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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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gern vermittelten. Caroline und Charles blieben ungerührt.
Denn sie konnten Namen für Namen zurückschmettern und sogar noch übertrumpfen, egal, wie viele Millionen das Franksche Vermögen umfasste. Und so verging der Nachmittag mit einer Litanei höchster Adelstitel, die im Tempel des Geldes mit der Kunst als Hintergrundkulisse heruntergebetet wurde. Eindreiviertel Stunden später waren sie wieder in den modernen Meerespalast zurückgekehrt.
    Auf der Terrasse wartete Tee im »englischen Stil«, was hier so viel hieß wie im »Stil amerikanischer Hotels«, und drei weiß gekleidete Lakaien standen bereit, um ihn zu servieren. Mrs. Frank führte sie zu ihren Stühlen. Peters Begleiterin, Bob und Annette waren inzwischen völlig geknickt und wünschten sich insgeheim, zur Villa zurückzukehren und dieses niederschmetternde Erlebnis in eine lustige Anekdote zu verwandeln. Eric kam als Schlusslicht, rot im Gesicht vor Anstrengung und offensichtlich verärgert, dass seine gesellschaftliche Unkenntnis ihn von der Unterhaltung ausgeschlossen hatte, in deren Mittelpunkt den größten Teil des Nachmittags seine Frau gestanden hatte. Er ließ sich auf einen Stuhl neben Edith fallen und nahm die angebotene Tasse entgegen.
    Mrs. Frank richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Braut. »Sagen Sie mal, war Hilary Weston bei der Hochzeit? Jemand hat erzählt, sie säße in Kanada fest.«
    Eric blickte schnaubend hoch. »Solche Fragen haben bei ihr wenig Sinn, was, Edith? Sie müssen abwarten, bis sie noch etwas mehr Training absolviert hat.«
    Edith ignorierte ihn. Eine gnädige Vorsehung wollte es, dass sie beim Empfang ziemlich ausführlich mit Mrs. Weston gesprochen hatte. Sie dankte ihrem Schutzheiligen, als sie lebhaft über Eric hinwegplauderte, ohne ihn einer Bemerkung zu würdigen. »Nein, sie war da. Galen war in Florida und konnte nicht zurückkommen. Das wurde vermutlich verwechselt.«
    Mrs. Frank nickte und warf einen leicht befremdeten Blick zu Eric hinüber. »Sie macht so viel! Ich komme mir wie ein Faulpelz vor, wenn ich an sie denke.« Dann wandte sie sich anderen Gästen zu. Edith hatte bestanden.
    Eric lehnte sich zurück und sah sie an: »Gut gemacht. Volle Punktzahl.«
    Sie starrte zurück und gab keinen Zentimeter des eroberten Terrains preis. »Kennst du Hilary?«
    »Genauso gut wie du«, konterte Eric und erhob sich, um zu Caroline am anderen Ende der Terrasse hinüberzugehen. Edith fand dieses Wortgefecht merkwürdig erfrischend, da danach kein Zweifel mehr daran bestand, dass Eric im Familienkreis als ihr Feind zu betrachten war. Jetzt brauchte sie sich nicht mehr zu verstellen; aber das Beste war, dass sie die erste Runde gewonnen hatte.
    Sie sang unter der Dusche, als Charles hereinkam, um sich fürs Abendessen umzuziehen. Er lächelte. »Du bist anscheinend sehr glücklich. Hat dir der Tag gefallen? Was für eine Sammlung! Und das ganze Anwesen!« Sogar in diesen Kreisen ist Staunen im privaten Zwiegespräch mit gleichgesinnten Erwachsenen nicht verboten, und Charles hatte nun das Gefühl, er hätte lange genug den Unbeeindruckten gespielt.
    »Das kann man wohl sagen! Und ja, ich bin glücklich.« Sie drehte die Dusche ab, stellte sich vor ihn hin und küsste ihn, nass und nackt, wie sie war.
    Die nächsten paar Minuten, eigentlich der ganze Rest des Abends gehörten zum Angenehmsten, was sie mit Charles je erlebt hatte, und mit Siegesgefühlen und Wohlbehagen stieg sie ins Bett.
    Charles drehte sich zu ihr. »Die Franks möchten uns zum Dinner einladen, bevor wir abreisen.«
    Sie verzog leicht das Gesicht. »O je. Ich vermute, wir müssen hin?«
    »Jetzt sei nicht so, Liebling«, sagte Charles. »Es ist nett von ihnen und sie sind gar nicht so übel.«
    »Die alte Fregatte nicht, aber die Nichte ist ein Alptraum.«
    Er lachte. »Ich fand sie recht nett. Wir dürfen nicht so streng sein.«
    Edith stützte sich neben ihm auf die Ellbogen. »Wie kommt es, dass ihr jemandem wie Annette, die gesprächsfreudig und lustig ist, alle die kalte Schulter zeigt und hinter ihrem Rücken die Nase über sie rümpft, aber bei Tina Frank, der langweiligsten und unbedeutendsten
Person, der ich je begegnet bin, Ausflüchte erfindet und behauptet, sie sei ganz nett?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Doch, das weißt du, Charles.« Sie fühlte sich seltsam selbstsicher, fast fröhlich. Zum ersten Mal seit ihrer Hochzeit begann sie zu spüren, dass sie wirklich Lady Broughton war. Sie hatte ihre Sache gut

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