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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Arten, wie sie erniedrigt und gedemütigt wurden, gefesselt, angespuckt, wie man ihnen gigantischePenisse in den Mund stopfte, und ich wollte ihnen die tropfnassen Gesichter trocknen und sie, wusch!, in irgendein Minneapolis oder Toronto zaubern, um sie die Freuden eines einfachen geraden Lebens fern ihrer großschwänzigen Quälmeister zu lehren.
    Ich setzte einen elektronischen Brief an Rouenna auf.
Liebe Rouenna!
    Ich bin in einem kleinen Land namens Absurdsvanï, südlich von Russland, in der Nähe des Iran. Es herrscht Bürgerkrieg, und unschuldige Demokraten werden auf offener Straße erschossen. Ich versuche so vielen Menschen zu helfen, wie ich kann. Zum Dank für meine Dienste hat die belgische Regierung mir ihre Staatsbürgerschaft verliehen, doch das wird mein Leben vielleicht nicht mehr retten. Bete für mich, Rouenna. Geh mit deiner
abuela
Maria zur Messe und bete für meine Seele.
    Ich weiß nicht, ob dein neuer Freund dir schon beigebracht hat, Freud zu lesen, ich möchte dir nämlich einen Traum erzählen, den ich hatte, in dem du mir für acht Dollar einen Apfel verkauft hast. Mein Analytiker hat gesagt, das heißt, dass es dir bei allem, was du je für mich getan hast, immer nur um mein Geld ging. Du hast mich von Anfang an ausgenutzt, als du in mein Loft kamst und sagtest: »Scheiße, Jumbo, ich glaube, jetzt hab ich es endlich geschafft.« (Siehst du, ich vergesse nichts!) Mein Analytiker, ein echter Doktor, hat gesagt, dass du dich ändern musst, Rouenna, weil das, was du mir antust, dich innerlich kaputtmachen wird. Dir werden deine Taten am meisten wehtun, und das sagt ein Mediziner. Denk mal darüber nach!
    Sollte ich hier lebend rauskommen, wird mein Herz noch immer dir gehören, denn du allein machst mein Leben lebenswert.
    Dein dich liebender russischer Bär Mischa
    Eigentlich hatte ich Dr. Levine den Traum mit dem Apfel noch gar nicht erzählt, aber im Umgang mit Rouenna kamen Autoritätspersonen immer gut. Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, öffnete sich auf meinem Bildschirm ein Fenster mit einer automatischen Abwesenheitsnotiz.
Hey, ihr Cowboys und Cowgirls! Ich kann eure Mails gerade nicht beantworten weil mein Lover und ich sind eine Woche nach CAPE COD gefahren damit wir mal abspannen können, nach all dem Stress der uns fertig gemacht hat!!!! Während ihr alle in NYC kocht wie chinesische Klöße, wohnen wir im Haus von einem berühmten Filmregisseur in hiyanissport (darf nicht sagen, von wem sonst bringt Proffessor Shteynfarb mich um!). Haha. War nur ein Witz. Nächsten Mittwoch bin ich wieder da also vermisst mich nicht zu doll. Küsschen, R.
    Spruch des Tages: »Die Erde wimmelt von Menschen, die nicht wert sind, dass man mit ihnen spricht.« – Voltaire, Französischer Philosoph. Soooo wahr!!!!!
    Ich las die Nachricht noch einmal, pneumatisch hob und senkte sich der Laptop mit jedem Atemzug auf meinem Bauch. Eine Wendung ging mir nicht aus dem Kopf. Sie war nicht von Voltaire. Wieder las ich Rouennas Nachricht. »Filmregisseur«. Das war es. Nicht Hollywood-Regisseur, sondern
Film
regisseur. Mein Gott. Mit taubem Zeigefinger klopfte ich auf die Tasten, spulte meinen Computer zurück zum Strom von Pornografie, zu den glattrasierten Mösen vor den wirbelnden Stöcken. In einem Whirlpool aus Zorn schlief ich ein, während schwach das falsche Stöhnen einer Frau aus den Laptop-Lautsprechern drang.
     
     
    Ich spürte eine Hand an meiner Schulter, aber ich konnte sie nicht mit der vertrauten Stimme in Verbindung bringen, die da sagte: »Mischa, aufwachen.« Die Hand massierte mich weiter und umhüllte meine Schulter mit dem Geruch von Alkohol und Männerschweiß.
     
     
    »Nicht tatschen!«, schrie ich, war schlagartig wach und schlug fest auf die Hand an meiner Schulter. Eine seltsame Sekunde lang war ich überrascht, dass da Aljoscha-Bob neben mir stand und nicht mein Vater.
    »Also echt, Mischa«, sagte Aljoscha-Bob und rieb sich die schmerzende Hand. »Spinnst du?«
    »Weiß auch nicht«, flüsterte ich. »Tut mir Leid.«
    Aljoscha-Bobs Kopf hing über mir wie eine Kugel, blaue Venen bildeten Flüsse der Besorgnis, seine Nase einen lebendigen, atmenden Subkontinent. Bis auf ein paar Jogginghosen war er nackt, auf seiner Brust glänzte ein normales orthodoxes Kreuz und ein jüdisches
c’hai
. Seit kurzem plapperte mein Freund mit seinen Fischlippen immer von einem neuen, religiöseren Leben. Was ich ihn gern gefragt hätte: Warum suchen die Amerikaner immer dort nach

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