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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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in Absurdistan hinter Schützengräben und Stacheldrahtverhau versteckt worden. Aber die Massen, die sich vor seinen Toren versammelten, hatten sich gut mit Seitenschneidern und dergleichen ausgerüstet und stürmten tapfer auf die Absperrungen los, als hätten die landenden Hubschrauber sie davon überzeugt, dass sie Statisten in einem Historienschinken aus Hollywood waren.
    Es gab auch Ältere darunter, aber die meisten waren offenbar im College-Alter und hatten sich so lieb und amerikanisch angezogen wie möglich. Die Gründe, warum man sie an Bord eines der in der Luft hängenden Chinooks nehmen sollte, hatten sie auf Schilder geschrieben, zum Beispiel: GIRL, 21 JAHRE, NICHT PROSTITUTKA, HABE STUDENTENVISUM FÜR CALIFORNISCHE UNIVERSITÄT VON NORTHBRIDGE + FAMILIE MEINE HAT ÖL. Oder: BITTE NEHMT MICH MIT – GEHEIMPOLIZEI TOT MICH WEIL POLITISCH GEGEN DEBIL KANUK DIKTATOR. Oder: WE HALLIBURTON, KBR #1, GO HOUSTON ROCKETS! Oder: AMERIKA: WENN WIR DIR EGAL SIND, RETTE WENIG$TENS UN$ER ÖL. Ein graubärtiger Rentner hielt mein Lieblingsschild indie Höhe, abgefasst in perfektem Englisch, obwohl er aussah wie ein einfacher Arbeiter: WIR SIND NICHT SCHLECHTER ALS IHR, NUR ÄRMER .
    »Achtung, amerikanische und EU -Staatsbürger, Platz machen«, rief Aljoscha-Bob und stieß die kleinen dunklen Absurdis rundherum zur Seite. Ich nahm seinen Kriegsruf auf, und selbst Timofej fing an zu rufen: »Amerikan und IIIH-JU Platza macha!«
    Als wir unsere amerikanischen und belgischen Pässe hochhielten, durften wir uns sofort in eine V.I.P .-Schlange einreihen, wo die Ausreisewilligen größer, weißer und fetter waren – und rundherum mehr nach mir kamen. Nur der Hyatt-Direktor Larry Zartarian stach dunkel aus der Menge heraus; er versuchte, seine Mutter in die Arme eines Konsularbeamten zu stoßen, und schrie: »Zysten! Tödliche Zysten! Müssen sofort im Cedars-Sinai notversorgt werden. Meine Mutter wird Ihre Mutter sein! Nehmt sie bloß mit!« Die schwarz gekleidete Frau Mama (dem Sohn wie aus dem Gesicht geschnitten, nur der Schnurrbart war säuberlicher gestutzt) schrie zurück: »Nein, nein, ich will nicht! Er kann nicht ohne mich leben! Er weiß gar nicht, wie das geht. So ein Trottel ist das.«
    Hinter ein paar Marines konnten wir Josh Weiner ausmachen, der geschäftig in ein Handy sabberte und mit einem Klemmbrett wedelte. »Weiner!«, rief Aljoscha-Bob. »Jahrgang 94!«
    Weiner warf uns ein verlogenes Grinsen zu und winkte mit dem Klemmbrett, dann zeigte er auf seine Uhr, um uns zu bedeuten, dass er keine Zeit hatte. »Also wirklich!«, rief Aljoscha-Bob. »Muss ich erst an die Ehemaligenvereinigung schreiben?«
    Der Diplomat seufzte, klappte sein Handy zu und kam zu uns herüber. »Also, Joshie, wie läuft das hier?«, sagte Aljoscha-Bob und legte Weiner ganz freundlich eine Hand in die Armbeuge. »Kannst du uns vielleicht in dem Flattervogel da unterbringen?«
    »Was für eine Staatsbürgerschaft hat er?«, fragte Weiner und zeigte in meine Richtung, ohne mich anzusehen. Die vom Außenministerium reden nie direkt mit mir.
    »Mischa ist ein Bürger der EU «, sagte Aljoscha-Bob. »Belgier.«
    »Im Moment dürfen erst mal nur Amerikaner raus«, sagte Weiner.
    »Super«, sagte ich. »Macht nichts, Joshie. Dann verrecke ich hier einfach wie dein Freund Trotl.«
    »Locker bleiben, Mischa«, sagte Aljoscha-Bob.
    »Das ist nicht fair«, sagte Weiner.
    »He, Joshie, hast du schon Protest eingelegt?«, sagte ich.
    »Was für Protest?«
    »Du wolltest doch Protest einlegen. Weißt du nicht mehr? Direkt bevor sie Trotl erschossen haben. Wie läuft’s denn so mit dem Protest? Schon was gehört?«
    »Ach,
leck mich
, Snack Daddy«, sagte Weiner. »Dann hältst du eben mich für den Bösewicht. Ich bin nur ein ganz kleines Licht im Außenministerium. Glaubst du etwa, dass ich Leben rette? Dass ich ein zweiter Oskar Schindler bin?
Leck mich!
Ich habe für Trotl getan, was ich konnte. Er hat uns von vorne bis hinten ausgenommen. Der Zenga-Schlips war nur die Spitze des Eisbergs. Vom Verpflegungsoffizier hat er sich Babynahrung ›geliehen‹ und seiner Nichte auf dunklen Kanälen ein Stipendium an der Penn State University besorgt. Und das ist nur das, was wir
wissen
. Das sind alles Schlawiner. Mach dir nichts vor.«
    Ich machte einen Schritt auf Weiner zu, einen aggressiven Schritt, aber Aljoscha-Bob stand schon zwischen uns. »Weißt du was, Snack?«, sagte Weiner und trat schnell von mir weg. »Mach doch einfach. Hau doch

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