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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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kleine Mischa!«, riefen seine Kollegen zurück. »Hurra!« Sie ließen von den verwirrten Ausländern ab, die sie gerade ausnahmen, und kamen zu mir herüber. Ihre Sandalen klatschten auf den falschen Marmorboden. Einer von ihnen küsste mir die Hand und drückte sie sich ans Herz.
    »Dem Papa ganz aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Die dicken Lippen ganz bestimmt.«
    »Und die hohe Stirn. Der denkt über alles ganz genau nach.«
    »Ein echter Vainberg.«
    »Was machst du hier, kleiner Mischa?«, wurde ich gefragt. »Bist du wegen dem Öl hier?«
    »Weshalb denn sonst? Etwa wegen der schönen Landschaft?«
    »Um ehrlich zu sein –«, setzte ich an.
    »Weißt du, kleiner Mischa, dein Vater hat KBR einmal eine 800-Kilo-Schraube angedreht! Als so eine Art Subunternehmer. Hat ihnen fünf Millionen abgenommen! Haha.«
    »Was ist KBR ?«, fragte ich.
    »Kellogg, Brown & Root«, sagten meine neuen Gefährten im Chor, ganz erschrocken, dass diese Institution mir unbekannt war. »Die Tochtergesellschaft von Halliburton.«
    »Oh«, sagte ich. Aber meine aufgeworfene Oberlippe verriet meine Unwissenheit.
    »Der amerikanische Öldienstleister«, erklärte man mir. »Deren KBR -Verein hat hier im halben Land das Sagen.«
    »Und mein Vater hat sie beschwindelt?«, fragte ich strahlend.
    »Und wie! Hat sie voll angejudet!«
    »Mein Vater war ein großer Mann.« – Halb sagte ich es, halb seufzte ich es. »Aber ich bin nicht wegen dem Öl hier.«
    »Der kleine Mischa will das Geschäft seines Vaters nicht übernehmen.«
    »Er ist Snob und Melancholiker.«
    »Ganz genau«, sagte ich. »Woher wisst ihr das denn?«
    »Wir sind Orientalen. Wir wissen alles. Und was wir nicht wissen, können wir spüren.«
    »Willst du dir von Jean-Michel Lefèvre im belgischen Konsulat die belgische Staatsbürgerschaft kaufen? Willst du Belgier werden, kleiner Mischa?«
    Unruhig sah ich mich um und wünschte, Aljoscha-Bob wäre da, mich zu leiten. »Vielleicht«, sagte ich.
    »Kluges Kerlchen. Mit einem russischen Pass kommt man nicht weit.«
    »Hat dein Vater jemals unsere kleine Flughafenbande erwähnt?«, wollte der ältere Mann wissen.
    Die anderen sahen mich erwartungsvoll an, ihre Bäuche lehnten sich zu meinem herüber, als wollten sie seine Bekanntschaft machen. Ich möchte immer alle Menschen um mich herum glücklich machen, also tat ich, wie geheißen. »Er hat gesagt, dass es da einen Haufen fetter Gauner gibt, die an der Passkontrolle die Reisenden aus dem Westen ausnehmen.«
    »Das sind wir!«, kreischten sie. »Hurra! Boris Vainberg hat uns gekannt!« Der Ältere befahl seinen Kollegen, mir das Geld zurückzugeben,das sie mir abgeschwatzt hatten. Timofej und ich bekamen sofort ein Dutzend bizarr geformter Stempel in unsere Pässe gedrückt und wurden an Einwanderungskontrolle und Zoll vorbei in die Sonne geschleust, wo Aljoscha-Bob mit seinem Fahrer auf uns wartete.
    Die absurdische Hitze umfing mich, als wäre ich in einen brennenden Ofen gestiegen. Die Restfeuchtigkeit in meinem Mund verdampfte, unsichtbare Flammen züngelten in der Vertiefung zwischen meinen Titten und brannten Schweiß und Moder weg. Meine Schweißdrüsen arbeiteten, was das Zeug hielt, und konnten den Anforderungen eines 147-Kilo-Körpers nicht mehr gerecht werden. Ich brannte. Bis Timofej mich in die wartende deutsche Limousine gestopft hatte, war ich fast schon in Ohnmacht gefallen.
Hilf mir, Gott!
, dachte ich, als die Klimaanlage ansprang.
Hilf mir, dieses Inferno des Südens zu überleben.
    Die Gegend rundherum sah ziemlich genau so müde aus, wie ich mich fühlte, und interessierte mich gleich gar nicht. Die Landschaft bestand aus graubraunen Seen, umstanden von den kahlen Skeletten der Ölbohrtürme und den neumodischen Kugelbauten der Raffinerien. Überall hing Stacheldraht mit Schildern daran, die jedem den Tod androhten, der von der Straße abkam. Lastzüge mit dem Logo von Kellogg, Brown & Root schlingerten vor unserem Auto her, und ihre Fahrer hupten uns an wie verrückt. Selbst mit hochgekurbelten Fenstern roch Absurdistan noch nach Affenschweiß.
    Ich hielt ein kleines Nickerchen, die Ledersitze schmeichelten meinem Hümpel. Wir kamen an einer Kirche von einnehmender östlicher Einfachheit vorbei, quadratisch, praktisch, gut, wie aus einem einzigen Stein gehauen. »Ich dachte, dies sei ein muslimisches Land«, sagte ich.
    »Christlich-orthodox«, erklärte Aljoscha-Bob.
    »Ohne Scheiß? Ich hab sie mir immer auf den Knien vor Allah vorgestellt.«
    »Es

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