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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Krankheit, noch ein Jahr zu leben hätte und dieses Jahr mit einem Feldzug gegen die Straßenkriminialität verbringen würde. Wenn ich einfach aussteigen und mein Leben darauf ausrichten würde, gemein zu sein.
    Das hat Hiro auch gedacht, aber dann ist er Raven über den
Weg gelaufen. In gewisser Weise war das ein befreiendes Erlebnis. Er muß seine Anstrengung nicht mehr darauf konzentrieren, der gemeinste Drecksack der Welt zu sein. Die Position ist schon besetzt. Die Krönung, die das Dasein als der einzig wahre gemeine Drecksack aller Klassen völlig außer Reichweite plaziert, ist selbstverständlich die Wasserstoffbombe. Wäre die Wasserstoffbombe nicht, könnte man wenigstens noch ewig strebend sich bemühen. Möglicherweise Ravens Achillesferse finden. Sich anschleichen, zuschlagen, austricksen, überlisten. Aber Ravens atomarer Schutzschild macht den Weltmeistertitel einfach unerreichbar.
    Das macht nichts. Manchmal ist es in Ordnung, ein bißchen gemein zu sein. Um seine Grenzen kennenzulernen. Sich mit dem zu begnügen, was man hat.
    Als er den Freeway erreicht hat und Richtung Berge unterwegs ist, brillt er sich in sein Arbeitszimmer ein. Erde ist noch da, direkt auf das Floß gezoomt. Hiro betrachtet es als geisterhaftes Phantombild über seinem Ausschnitt des Highway, während er mit hundertvierzig Meilen pro Stunde Richtung Oregon rast.
    Aus der Ferne sieht es größer aus, als es tatsächlich ist. Wenn man näher kommt, dann sieht man, daß diese Illusion durch eine selbstgeschaffene Wolke von Abwässern und Luftverschmutzung erzeugt wird, die in Meer und Luft verströmt wird.
    Sie kreisen im Uhrzeigersinn durch den Pazifik. Wenn sie an Bord der Enterprise die Kessel anfeuern, kann dies die Richtung ein bißchen beeinflussen, aber richtige Navigation ist durch die ganze andere Scheiße, die daran vertäut ist, praktisch unmöglich. Es muß weitgehend dahin, wohin Wind und Corioliseffekt es treiben. Vor ein paar Jahren trieb es an den Philippinen, Vietnam, China und Sibirien vorbei und hat Flüchtis an Bord genommen. Dann schwenkte es die aleutische Kette hinauf, die Enge von Alaska hinunter, und jetzt treibt es vor der Kleinstadt Port Sherman, Oregon, in der Nähe der kalifornischen Grenze.
    Während das Floß weitgehend mit den Meeresströmungen durch den Pazifik treibt, verliert es mitunter gewaltige Bruchstücke. Mit der Zeit werden diese Bruchstücke an Stränden wie
Santa Barbara angespült, immer noch vertäut, mit einer Ladung von Skeletten und angenagten Knochen an Bord.
    Wenn es Kalifornien erreicht, wird eine neue Phase seines Lebenszyklus’ beginnen. Es wird einen Großteil seiner ausgedehnten improvisierten Masse verlieren, wenn sich einige hunderttausend Flüchtis losschneiden und ans Ufer paddeln. Die einzigen Flüchtis, die es soweit schaffen, sind per definitionem diejenigen, die überhaupt erst behende genug waren, es bis zum Floß zu schaffen, gerissen genug, die quälend langsame Reise durch die arktischen Gewässer zu überstehen und hart genug, nicht von anderen Flüchtis getötet zu werden. Nette Burschen, alle miteinander. Genau die Art Leute, die man gern in Scharen zu Tausenden an seinem Privatstrand auftauchen sieht.
    Auf wenige Schiffe geschrumpft und damit weitaus manövrierfähiger, wird die Enterprise dann über den Südpazifik steuern, Richtung Indonesien, wo sie sich nordwärts wenden und den nächsten Zyklus der Völkerwanderung beginnen wird.
    Kriegerameisen überqueren mächtige Flüsse, indem sie aufeinanderklettern und sich zu einem kleinen Ball formieren, der schwimmen kann. Viele fallen herunter und sinken, und die Ameisen im unteren Teil des Balls ertrinken logischerweise. Diejenigen, die schnell und rücksichtslos genug sind, sich den Weg zur Spitze zu erobern, überleben. Viele schaffen es auf die andere Seite, und darum kann man eine Kriegerameise nicht aufhalten, indem man die Brücken sprengt. Und so kommen die Flüchtis über den Pazifik, auch wenn sie zu arm sind, eine richtige Schiffsreise zu buchen oder ein seetüchtiges Boot zu kaufen. Alle fünf Jahre oder so wird eine neue Flut an der Westküste angespült, wenn die Meeresströmungen die Enterprise zurückbringen.
    In den zurückliegenden Monaten haben Besitzer von Strandgrundstücken in Kalifornien Wachpersonal eingestellt, Suchscheinwerfer und

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