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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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dadurch nicht gerade besserte. Jedenfalls sprang er auf und wischte sich das abgestandene Bier von der Jeans, griff blitzschnell in die Jacke und zog ein Messer hervor. Die wirbelnde Klinge glitzerte im gelblichen Licht der Bar.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, rutschte Winter vom Stuhl und trat einen Schritt vor, doch Addison war schneller. Er hielt ihn mit ausgestrecktem Arm zurück.
    » Verdammte Scheiße«, brummte er. » Noch mehr Papierkram. Das kann ich echt nicht brauchen, Junge. Ich hasse Papierkram. Hast du eine Ahnung, wie sehr ich Papierkram hasse? Hast du auch nur einen blassen Schimmer?«
    Mit einem gellenden Brüllen stach der Junge nach Addisons Gesicht, genauer gesagt nach seiner Wange, aber da war er an den Falschen geraten. Addison wich seitlich aus, packte ihn am Handgelenk und verdrehte ihm den Arm, bis das Messer auf den Boden klapperte. Mit der einen Hand presste er ihm den Arm auf den Rücken, mit der anderen griff er ihm ins Haar und zerrte seinen Kopf nach hinten, bis er quiekte wie ein Schwein.
    » Du kannst von Glück sagen, dass ich Papierkram hasse«, zischte er ihm ins Ohr. » Sonst würde ich es nämlich nicht bei einer Ohrfeige belassen. Du verpisst dich jetzt, so schnell und so weit du kannst, und wenn du deinen jämmerlichen Arsch noch mal hier reinschiebst, kannst du dich auf was gefasst machen. Jeder hat eine zweite Chance verdient, und du hast deine soeben verspielt. Eine dritte kriegst du nicht. Kapiert?«
    Mit einem gemurmelten » Aye« versuchte der Typ, sich aus Addisons Griff zu winden. Als der DI ohne Vorwarnung losließ, stolperte er slapstickartig nach vorne und weiter aus der Tür des Pubs. Er wagte nicht, sich noch einmal umzudrehen. Addison blickte ihm hinterher, setzte sich wieder, kippte sich einen Highland Park in die Kehle und bat den Barkeeper, ohne abzusetzen, mit einem stummen Wink um Nachschub.
    Winter wollte ihn noch darauf aufmerksam machen, dass er keinen zweiten wollte, doch Addison zuckte nur mit den Schultern und nahm dem Barkeeper auch noch Winters Glas ab. » Wie du willst«, brummte er, schüttete den Whisky auch noch hinunter und starrte in den Spiegel hinter der Theke. Spätestens jetzt wusste Winter, welchen Blick Rachel gemeint hatte, als sie erwähnte, Addison habe nicht gerade glücklich ausgesehen.
    » Was haben diese kleinen Wichser eigentlich alle?«, sagte Addy, den Blick weiter geradeaus gerichtet. Wahrscheinlich erwartete er keine Antwort.
    Minutenlang saß er wortlos da, atmete tief ein und aus und stierte abwechselnd in das Glas hinter dem Tresen und in das Glas in seiner Hand, ein zugleich nachdenkliches und wütendes Starren. Erst nach einer Weile ließ er seinen Kumpel an seinen Gedanken teilhaben. Er sprach so leise, dass Winter sich vorbeugen musste.
    » Guckst du manchmal Tier-Dokus?«
    » Was?«
    » Na, so David Attenborough, Life on Earth, oder meinetwegen den National Geographic Channel. So was in der Art.«
    » Ja, manchmal. Wenn gar nichts anderes kommt.«
    » Solltest öfter mal reinschauen, da kann man echt was lernen. Zum Beispiel über den Honigdachs. Schon mal gehört? Ist ein ziemlich kleines Viech, nur so zwanzig Zentimeter hoch, aber absolut furchtlos. Die laufen in Afrika und Asien rum. Aber da mehr so im Westen, Irak, Pakistan und so weiter. Die nehmen’s mit allem und jedem auf. Ohne Rücksicht auf Verluste. Das mutigste Tier der Welt, haben sie im Fernsehen gesagt. Die kleinen Scheißer kämpfen gegen Skorpione, Stachelschweine, Erdmännchen, Mungos, Gazellen, Pythons. Egal was. Die schrecken nicht mal vor kleineren Krokodilen und Wasserbüffeln zurück. Aber sie kämpfen nicht besonders fair. Die haben’s faustdick hinter den Ohren. Gegen deutlich größere Gegner, also zum Beispiel gegen Büffel, stürzen sie sich angeblich schnurstracks auf die Eier. Das ist eine ihrer Lieblingstaktiken: ein Happs, und die Klöten sind ab. Dann muss der Kleine nur noch zusehen, wie der andere verblutet. Und danach reißt er ihn in aller Ruhe in Stücke. Aber pass auf, das Beste kommt noch. Wenn ihn doch mal einer erwischt, hat der Honigdachs noch ein Ass im Ärmel– er kann sich quasi in die eigene Haut verdrehen, und dann beißt er das Mistviech, das ihn gepackt hat. Und spätestens dann ist jedem Angreifer klar, dass man sich nicht mit dem Honigdachs anlegen sollte. Ist das nicht großartig?«
    » Aye, Addy, ganz wundervoll. Aber warum erzählst du mir das?«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. » Weil mir eins schon lange

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