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Snapshot

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Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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gewohnten Gang, ohne sich groß um den neuesten Fleck auf dem Asphalt zu kümmern, wenn sie ihn nicht ohnehin geflissentlich übersah. Der Junge war den Leuten scheißegal, sie gingen weiter ihren Geschäften nach, sie stiegen über ihn hinweg wie ein Abgeordneter der Torys auf dem Weg zur Oper über die Beine der Obdachlosen. Aber einem war er nicht egal gewesen. Einer hatte für Kieran getötet.
    Winter gab » Ryan McKendrick« ein– Geschäftsleute, Sozialarbeiter, Bibliothekare, Jockeys. Mit » Ryan McKendrick Glasgow« hatte er mehr Glück. Auf ein paar Bebo- und MySpace-Seiten folgte » Gefreiter Ryan McKendrick«, eine Seite der Royal Navy.
    Und mit der Kombination » Navy Ryan Kieran McKendrick« landete er einen Volltreffer. Auf einer weiteren Bebo-Seite hatte ein Freund der Familie einen Nachruf auf Kieran verfasst, in dem auch Ryan erwähnt wurde.
    Winter schlug die Nummer der McKendricks in der Whitevale Street nach. Mit bebenden Fingern tippte er die 141 ein, um seine eigene Nummer zu unterdrücken, gefolgt von der Nummer aus dem Telefonbuch. Dabei wusste er nicht mal, was er sagen würde. Oder warum.
    Eine höfliche, aber müde Frauenstimme meldete sich. Sie klang, als würde ihre Kraft kaum für ein » Hallo« reichen.
    » Ja?«
    » Äh… Hi. Könnte ich bitte mit Ryan sprechen?«
    » Mit Ryan? Ryan ist auf See, seit drei Wochen schon. Wer ist da?«
    Winter geriet in Panik. » Tony«, stammelte er, » hier ist Tony. Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Au f W iederhören.«
    Er legte schnell auf, bevor Mrs. McKendrick noch mehr unangenehme Fragen stellen konnte. Was war er nur für ein erbärmliches Arschloch! Er hatte eine Mutter angelogen, die erst kürzlich ihren Sohn verloren hatte. Wütend schleuderte er das Telefon auf den Sessel in der Ecke und klappte den Laptop zu. Jetzt brauchte er erst mal ein Bier. Zum Glück kannte er einen Mann, dem es genauso ging.
    Die Station Bar lag in der Port Dundas Road in Cowcaddens, ganz in der Nähe waren früher mal die STV -Studios gewesen. Vom Stadtzentrum bis hierher waren es nur fünf Minuten zu Fuß, und trotzdem trieben sich dort keine Touris, sondern nur Leute aus der Gegend herum: Cops aus der Stewart Street, Journalisten, aber auch Feuerwehrmänner, Verwaltungsbeamte, Bauarbeiter, Fabrikarbeiter und allerlei Spinner.
    Addison war schon da, als Winter sich durch die Tür schob. Er saß an einem Tisch neben dem Kaminfeuer und brütete über einem Guinness. Offenbar hatte er mal wieder Leichen gezählt.
    » Acht Stück«, murmelte er zur Begrüßung. » Acht tote Arschlöcher.«
    Neun, dachte Winter. » Und um wen kümmert ihr euch vor allem?«
    » Um alles und jeden. Wir rennen jedem Hinweis hinterher. Typisch Shirley halt.«
    » Sollte ich da nicht ein bisschen genauer Bescheid wissen?«
    » Du solltest überhaupt nichts wissen.«
    Arschloch, dachte er.
    » Arschloch«, sagte er.
    » Gern geschehen«, erwiderte Addison.
    Wie du mir, so ich dir. Wenn Addy nicht reden wollte, würde Winter die Namen Sammy Ross und Kieran McKendrick vorerst für sich behalten. Aber etwas anderes wollte er durchaus mit ihm besprechen.
    » Als Cat Fitzpatrick neulich in Harthill Strathies Taschen durchsucht hat… da hat sie eine Geldbörse mit Führerschein gefunden, oder?«
    » Ja. Und?«
    » Mir ist aufgefallen, was sie nicht gefunden hat.«
    » Dann lass mal hören. Dass er keine Autoschlüssel dabeihatte, wissen wir schon. Die hatte der Mörder.«
    » Aber er hatte auch kein Handy dabei, oder?«
    » Stimmt. Und einer wie Strathie, einer in seinem Metier, hätte doch sicherlich ein Handy dabeigehabt, wenn nicht zwei oder drei.«
    » Warum habe ich das Gefühl, dass du nicht besonders überrascht bist?«
    » Weil mir dasselbe auch schon aufgefallen ist. Trotzdem nicht schlecht, Tony. Aus dir könnte ein ordentlicher Verkehrspolizist werden.«
    » Idiot. Ich will nur helfen.« Zugegeben, er hätte seinem Kumpel auch etwas mehr helfen können. Zum Beispiel hätte er ihn darauf aufmerksam machen können, dass auch Sammy Ross kein Handy dabeigehabt hatte.
    » Trotzdem danke, Kleiner«, antwortete Addison mit einem trockenen Lachen. » Schön, dass du dich ums Gemeinwohl sorgst. Aber die Frage ist nicht, warum Strathie kein Handy dabeihatte, und Sturrock übrigens auch nicht. Sondern warum der Wichser die Dinger mitgenommen hat. Was will er damit?«
    » Ja, was will er damit?«
    » Das liegt doch auf der Hand. Er will Informationen. Und wenn uns der Typ bisher nicht

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