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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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da, nur noch eine blutige, brodelnde Suppe aus Splittern und Trümmern.
    Er dreht sich ganz um. Der Antennenkopf, den er vor wenigen Sekunden gesehen hatte, steht jetzt im Freien, ganz allein am Ende des Floßes. Alle anderen haben sich von dort zurückgezogen. Er kann sehen, wie der Drecksack die Lippen bewegt. Hiro reißt das Boot herum, fährt zu ihm zurück, zückt das Wakizashi mit der freien Hand und zerlegt ihn auf der Stelle.
    Aber es werden andere kommen. Hiro weiß, daß mittlerweile alle nach ihm suchen. Den Schützen auf der Enterprise ist es völlig gleichgültig, wie viele Flüchtis sie töten müssen, um Hiro zu erwischen.
    Von dem malayischen Viertel gelangt er in ein chinesisches. Das ist weitaus solider, es enthält neben Barken einige Schiffe aus Stahl. Und es erstreckt sich vom Kern weg bis in die Ferne, soweit Hiro von seiner beschissenen Warte auf Meereshöhe erkennen kann.
    Er wird von einem Mann hoch droben auf dem Aufbau eines dieser chinesischen Schiffe beobachtet; auch ein Antennenkopf. Hiro kann sehen, wie der Typ die Kiefer bewegt, während er neueste Meldungen zur Floßzentrale durchgibt.
    Das schwere Gatling an Bord der Enterprise eröffnet erneut das Feuer und ballert noch einen Meteoritenschwarm angereicherte Urangeschosse in die Flanke einer unbesetzten Barke rund sechs Meter von Hiro entfernt. Die gesamte Seite der Barke klappt nach innen weg, als wäre der Stahl flüssig geworden und würde in einen Abfluß laufen, und das Metall wird grell, als Schockwellen die dicke Rostschicht einfach pulverisieren, sie von dem Stahl wegwirbeln und mit einer Druckwelle davontragen, die so laut ist, daß Hiro davon Schmerzen in der Brust bekommt und ihm übel wird.
    Die Waffe ist radargesteuert. Sie ist ziemlich präzise, wenn sie auf Metall schießt. Und längst nicht so akkurat, wenn auf Fleisch und Blut geschossen werden soll.

    Â»Hiro? Was, zum Teufel, ist da los?« brüllt Y.T. in seine Kopfhörer.
    Â»Kann nicht reden. Bring mich in mein Arbeitszimmer«, sagt Hiro. »Zieh mich auf das Motorrad und fahr mich hin.«
    Â»Ich kann nicht Motorradfahren«, sagt sie.
    Â»Es hat nur einen Hebel. Dreh den Gasgriff auf, und es fährt.«
    Und dann wendet er das Boot Richtung offenes Gewässer und gibt Stoff. Als vagen Schatten, der die Wirklichkeit überlagert, kann er die Schwarzweißgestalt von Y. T. sehen, die vor ihm auf dem Motorrad sitzt; sie greift nach dem Drehgriff, worauf sie beide ruckartig anfahren und mit Mach 1 gegen das Fundament eines Wolkenkratzers knallen.
    Er schaltet den Blick ins Metaversum völlig ab und macht die Brille transparent. Dann aktiviert er den uneingeschränkten Lamettamodus seines Systems: Restlichtverstärker mit verfälschten Infrarotfarben, plus Millimeterwellenradar.
    Seine Sicht der Welt wird körnig schwarzweiß und viel heller als vorher. Hier und da leuchten bestimmte Gegenstände verschwommen rosa oder rot. Das kommt vom Infrarot und bedeutet, daß diese Gegenstände warm oder heiß sind; Menschen sind rosa, Maschinen und Feuer sind rot.
    Die Millimeterwellenradareindrücke sind viel sauberer und klarer in Neongrün dargestellt. Alles, was aus Metall besteht, tritt deutlich hervor. Hiro navigiert eine körnige, anthrazitfarbene Gasse entlang, die von körnigen, hellgrauen Pontonbrükken gesäumt wird, an denen krasse neongrüne Barken und Schiffe vertäut sind, die stellenweise rötlich leuchten, wo immer sie Hitze erzeugen. Kein hübscher Anblick. Tatsächlich ist er so häßlich, daß man wahrscheinlich allein dadurch erklären könnte, wieso Lamettas in aller Regel gesellschaftlich so retardiert sind. Aber es ist viel nützlicher als die anthrazitfarbene und schwarze Aussicht, die er die ganze Zeit über hatte.
    Und es rettet ihm das Leben. Er saust einen kurvigen, engen Kanal entlang, als vor ihm eine dünne, grüne Parabel über dem Wasser erscheint, die plötzlich aus dem Wasser schnellt und in Höhe seines Halses zu einer perfekten Geraden wird. Es ist eine
Klaviersaite. Hiro duckt sich, winkt den jungen Chinesen zu, die die Falle aufgestellt haben, und rast weiter.
    Das Radar macht drei verschwommene rosa Individuen aus, die chinesische AK-47 in den Händen halten und an der Seite des Kanals stehen. Hiro weicht in einen Seitenkanal aus und entgeht ihnen so. Aber es ist ein noch schmalerer Kanal,

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