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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Gemeinsamkeit: Frauen. Frauen mochten sie mindestens so sehr wie Guinness oder Caledonian 80. In dieser Hinsicht hielt Winter sich für deutlich geschmackssicherer. An einem dieser Tage, und das waren die meisten Tage, die auf -tag endeten, hätte Addison selbst das Loch auf dem Rücken eines Delfins gevögelt. Sein Motto lautete: » Lieber gleich eine Gesichtsbaracke als später gar keine.« Ein schrecklicher Mann.
    Addy war sicher nicht entgangen, dass Winter sich im letzten Jahr verändert hatte, aber gesagt hatte er nichts. Dass er auf irgendwelchen Wegen von ihm und Narey erfahren hatte, konnte man ausschließen, in dieser Hinsicht war auf Narey Verlass. Aber sicher hatte er mitbekommen, dass sein Kumpel in letzter Zeit deutlich seltener irgendeinem Rock hinterhergestiegen und daraufhin in der Nacht verschwunden war. Ein paarmal hatte er es noch durchgezogen, aber das waren reine Ablenkungsmanöver. Er hatte seine Auserwählte jedes Mal vor der Haustür abgeliefert und sich vom Taxi heimfahren lassen. Addison wusste, dass er nicht mehr auf die Jagd ging, hielt aber den Mund. Winter war der Kopilot, der nicht mehr fliegen wollte.
    Von seinen Detective-Kollegen musste Addison sich einiges anhören, weil er ständig mit einem Fotografen rumhing. Das hatte Rachel ihm gesteckt. Addison selbst verlor darüber kein Wort. Außerdem hatte sie ihm erzählt, dass Addy jeden herunterputzte, der sich anmaßte, schlecht über Winter zu reden.Addison war einer, der zu seinen Freunden stand, und das Recht, Winter den Marsch zu blasen, beanspruchte er für sich allein. Im Moment ereiferte er sich vorzugsweise über Winters felsenfeste Überzeugung, Didier Agathe sei Celtics bester Rechtsverteidiger seit Danny McGrain gewesen. Schon weil er Agathe und McGrain im selben Atemzug erwähnt hatte, hätte Addy ihn am liebsten standrechtlich erschießen lassen. Didier sei ein Depp, der mache mit Tempo wett, was er nicht in der Birne habe, und könne ansonsten nicht mal ohne Hilfe über die Straße gehen. Winter beendete die Diskussion meist mit der freundlichen Aufforderung, endlich mal die Klappe zu halten. Manchmal fügte er noch hinzu, dass jemand, der Henrik Larsson nach einem einzigen Spiel abgeschrieben hatte, nun wirklich nicht das Maul aufreißen sollte. Und so weiter und so fort.
    Manchmal redeten sie, manchmal schwiegen sie. Ein Abend im Jinty McGinty’s war Winter besonders gut im Gedächtnis geblieben. Kurz zuvor hatte Addison sich um eine Siebzehnjährige mit goldenem Schuss kümmern müssen. Als Winter im Jinty’s eingetroffen war, hatten bereits zwei Pints auf dem Tisch gestanden.
    » Cheers«, hatte Winter gesagt.
    » Verdammte Scheiße«, hatte Addison erwidert. » Bist du zum Reden oder zum Trinken hier?«
    Winters Handy riss ihn aus seinen Erinnerungen. Wenn man vom Teufel spricht– Addison hatte es keine Stunde ausgehalten, ohne ihn anzurufen. Diesmal klang er schon eher nach dem alten Addy. Der schnippische Tonfall war verschwunden.
    » Wenn du immer noch im Besenschrank sitzt«, zwitscherte er, » hast du die Frühausgabe der Evening Times bestimmt noch nicht gesehen.« Eine Kunstpause. » Frag mich nicht, ob die nur ins Blaue hinein raten oder ob wir einen Maulwurf haben, aber die schreiben was von einem einzigen Täter in beiden Fällen. Warst du das vielleicht?«
    » Ob ich die beiden umgebracht habe?«, stellte Winter sich blöd.
    » Nein, ob du bei der Times angerufen hast.«
    Er schluckte den Köder. » Hast du sie noch alle? Ich und zur Presse gehen. Arschloch.«
    » Immer die Ruhe, Kleiner. War nur Spaß. Jedenfalls hat sich die Times auf die Theorie mit dem einen Killer versteift. Sie haben sich sogar schon einen Spitznamen ausgedacht: der Scharfrichter. Was für Idioten.«
    » Ja, Idioten. Warum gehst du eigentlich nicht zur Times? Da wärst du unter deinesgleichen.«
    » Ha, ha. Jetzt mach mal halblang, Kleiner. Wie steht’s mit dem Bierchen? Um sechs rum müsste ich hier fertig sein. Ich hol dich in der Pitt Street ab, okay?«
    Winter war gut eins achtzig. Es gab nicht viele Typen, die ihn » Kleiner« nennen konnten, und nur einen, der die Frechheit besaß, es tatsächlich zu tun. Aber warum wollte er ihn unbedingt hier abholen? » Warum hier? Warum treffen wir uns nicht gleich im Pub?«
    » Weil ich mir vor dem Feierabend noch ein paar Überwachungsbänder reinziehen muss. Die Kollegen haben’s schon einmal durch und nichts gefunden, aber ich schau mir so was lieber selber an. Und ich dachte mir,

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