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damit anfangen?«, brüllte er ihr ins Ohr. » Da draußen ist die Hölle los, und ich muss wissen, wer für die Scheiße verantwortlich ist! Quinn und Caldwell weine ich keine Träne nach, ganz im Gegenteil, aber das Ganze ist schlecht fürs Geschäft. Ich muss Sie doch nicht an unsere Abmachung erinnern?«
» Nein, natürlich nicht. Aber im Moment kann ich Ihnen nur sagen, dass Quinn und Caldwell mit derselben Waffe getötet wurden, und höchstwahrscheinlich hat derselbe Täter auch hier in Harthill zugeschlagen. Sobald ich mehr weiß, melde ich mich bei Ihnen.«
» Aber sofort.«
» Sofort.«
Er legte auf. Jan schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Wenn das nur alles ein Ende nehmen würde. Was hätte sie dafür gegeben, jetzt zu Hause zu sein, sich mit Amy hinter ihrer verrammelten Tür zu verstecken und im Fernsehen Zeichentrickserien zu gucken. Ihre Gedanken eilten voraus zum Schulschluss, und wieder betete sie. Sie betete, dass Amy unversehrt am Schultor stehen würde, wenn sie sie abholen kam.
18
Um zwanzig nach sieben, fünfundzwanzig Minuten vor Anpfiff, saß Winter auf seinem Platz im Celtic Park. Die Bude war schon gut gefüllt, allmählich kam Stimmung auf. Über den Rängen schwirrte die vertraute Mischung aus Vorfreude und Gemeinschaftsgefühl, eine Atmosphäre, die Winter gerne in aller Ruhe aufsaugte, weshalb er immer ein bisschen früher kam.
Addison war anders gestrickt. Der dinierte sicher noch im Oak, dem Pub neben dem Stadion, das im Moment zweifellos gestopft voll war mit schwitzenden Körpern, die für den anstehenden Abend auftanken wollten. Die Stammgäste des Oak strömten immer in letzter Minute ins Stadion, sodass sie sich mitten in » You’ll Never Walk Alone« mit zerknirschtem Gesicht durch die Reihen drückten, unter Schals hindurchtauchten und den anderen auf die Füße trampelten. Jedes Mal dasselbe, und wenn Winter ihn nicht zuvor eigenhändig zur unteren Lisbon-Lions-Tribüne geschleift hatte, war auch Addison mit von der Partie.
Europacupspiele in Parkhead waren das Größte für Winter, schon immer– schon seit Onkel Danny ihn 1982 zum ersten Mal an der Hand durch die Massen der besoffenen Riesen geführt hatte, zu einem 2:2 gegen Ajax. McStay, McGrain, Burns, Nicholas, McGarvey, das waren damals seine Helden gewesen. Und natürlich Onkel Danny.
Nur noch ein paar Minuten bis zum Anpfiff. Das ganze Stadion war auf den Beinen und sah zu, wie die Mannschaften aufs Feld trotteten, als sich die Fans am Ende des Blocks widerwillig nach hinten lehnten, um jemanden vorbeizulassen. Unter breitem Grinsen und wiederholten Entschuldigungen zwängte Addison sich durch die Reihe. Als Winter seinen Bieratem roch, hatte sich das Team schon zu einem Kreis zusammengerottet, wie vor jedem Spiel, und die Zuschauer brachen in ohrenbetäubendes Gebrüll aus.
» Na endlich«, meinte Winter.
» Hey, für meine Verhältnisse bin ich früh dran, Kleiner. Und falls es dir entgangen ist, ich hatte einen anstrengenden Tag.«
» Nicht nur du. War noch was los?«
Der Schiri stieß in die Pfeife, das Spiel begann, und ein weiteres, gedehntes Geschrei erhob sich. Selbst wenn Addison geantwortet hätte, Winter hätte ihn nicht verstanden. Doch der DI schüttelte nur den Kopf und wartete, bis sie sich gesetzt hatten, ehe er sich zu seinem Ohr beugte. » Später. Aber eins sag ich dir: Ich glaub, ich weiß jetzt, was der Wichser für ein Spielchen spielt.«
» Aye? Und das wäre?«, brüllte Winter zurück.
Addison blickte auf ihn herab, tippte sich mit einem Zwinkern an den Nasenflügel und widmete sich dem Spielfeld, wo Celtic umgehend einen Angriff über den rechten Flügel eingeleitet hatte. Um sie herum sprangen die Leute auf, sodass auch Addison und Winter aufstehen mussten. Winter brannte darauf, seinen Kumpel weiter auszufragen, aber wenn Addy nicht wollte, wollte er nicht.
Celtic startete eine Attacke nach der anderen, doch erst fünf Minuten vor der Pause brachten sie das erste Tor zustande: eine Flanke von links, ein Kopfball mitten vorm Kasten. Als die Kugel im Netz der Bulgaren zappelte, explodierte der Celtic Park. Wieder war das ganze Stadion auf den Beinen, Winter und Addison fielen sich in die Arme, wildfremde Leute klopften ihnen auf die Schultern und rempelten sie freudig an. Schlachtengesänge erhoben sich über den allgemeinen Lärm, ein geordnetes Chaos brach aus. Fünf Minuten später, als die Pfeife zur Halbzeit blies und das nächste mächtige Gebrüll
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