Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
Vom Netzwerk:
sagt, fängt ein Stapel Wolldecken rechts von ihm an zu zappeln und um sich zu schlagen. Ein Kopf kommt zum Vorschein. Hiro dreht sich zu ihm um und hält die Hände hoch, um zu zeigen, daß er unbewaffnet ist.
    Â»Wer ist da?« fragt der Mann. Die Angst sitzt ihm eindeutig im Nacken. »Raven?«
    Â»Nicht Raven«, sagt Hiro. »Keine Bange. Sind Sie Chuck Wrightson? Ehemaliger Präsident der Provisorischen Republik Kena und Kodiak?«
    Â»Ja. Was wollen Sie? Ich habe kein Geld.«
    Â»Ich will nur reden. Ich arbeite für die CIC, und meine Aufgabe besteht darin, Infos zu sammeln.«
    Â»Scheiße, ich brauch’ was zu trinken«, sagt Chuck Wrightson.
    Die Towne Hall ist ein großes aufblasbares Gebilde in der Mitte des Snooze ’n’ Cruise. Sie ist Las Vegas Billigschrott: Kramladen, Videospielhalle, Wäscherei, Bar, Spirituosenladen, Flohmarkt und Hurenhaus in einem. Sie scheint stets von dem geringen Prozentsatz der menschlichen Bevölkerung beherrscht zu werden, der jede einzelne Nacht bis fünf Uhr morgens Partys feiern kann und keine andere Funktion hat.
    Die meisten Towne Halls besitzen ein paar Franchises innerhalb von Francises. Hiro sieht ein Kelley’s Tap, wahrscheinlich der beste Trog, den man in einem Snooze ’n’ Cruise finden kann, und führt Chuck Wrightson hin. Chuck trägt zahlreiche Schichten Kleidung, die einmal verschiedene Farben hatten. Jetzt haben sie dieselbe Farbe wie seine Haut, nämlich Khaki.

    Sämtliche Geschäfte in einer Towne Hall, einschließlich dieser Bar, sehen aus wie etwas, das man schon einmal auf einem Gefängnisschiff gesehen hat – alles festgenagelt, rund um die Uhr hell beleuchtet, das ganze Personal hinter dicken Panzerglastrennwänden, die gelb und trüb geworden sind. Wachdienst in dieser Towne Hall haben die Vollstrecker übernommen, daher hängen eine Menge Steroidsüchtige in schwarzen Panzergeloveralls herum, schlendern in Zweier- und Dreiergruppen durch die Spielhalle und verletzen enthusiastisch die Menschenrechte anderer.
    Hiro und Chuck entscheiden sich für die nächstbeste Alternative zu einem Ecktisch. Hiro schnappt sich einen Kellner und bestellt unauffällig einen Krug Pub Special, halb mit alkoholfreiem Bier gemischt. Auf diese Weise bleibt Chuck vielleicht etwas länger wach als sonst.
    Es ist nicht viel erforderlich, ihn zum Reden zu bringen. Er ist wie einer dieser Vögel von ehemaligen Präsidenten, die eines Skandals wegen zurücktreten mußten und den Rest ihres Lebens damit verbringen, Leute zu suchen, die ihnen noch zuhören wollen.
    Â»Ja, ich war zwei Jahre Präsident der PREKK. Und ich betrachte mich immer noch als Präsident der Exilregierung.«
    Hiro bemüht sich, die Augen nicht zu verdrehen. Chuck scheint es zu bemerken.
    Â»Okay, okay, das mag nichts weiter sein. Aber die PREKK war eine Zeitlang ein blühendes Land. Eine Menge Leute würden so etwas gern wieder auferstehen sehen. Ich meine, das einzige, das uns vertrieben hat... die einzige Möglichkeit, wie diese Irren die Macht an sich reißen konnten... war einfach total, wissen Sie...« Er scheint keine Worte dafür zu finden. »Wie hätte man mit so etwas rechnen können?«
    Â»Wie wurden Sie vertrieben? Gab es einen Bürgerkrieg?«
    Â»Anfangs kam es zu einigen Aufständen. Und es gab entlegene Teile in Kodiak, wo unsere Macht nie richtig gefestigt war. Aber einen Bürgerkrieg an sich hatten wir nie. Sehen Sie, die Amerikaner haben unsere Regierung gemocht. Die Amerikaner besaßen
alle Waffen, die Ausrüstung, die Infrastruktur. Die Orthos waren nur eine Bande haariger Typen, die in den Wäldern rumliefen.«
    Â»Orthos?«
    Â»Russisch-Orthodoxe. Zuerst waren sie eine Minderheit. Hauptsächlich Indianer – Sie wissen schon, Tlingits und Aleuten, die von den Russen schon vor Jahrhunderten bekehrt worden waren. Aber als die Lage in Rußland außer Kontrolle geriet, strömten sie mit allen möglichen Booten über die Datumsgrenze.«
    Â»Und sie wollten keine konstitutionelle Demokratie?«
    Â»Nein. Auf keinen Fall.«
    Â»Was wollten sie? Einen Zar?«
    Â»Nein. Diese Zar-Typen – die Traditionalisten – blieben in Rußland. die Orthos, die in die PREKK kamen, waren Vertriebene. Sie waren von der russisch-orthodoxen Kirche deportiert worden.«
    Â»Warum?«
    Â»Jeretiker. So sagen die Russen

Weitere Kostenlose Bücher