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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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würden. Der halbe Zug wurde als Sicherungsposten eingeteilt, während der Rest patrouillierte.
    Eine Menge dieser Sicherungstätigkeiten konzentrierte sich in der Nähe des Vierstöckigen. Die Jungs unten patrouillierten und stießen fast immer auf feindliche Kräfte. Ich war oben mit anderen Scharfschützen postiert und erledigte jeden, der sie anzugreifen versuchte.
    Oder wir stießen 400, 500 oder sogar 700 Meter vor, tief ins »Indianergebiet« hinein, und warteten dort auf die Schurken. Wir gingen als Vorhut voran und richteten einen Sicherungsposten ein, der der Patrouille Schutz bot. Sobald sich unsere Leute blicken ließen, zogen sie alle möglichen Aufständischen an. Wir schalteten sie aus. Die Schurken machten kehrt und versuchten auf uns zu schießen; wir erschossen sie. Wir waren Leibwächter, Köder und Richter in einem.
    Nach einigen Tagen kam der Captain auf uns zu und sagte: »Ihr seid echt zähe Hunde. Ich weiß ja nicht, wohin es euch noch so verschlägt, aber wenn ihr mich braucht, dann bin ich zur Stelle. Wenn es sein muss, fahre ich den Panzer auch bis zur Eingangstür.«
    Und von diesem Augenblick an vertrauten wir uns vorbehaltlos.
    Eines Morgens war ich im Vierstöckigen als Sicherungsposten eingeteilt, während einige unserer Jungs in der Nähe patrouillierten. Als sie die Straße überquerten, entdeckte ich einige Aufständische, die die J Street entlangkamen, eine der Hauptstraßen in der Gegend.
    Ich erschoss einige von ihnen. Meine Jungs schwärmten aus. Weil einer von ihnen nicht wusste, was vor sich ging, rief er über Funk an und fragte, warum ich auf sie schoss.
    »Ich schieße über eure Köpfe hinweg«, sagte ich ihm. »Schau mal auf die Straße.«
    Die Aufständischen strömten nur so heran und es entwickelte sich ein heftiges Feuergefecht. Ich sah einen Mann mit einer panzerbrechenden Rakete, nahm ihn ins Fadenkreuz und drückte sachte ab.
    Er fiel.
    Einige Minuten später kam einer seiner Freunde, um die Waffe zu holen.
    Er fiel.
    So ging es eine Weile weiter. Am anderen Ende des Blocks versuchte ein Aufständischer, mit einer Kalaschnikow auf meine Kameraden zu schießen. Ich erschoss ihn – dann den Kerl, der das Gewehr holen wollte; und den nächsten auch noch.
    Zielreiche Umgebung? Und wie! Die Leichen der Aufständischen türmten sich förmlich auf der Straße. Schließlich gaben sie auf und suchten das Weite. Unsere Leute setzten ihre Patrouille fort. Auch die Jundis waren an jenem Tag an den Kampfhandlungen beteiligt; zwei von ihnen starben im Feuergefecht.
    Es war nicht leicht, den Überblick darüber zu behalten, wie viele Feinde ich an jenem Tag getötet hatte, aber ich glaube, dass es die höchste Trefferquote meiner gesamten Karriere war.
    Dass der Captain der Army-Einheit uns wohlgesonnen war, wurde uns endgültig klar, als er eines Tages zu uns kam und sagte: »Hört mal zu, ihr könntet mir einen Gefallen tun. Bevor ich hier wieder weggehe, möchte ich einmal mein Panzergeschütz ausprobieren. Alles klar? Also ruft mich.«
    Kurze Zeit später gerieten wir in ein Feuergefecht und funkten seine Einheit an. Wir riefen ihn herbei, er kam mit seinem Panzer und konnte seinen Schuss abfeuern.
    In den nächsten Tagen folgten noch einige mehr. Als er Ramadi schließlich verließ, hatte er das gute Stück 37-mal abgefeuert.
    Gebete und Armbänder
    Vor jeder Operation versammelten sich einige Jungs aus dem Zug, um gemeinsam zu beten. Marc Lee leitete die kleine Zeremonie und improvisierte eher, als dass er ein vorgegebenes Gebet aufsagte.
    Ich betete zwar nicht vor jedem Einsatz, aber ich dankte Gott jeden Abend, wenn ich wieder unversehrt zum Stützpunkt zurückkehrte.
    Und es gab noch ein weiteres Ritual, das wir nach unserer Rückkehr zelebrierten: Zigarren.
    Einige von uns trafen sich am Ende einer jeden Operation auf eine gute Zigarre. Im Irak gab es sogar kubanische; zum Ausklang des Tages pafften wir gerne eine gepflegte Romeo y Julieta No. 3.
    In gewisser Weise dachten wir damals wohl wirklich, wir seien unbesiegbar. Gleichzeitig nahmen wir aber auch die Tatsache hin, dass wir jederzeit sterben konnten. Ich steigerte mich nicht in den Tod hinein oder dachte allzu intensiv darüber nach. Es war mehr so etwas wie eine vage Vorstellung, die in der Ferne lauerte.
    Es war während jenes Auslandseinsatzes, dass ich ein kleines Armband entwickelte; ein kleiner Patronenhalter, mit dem ich besser nachladen konnte, ohne meine Gewehreinstellungen zu verändern. Ich nahm einen

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