man den anderen immer ausgeliefert bleibt?«
    Die Wachleute ließen sich langsam auf den Rinnstein sinken, und solidarisch keuchend, rutschte ich zu ihnen hinunter. Sie legten mir die Arme um die Schultern, so dass wir eine Einheit bildeten. »Warum willst du, dass wir dir wehtun?«, fragte Bürste. »Hältst du uns etwa für Tiere? Wir tun nicht gerne Menschen weh, egal was du denkst.«
    »Ich muss nach Amerika«, sagte ich. »Ich bin in ein schönes Mädchen aus der Bronx verliebt.«
    »Das berühmte mit dem Riesenarsch?«, wollte Cäsar wissen.
    »Nein, sie heißt Rouenna Sales. Sie ist nur in
ihrer
Straße berühmt. Ich habe ihr diese Woche schon ein Dutzend elektronischer Nachrichten geschickt, und sie hat nicht geantwortet. Ein Pseudo mit amerikanischer Staatsbürgerschaft stellt ihr nach. Ein Schriftsteller.«
    »Ein guter Schriftsteller?«
    »Nein«, antwortete ich und nahm einen Schluck.
    »Na, was machst du dir dann Sorgen? Ein kluges Mädchen lässt sich nicht mit schlechten Schriftstellern ein.«
    Bürste drückte mich an sich. »Nicht verzweifeln, Brüderchen«, sagte er. »Vielleicht gibt es in diesem Land nichts für uns, aber unsere Frauen haben wunderschöne, liebe Seelen. Und sind wir auch faul oder besoffen und verprügeln sie auch mal, sie werden uns immer noch lieben.«
    »Sogar wenn wir fett werden«, warf Cäsar ein. Wir nahmen noch ein paar

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