Snow Crash
auf der Kuppe eines Hügels. Die StraÃe wird von einem klobigen, froschähnlichen Jeep-Ding von General Jim abgesperrt, aus dem intensives rotes und blaues Licht funkelt. Ein weiterer Helikopter schwebt über dem Haus, von einer kreisenden Säule aus Strahlung gestützt. Soldaten mit Taschenlampen schwärmen über das Gelände.
»Wir haben das Gelände als VorsichtsmaÃnahme abgeriegelt«, sagt Major Clem.
An den Rändern der hell erleuchteten Zone kann Hiro die toten organischen Farben des Hügels erkennen. Die Soldaten versuchen, sie mit ihren Taschenlampen zu vertreiben, versuchen sie wegzubrennen. Er ist dabei, sich darin zu begraben, zu
einem einzigen verschwommenen Pixel im Passagierfenster eines Flugzeugs zu werden. Sich in die Biomasse zu stürzen.
Da5ids Laptop ist auf dem Boden neben dem Tisch, wo er immer gearbeitet hat. Es ist von medizinischen Abfällen umgeben. In der Mitte davon findet Hiro Da5ids Brille, die entweder heruntergefallen ist, als er zu Boden stürzte, oder von den Sanitätern abgenommen wurde.
Hiro hebt die Brille auf. Als er sie vor die Augen hält, sieht er ein Bild: eine Mauer schwarzweiÃer Statik. Da5ids Computer hat einen Snow Crash erlebt.
Er schlieÃt die Augen und läÃt die Brille fallen. Man kann keinen Schaden nehmen, wenn man eine Bitmap ansieht. Oder doch?
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Das Haus ist eine Art postmodernes Schloà mit einem hohen Turm an einem Ende. Da5id und Hiro und der Rest der Hacker sind früher mit einem Kasten Bier und einem Hibachi dorthin gegangen und haben eine ganze Nacht da verbracht, Jumboshrimps und Krebsschwänze und Austern gegessen und alles mit Bier runtergespült. Jetzt ist es selbstverständlich verlassen, das Hibachi verrostet und halb in grauer Asche vergraben wie ein archäologisches Relikt. Hiro hat eines von Da5ids Bieren aus dem Kühlschrank geholt, jetzt sitzt er an seinem Lieblingsplatz, trinkt das Bier langsam, wie früher, und liest Geschichten im Licht.
Die alten zentralen Viertel liegen dichtgedrängt unter einem ewigen organischen Dunst. In anderen Städten atmet man Industriegiftstoffe ein, aber in L. A. atmet man Aminosäuren. Der dunstige Ãberwurf ist von leuchtenden Linien durchzogen wie die Heizstäbe in einem Toaster. Am Ende des Canyon ist es fast so, daà das Licht deutlicher wird und sich in Sterne, Bögen, leuchtende Buchstaben auflöst. Ströme roter und weiÃer Blutkörperchen pulsieren der verschwommenen Logik intelligenter Ampeln folgend die Highways entlang. Weiter entfernt verschmelzen über das gesamte Becken verteilt eine Million greller Logos zu soliden Bögen wie geometrische Punkte, die sich zu
Kurven zusammenfügen. Auf beiden Seiten der Franchisegettos schrumpft das Loglo über wenige erschlossene Schichten in eine umliegende Dunkelheit, die hier und da von grellen Suchscheinwerfern im Garten eines Hauses unterbrochen wird.
Das Franchise und der Virus arbeiten nach demselben Prinzip: Was an einer Stelle gedeiht, gedeiht auch an einer anderen. Man muà nur ein hinreichend virulentes Geschäftsvorhaben finden, in einem Ringbuch zusammenfassen â seine DNS -, es fotokopieren und in den fruchtbaren Boden an einem vielbefahrenen Highway pflanzen, vorzugsweise einem mit einer Linksabbiegerspur. Dann wird das Wachstum einsetzen, bis die Grundstücksgrenzen erreicht sind.
In alten Zeiten schlenderte man runter zu Momâs Cafe, um eine Kleinigkeit zu essen und eine Tasse Kaffee zu trinken, und man fühlte sich wie zu Hause. Es funktionierte prächtig, wenn man seine Heimatstadt nie verlieÃ. Aber wenn man in die Nachbarstadt ging, sahen alle auf und starrten einen an, wenn man zur Tür hereinkam, und die Spezialität des Hauses war etwas, das man nicht kannte. Wenn man genügend herumreiste, fühlte man sich nirgendwo zu Hause.
Aber wenn der Geschäftsmann aus New Jersey nach Dubuque geht, weià er, er kann ein McDonalds betreten, und keiner wird ihn anstarren. Er kann bestellen, ohne die Speisekarte ansehen zu müssen, und das Essen wird immer gleich schmecken. McDonalds ist das Zuhause, in einem Ringbuch zusammengefaÃt und fotokopiert. »Keine Ãberraschungen« ist das Motto des Franchisegettos, sein Good-Housekeeping- Siegel , unterschwellig auf jedes Schild und Logo geprägt, die die Kurven und Gitter aus Licht bilden, welche die Umrisse des Beckens nachzeichnen.
Die Menschen in
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