Sniper
Patronenhalter, der normalerweise am Gewehrkolben befestigt wird, und schnitt ihn auf. Dann fädelte ich ein Stück Leine hindurch und band ihn an mein linkes Handgelenk. Wenn ich einen Schuss abfeuerte, hatte ich normalerweise die linke Hand unter dem Vorderschaft zur Faust geballt, um besser zielen zu können. Somit war das Patronen-Armband immer in Griffreichweite. Ich konnte also schießen, mit der rechten Hand Nachschub holen und dabei weiter durch das Zielfernrohr sehen.
Als erfahrenster Scharfschütze versuchte ich den Frischlingen ein bisschen unter die Arme zu greifen und gab ihnen Tipps, wie zum Beispiel, auf welche Details sie achten mussten. Man konnte einen Aufständischen nicht nur an seiner Waffe erkennen, sondern auch an der Art und Weise, wie er sich vorwärtsbewegte. Ich gab dieselben Tipps, die man mir zu Beginn in Falludscha gegeben hatte – eine Schlacht, die mittlerweile eine Ewigkeit zurückzuliegen schien.
»Dauber, du darfst keine Angst davor haben, den Abzug zu drücken«, sagte ich dem jüngeren Scharfschützen. »Sobald die Situation den Einsatzregeln entspricht, kannst du auf ihn schießen.«
Bei den Neuen war eine gewisse Unsicherheit üblich. Vielleicht scheuen sich alle Amerikaner ein bisschen davor, als Erste zu schießen, auch wenn es außer Frage steht, dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht.
Unser Feind schien solche Hemmungen nicht zu kennen. Aber mit etwas Übung ging es unseren Leuten auch nicht anders.
Allerdings konnte man nie genau sagen, wie jemand in einer echten Kampfsituation reagierte. Dauber schlug sich tapfer – richtig tapfer. Aber mir fiel auf, dass der Druck dazu führte, dass manche Scharfschützen Ziele verfehlten, die sie im Training problemlos getroffen hätten. Vor allem ein Typ – ein grundanständiger Kerl und guter SEAL – hatte eine Phase, in der er oft danebenschoss.
Wie gesagt: Man konnte einfach nicht wissen, wie jemand im Ernstfall reagierte.
Ramadi wimmelte nur so von Aufständischen, aber es gab auch eine große Zivilbevölkerung. Manchmal marschierten sie geradewegs in einen Schusswechsel hinein. Man fragte sich wirklich, was sie sich dabei dachten.
Eines Tages befanden wir uns in einem Haus am anderen Ende der Stadt. Wir hatten uns mit einer Gruppe Aufständischer ein Feuergefecht geliefert, einige von ihnen getötet und warteten eine Feuerpause ab, bevor es wieder richtig losgehen würde. Die Schurken waren wahrscheinlich irgendwo in der Nähe und warteten nur auf eine weitere Gelegenheit zum Angriff.
Aufständische legten normalerweise kleine Steine in die Straßenmitte, um andere zu warnen und einen Hinweis zu geben, wo wir waren. Auch die Zivilisten wussten um die Steine und erkannten schnell, was Sache war. Sie machten dann immer einen großen Bogen um unseren Standort. Es konnten Stunden verstreichen, bis wir wieder jemanden zu Gesicht bekamen – und dann war er in der Regel bewaffnet und versuchte uns zu töten.
Aus irgendeinem Grund kam einmal ein Wagen in hohem Tempo herangebrettert und fuhr dabei nicht nur an den Steinen, sondern auch an einigen Leichen vorbei.
Ich warf eine Blendgranate in seine Richtung, die den Fahrer aber nicht zum Anhalten brachte. Also schoss ich auf die Motorhaube. Die Kugel drang durch den Motorblock. Der Fahrer hielt an und sprang aus dem Wagen. Er schrie vor Schmerzen und sprang umher.
Es waren noch zwei Frauen im Wagen. Sie müssen die dümmsten Menschen weit und breit gewesen sein, weil sie trotz allem, was um sie herum geschah, nicht bemerkten, in welcher Gefahr sie sich befanden. Sie fingen an, auf unser Haus zuzulaufen. Ich warf eine weitere Blendgranate und schließlich bewegten sie sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Endlich schienen sie einige der Leichen zu bemerken, die umherlagen, und fingen an zu schreien.
Sie waren offensichtlich unversehrt, mit Ausnahme der Fußverletzung, die der Mann davongetragen hatte. Aber es war ein Wunder, dass sie nicht getötet worden waren.
Die Feuergefechte waren rasant und dicht. Wir dürsteten nach mehr. Wir sehnten uns regelrecht danach. Wenn die Schurken sich versteckten, versuchten wir sie dazu zu provozieren, sich zu zeigen, damit wir sie erledigen konnten.
Einer der Jungs hatte ein Kopftuch, das wir zu einer Art Mumienkopf herrichteten. Mit einer Schutzbrille und einem Helm ausgestattet sah das Ganze fast wie ein echter Soldat aus – zumindest auf einige Hundert Meter Entfernung. Als das Gefecht eines Tages gerade am Erlahmen
Weitere Kostenlose Bücher