Sniper
zugerichteten Bräutigam vor den Altar zu treten, aber Taya schien recht glücklich zu sein.
Die Zeit, die uns für die Flitterwochen blieb, war allerdings tatsächlich ein Problem. Das Team hatte mir, »großzügig« wie es war, drei Tage gegeben, um zu heiraten und zu verreisen. Als Frischling war ich selbst für diesen kurzen Urlaub dankbar. Meine Frau sah das allerdings nicht ganz so und ließ mich das auch wissen. Wir heirateten trotzdem und verbrachten einen wirklich kurzen Kurzurlaub miteinander. Dann ging es wieder an die Arbeit.
Kapitel 3
Schiffsdurchsuchungen
Gewehr im Anschlag
»Wach auf. Wir haben einen Tanker.«
Ich richtete mich langsam auf. Trotz des kalten Windes und des unruhigen Wellengangs hatte ich es geschafft, auf der einen Seite des Bootes ein wenig zu dösen; allerdings hatte mich die Gischt trotzdem völlig durchnässt. Obwohl ich ein Frischling war und dies mein erster Kampfeinsatz, beherrschte ich bereits die Kunst, in jeder Situation ein Nickerchen zu machen – eine unterschätzte, aber doch entscheidende Fähigkeit, die jeder SEAL beherrschen sollte.
Vor uns lag ein gewaltiger Öltanker. Ein Hubschrauber hatte ihn gemeldet, nachdem er im Irak illegal Ladung aufgenommen hatte und anschließend in den Golf eingefahren war. Unsere Aufgabe war es nun, an Bord zu gehen, die Frachtunterlagen zu prüfen und das Schiff, falls es gegen UN-Sanktionen verstieß, den Marines oder anderen Sicherheitskräften zu übergeben, die sich dann weiter darum kümmern würden.
Ich rappelte mich auf und machte mich bereit. Unser Schlauchboot sah aus wie eine Kreuzung aus einem Rettungs- und einem Schnellboot und hatte am Heck zwei gewaltige Motoren. Es war elf Meter lang, bot Platz für acht SEALs samt Ausrüstung und schaffte bei ruhiger See 45 Knoten.
Die Abgase der Doppelmotoren wehten über uns hinweg und vermischten sich mit der Gischt, während wir Fahrt aufnahmen. Wir holten den Tanker schnell ein und hielten uns zunächst in seinem Kielwasser, um vom Radar unentdeckt zu bleiben. Ich erhob mich und ergriff die lange Metallstange, die auf dem Boden unseres Bootes lag. Erst jetzt scherten wir aus, platzierten uns neben dem Tanker und passten unser Tempo dann entsprechend an. Die Motoren des iranischen Schiffs dröhnten unter Wasser so laut, dass unsere eigenen Motoren gar nicht auffielen.
Sobald wir mit gleichmäßigem Tempo neben dem Tanker herfuhren, hob ich die Stange hoch und versuchte, mit dem an ihrem Ende befestigten Enterhaken die Reling zu fassen zu bekommen. Sobald mir dies gelungen war, zog ich daran.
Erwischt.
Ein Bungeeseil verband den Haken mit der Stange, sodass ich Letztere nun wegziehen konnte. Zum Vorschein kam eine Hängeleiter aus Stahl, die ihrerseits an dem Haken befestigt war. Jemand hielt sie am unteren Ende fest, während der erste SEAL an der Seite des Schiffes hinaufzuklettern begann.
Ein voll beladener Öltanker kann ziemlich tief im Wasser liegen – so tief, dass man manchmal einfach nur die Reling ergreifen muss und hinüberspringen kann. Das war hier jedoch nicht der Fall – die Reling lag wesentlich höher als unser kleines Boot. Ich leide zwar an Höhenangst, aber solange ich nicht allzu sehr darüber nachgrüble, beeinträchtigt sie mich nicht besonders.
Die Leiter schwankte mit dem Schiff und dem Wind; ich zog mich so schnell wie möglich hoch – scheinbar erinnerten sich meine Muskeln an all die Klimmzüge meiner BUD/S-Zeit. Als ich an Deck sprang, hatten sich die Ersten von uns bereits in Richtung Brücke und Brückendeck aufgemacht und ich musste mich beeilen, um sie einzuholen.
Plötzlich fuhr der Tanker schneller. Der Kapitän hatte offenbar bemerkt, dass sein Schiff geentert wurde und versuchte noch schnell, iranisches Gewässer zu erreichen. Hätte er es geschafft, hätten wir von Bord springen müssen – denn wir hatten die strikte Anweisung, uns ausschließlich in internationalen Gewässern zu bewegen.
Ich stieß zum Team, als die Jungs gerade die Tür zur Brücke erreicht hatten. Ein Mitglied der Schiffsbesatzung stürzte von innen ebenfalls zur Tür und versuchte sie noch rasch zu verschließen. Er war aber nicht schnell oder stark genug – einer der SEALs warf sich dagegen und stieß sie auf.
Mit dem Gewehr im Anschlag stürmte ich hinter den anderen hinein.
Wir hatten in den Tagen davor Dutzende solcher Einsätze gehabt und stießen nur in den allerseltensten Fällen auf Widerstand. Aber der Kapitän dieses Schiffs war aggressiv, und
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