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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Besseren belehrt.
    »Was für eine grässliche Farbe!«, sagte Lady Uckfield, ignorierte den Stuhl, den der Oberkellner ihr zuwies, und ließ sich stattdessen auf
ein Sofa plumpsen. »Wie traurig, denn im Grunde war das der einzige hübsche Raum hier. In den alten Tagen war er das Musikzimmer, auch wenn ein de Marney so unmusikalisch war wie der andere!« Sie lachte vergnügt, als der am Boden zerstörte Mann seine Position zu retten versuchte, indem er um sie herumscharwenzelte und um die Wahl ihres Aperitifs bat.
    »Ich glaube, Lady Uckfield hätte gern Champagner«, sagte Bob laut, und in den Ecken des Raums drehten sich ein, zwei geschniegelte Köpfe nach uns um. Bob wollte die Tatsache ausschlachten, dass er eine distinguierte Gesellschaft an diesen seiner Meinung nach vornehmen Ort gebracht hatte, was ich ihm nicht verübeln kann. Er würde weiß Gott teuer genug dafür bezahlen. Seine Worte versetzten dem Oberkellner einen weiteren Dämpfer; er war mit der Gegend vertraut genug, um nun das ganze Ausmaß seines anfänglichen Fauxpas zu erkennen. Die Stimmung wurde unbehaglich und Charles und Caroline wechselten einen kurzen, nervösen Blick. Ich verspürte den Drang, den wohlmeinenden Bob zu verteidigen, wusste aber, dass ich gegen eine Wand anrennen würde; und als die riesigen, in Leder gebundenen Speisekarten verteilt wurden, ergriff ich feige eine davon und verschanzte mich dahinter, bis mit großem Tamtam und viel Silber, Glas und Leinen der Champagner gebracht wurde. Zur Überraschung aller außer vielleicht Carolines beugte sich Eric sofort vor, zog eine Flasche aus ihrem silbernen, mit Eis ausgekleideten Nest und wandte sich nicht an Bob, sondern an den Kellner: »Haben Sie keinen 92er?«
    Der Kellner schüttelte unter gemurmelten Entschuldigungen den Kopf. Hatte uns Bobs Zaghaftigkeit in seinen Augen erst alle als unbedeutend degradiert, so erhob uns nun Lady Uckfields Gegenwart zu einer illustren Gesellschaft.
    Eric weidete sich an seiner Unterwürfigkeit. »Dann sollten Sie auch nicht behaupten, es wäre einer, nicht wahr?« Er ließ die Flasche in den Kübel fallen und lehnte sich zurück, als der Kellner einschenkte.
    Edith suchte über die Gruppe hinweg nach meinem Blick und rollte mit den Augen.
    Bob geriet ins Schlingern. Er wusste, dass er einer Rechnung in Höhe von sieben-, achthundert Pfund entgegensah, und schon jetzt sagten ihm das unterdrückte Kichern und verstohlene Lächeln, dass er durch seine Einladung auf rätselhafte Weise nicht etwa an Boden gewann, sondern sich nur lächerlich machte. Dies war umso ärgerlicher, als seine Frau ihm die Sache auszureden versucht und stattdessen vorgeschlagen hatte, die Broughtons und die Uckfields nach London ins Ivy einzuladen (was für sie höchst akzeptabel gewesen wäre).
    Charles sprang ihm bei. »Schmeckt köstlich«, sagte er entschieden, trank noch einen Schluck und schaute in die Runde.
    »Absolut wunderbar«, sagte Adela, und ich nickte eifrig.
    Der Champagner war wirklich sehr gut, aber zu kalt. Leider war Simon an diesem unseligen Abend sichtlich entschlossen, über Leichen zu gehen. Er wollte endgültig mit dem Verdacht aufräumen, er ließe sich von dieser Gesellschaft auch nur ein bisschen einschüchtern.
    »Würde es große Umstände machen, wenn ich einen Whisky nehme?«, sagte er.
    »Gute Idee«, sagte Eric. »Für mich auch einen.«
    Das Grausame daran war, dass Bob bereits drei Flaschen hatte öffnen lassen, die wir anderen unmöglich leeren könnten. Er sah seine Felle davonschwimmen. Sein Champagner war verschmäht, er selbst beleidigt worden und musste doch gute Miene zum bösen Spiel machen. »Natürlich!« Er lächelte breit. »Was ist mit Ihnen, Edith?«
    Edith lehnte sich in ihrem protzig-voluminösen Chintzsessel zurück und richtete ihren leeren Blick in die Ferne. Ich sah ihn über Charles hinweggleiten, der sie stumm ermahnte und zugleich anflehte, sie solle sich benehmen. Der Arme. Unter Beschuss standen hier die Freunde seiner Frau, und dennoch war er es, der sich anstrengen musste, um den Abend zu retten. Simon, der hinter ihm stand, strahlte sie an. »Ich hätte nichts gegen einen Wodka«, sagte sie. Simon zwinkerte leise und beide zügelten ihr Lächeln, bevor es ins Unschickliche kippte.
    »Gut«, sagte Bob mit matter Stimme. Er sah sich um, ob noch
jemand ausscheren wollte, doch Caroline griff mit einer entschlossenen Geste über Eric hinweg nach der Flasche und goss sich ein großes Glas Champagner ein. Die

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