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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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dem Scharfschützenfall zugeordnet werden könnte?«
    » Geht’s noch? Und sonst kann ich nichts für dich tun?«
    » Nein. Ich will bloß alle weiteren Opfer des Scharfschützen fotografieren.«
    » Schon kapiert. Okay, meinetwegen. Fragen kostet nichts.«
    » Danke, Addy.«
    » Freu dich nicht zu früh. Ich werd ihn fragen, aber mehr kann ich nicht für dich tun.«
    » Mehr verlange ich auch gar nicht.«
    Damit konzentrierten sie sich wieder auf die Bänder aus dem Rotlichtbezirk, die während der letzten fünf Minuten keinen Deut spannender geworden waren. Zumal ihnen im Grunde klar war, dass das Ganze keinen Sinn hatte. Selbst wenn der Täter gut sichtbar durchs Bild gelaufen wäre, hätte er sich kaum als solcher zu erkennen gegeben. Der Dschungel aus Schatten und Gassen bot die ideale Tarnung für Jäger und Gejagte, mit einer Kameralinse kam man da nicht weit. Nach einer weiteren frustrierenden halben Stunde bereitete Addison der Quälerei ein Ende.
    » Es reicht«, brummte er. » Ich muss hier raus.«
    Sofort lebte Winter auf. » Du sagst es. Wir können das Griffin nicht länger warten lassen.«
    » Ein bisschen wird es sich noch gedulden müssen. Das Ganze stinkt mir dermaßen, dass ich mir deinen Rat ausnahmsweise zu Herzen nehme. Ich schau jetzt nach, ob Shirley noch im Haus ist. Geh du schon mal vor, ich komm gleich nach.«
    » Eine weise Entscheidung«, meinte Winter, auch wenn er dabei eher an seine eigenen Interessen dachte. » Und wenn er Ja sagt…«
    » Ja, ja, ja. Ich tu, was ich kann. Aber ich hab dir nichts versprochen, klar?«
    » Klar. Und danke, Addy.«
    Bis zum Griffin waren es nur ein paar Hundert Meter, doch Winter hatte schon auf halbem Weg einen ordentlichen Brand. Zwei Wünsche erfüllten sein gesamtes Denken: Shirleys Okay für den Caldwell-Quinn-Fall und ein paar kühle Guinness. Seine Zunge lechzte nach den ersten Tropfen schwarzes Gold, das gute alte sgriob schob Überstunden. Doch sein anderes sgriob, der Drang, der ihn am Laufen hielt, legte sich noch mehr ins Zeug.
    Allein die Möglichkeit, dass Shirley seine Bitte abnicken könnte, warf ihn beinahe um. Vielleicht würde er schon bald am größten, am einzigen richtigen Fall in ganz Glasgow arbeiten. Jetzt zwei Pints, dann ab ins Bett, die Augen schließen und von den durchlöcherten Köpfen der Drogenbarone träumen. Winter konnte sich keine schöneren Träume vorstellen.

11
    Das Griffin war ganz nach Winters Geschmack– eine typische Innenstadt-Bar, die von den unterschiedlichsten Leuten frequentiert wurde. Ob alt oder jung, Student oder Theatergänger, im Griffin fühlte sich jeder wohl, und genauso gehörte es sich in Glasgow. Addison sah das anders. Sein Hauptkritikpunkt war, dass es dort nicht genug Frauen gab. Aber das Pub, in dem es genug Frauen für Addison gab, musste ohnehin erst noch erfunden werden.
    Seit über hundert Jahren schmückte die wundervoll geschwungene Fassade des Griffin die Ecke Bath und Elmbank Street, ein Kunstwerk aus Holz und Bleiglas. Von außen wirkte es riesig, vor allem aufgrund des verwirrenden Überangebots an Eingängen, die entweder ins eigentliche Pub oder in die Griffinette führten, die Lounge Bar. Doch da es in drei Räume aufgeteilt war, war es innen überraschend lauschig, und wegen der bequemen Lederbänke zu beiden Seiten der Holztische brauchte es nicht übertrieben viele Leute, um die meisten Plätze zu besetzen.
    Heute Abend trieben sich um die zwanzig Menschen im Hauptraum herum, genau richtig für Winter– es war nicht überfüllt, aber durchaus was los. Richtig gemütlich. Addison und er hatten sich zwei Hocker an der Bar gesichert. Leider wollte ihm der Detective Inspector partout nicht verraten, wie seine Unterredung mit Shirley gelaufen war. Angeblich wartete er auf einen Anruf, und jetzt darüber zu sprechen würde nur Unglück bringen. Stattdessen beklagte er sich über die mangelnde Auswahl an Frauen und schlug vor, das Lokal zu wechseln. Aber Winter wollte lieber über tote Drogenbarone reden.
    » Was hältst du von diesem Ally Riddle?«, fragte er. » Meinst du, er kann den Laden zusammenhalten? Spätestens jetzt kommen doch die Aasfresser angekrochen, um die Knochen des alten Quinn abzunagen.«
    Addison nickte. » Klar. Jo-Jo Johnstone, Bumpy Scott, Tookie Cochrane, die Gilmartins… alles gute Kandidaten. Die schielen immer auf das Gebiet der anderen, und wenn er eine Chance wittert, schlägt er erbarmungslos zu. Aber im Moment setzen die meisten auf Ally.

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