Snow Crash
die Beine verloren hat, ist diese Fähigkeit im Eimer.
»Also gut, Landratten!« sagt Hiro. »Seht euch das an!« Er schwingt die Klinge seitlich und schneidet dem Geschäftsmann beide Unterarme ab, wodurch das Schwert klirrend zu Boden fällt.
»Mach schon mal den ollen Grill an, Jemima!« fährt Hiro fort, wirbelt seitlich herum und teilt den Körper des Geschäftsmanns oberhalb des Nabels in zwei Hälften. Dann beugt er sich nach unten, damit er dem Geschäftsmann ins Gesicht sehen kann. »Hat Ihnen niemand gesagt«, fragt er jetzt dialektfrei, »daà ich ein Hacker bin?«
Damit hackt er dem Typ den Kopf ab. Der fällt auf den Boden, dreht sich einmal halb um sich selbst und bleibt zur Decke starrend liegen. Nun weicht Hiro ein paar Schritte zurück und murmelt: »Tresor.«
Ein groÃer Tresor, Kantenlänge etwa ein Meter, taucht plötzlich dicht unter der Decke auf, stürzt herunter und landet genau auf dem Kopf des Geschäftsmanns. Die Wucht des Aufpralls treibt Tresor mitsamt Kopf durch den Boden von The Black Sun und hinterläÃt ein quadratisches Loch im Boden, durch das man die Rohrleitungen darunter sehen kann. Der Rest des zerstückelten Körpers liegt immer noch auf dem Boden.
In diesem Augenblick sitzt ein japanischer Geschäftsmann irgendwo in einem hübschen Hotel in London, einem Büro in Tokio oder möglicherweise auch im Wartesaal Erster Klasse des LATH, des Los Angeles/Tokio Hyperschall, schwitzend und mit rotem Gesicht vor seinem Computer und betrachtet die Ruhmeshalle von The Black Sun. Er ist vom Kontakt mit The Black Sun selbst abgeschnitten, ebenso vom Metaversum, und hat nur ein zweidimensionales Display vor sich. Die zehn besten Schwertkämpfer aller Zeiten werden zusammen mit einem Foto gezeigt. Darunter befindet sich eine Liste mit Zahlen und Namen, angefangen mit 11. Er kann diese Liste hinunterfahren, wenn er will, um seinen eigenen Namen zu finden. Der Bildschirm informiert ihn aber hilfreicherweise, daà er auf Platz 863 von 890 Leuten liegt, die je in The Black Sun an einem Schwertkampf teilgenommen haben.
Nummer eins, Name und Foto ganz oben auf der Liste, gehören Hiroaki Protagonist.
12
Die halbautonome Wacheinheit #A-367 von Ng Security Industries lebt in einem angenehmen schwarzweiÃen Metaversum, wo Porterhousesteaks auf Bäumen wachsen und in Kopfhöhe von niederen Zweigen baumeln, und blutgetränkte Frisbees grundlos durch die Luft fliegen, bis man sie fängt.
Er hat einen kleinen Hof ganz für sich allein. Mit einem Zaun drumherum. Er weiÃ, daà er nicht über diesen Zaun springen kann. Er hat es nie versucht, weil er weiÃ, daà er es nicht kann. Er geht nur in den Hof, wenn es sich nicht vermeiden läÃt. Es ist heià da drauÃen.
Er hat eine wichtige Aufgabe: Den Hof zu beschützen. Manchmal besuchen Leute den Hof. Meistens sind es gute Menschen, die er nicht behelligt. Er weià nicht, warum sie gute Menschen sind. Er weià es eben. Manchmal sind es böse Menschen, und er muà böse Sachen mit ihnen anstellen, damit sie verschwinden. Das ist angemessen und passend.
DrauÃen, in der Welt jenseits dieses Hofs, gibt es andere Höfe mit anderen Hunden wie ihm. Das sind keine bösen Hunde. Sie sind alle seine Freunde.
Der nächste Nachbarhund ist weit entfernt, weiter als er sehen kann. Aber manchmal, wenn sich ein böser Mensch seinem Hof nähert, kann er diesen anderen Hund bellen hören. Andere Hunde in der Nachbarschaft kann er auch hören, ein ganzes Rudel, in allen Richtungen, bis in weite Ferne. Er gehört einem groÃen Rudel lieber Hunde an.
Er und die anderen lieben Hunde bellen jedesmal, wenn ein Fremder in ihren Hof oder auch nur in seine Nähe kommt. Der Fremde kann ihn nicht hören, aber alle anderen Hunde des Rudels. Wenn sie in der Nähe leben, werden sie aufgeregt. Sie wachen auf und machen sich bereit, böse Sachen mit dem Fremden anzustellen, sollte er ihren Hof betreten.
Wenn ein Hund in der Nachbarschaft einen Fremden anbellt, kommen ihm mit dem Bellen Bilder und Geräusche und Gerüche in den Sinn. Plötzlich weià er, wie der Fremde aussieht. Wie er
riecht. Wie er klingt. Sollte der Fremde irgendwie in die Nähe seines Hofs kommen, kann er ihn erkennen. Er hilft mit, das Bellen zu den anderen lieben Hunden weiterzugeben, damit das ganze Rudel bereit ist, gegen den Fremden zu
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