Snowbound - Atemloses Verlangen
würde. Aber dafür blieb sein anerkennender Blick ein bisschen zu lange an ihr hängen, und ihr wurde klar, dass er ihr einfach nur Mut machen wollte, wenn nicht gar ein wenig flirtete.
Sie würde es schaffen.
Sich innerlich wappnend, stieß sie sich ab, um in den deutlich höheren Schnee zu gleiten, wobei sie die Aufregung wie ein kleiner Funke Elektrizität durchzuckte. Große Schneeflocken fielen auf die Bäume, deren Äste sich bereits unter ihrer Last bogen, und bildeten eine Art Schneekugellandschaft, eine idyllische Fantasiewelt, in der nichts schiefgehen konnte.
Überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, glitt sie mit langsamen, bedächtigen Bewegungen weiter, wobei sie nach Karens hellblauer Jacke Ausschau hielt. Ihre Freundin war sicher langsam gefahren, damit Robyn sie einholen konnte. Also entspannte sie sich, genoss die Landschaft, die Stille und das angenehme Hochgefühl, das sie durchströmte.
Als sie um eine Ecke bog, lag die Höllenabfahrt direkt vor ihr. Das starke Gefälle und die steilen Abhänge bewirkten, dass leichte Panik in ihr aufstieg. Nein. Sie war eine gute Skifahrerin, die zu weit mehr imstande war, als sie sich bisher zugetraut hatte.
Sie machte sich auf den Weg nach unten, wobei sie gegen den Wind ankämpfte, der mit jeder Sekunde stärker zu werden schien. Auch schneite es immer heftiger, sodass der Schnee eine weiße Wand bildete, die ihre Sicht behinderte und ihre Freundin verschluckte.
»Karen!«
Karen antwortete, ihre Stimme klang zwar entfernt, aber deutlich. Sofort stellte sich Erleichterung bei Robyn ein, und eine Sekunde später sah sie auch schon etwas Blaues vor sich leuchten. Gott sei Dank, Karen hatte angehalten, um auf sie zu warten.
Robyn ging in die Hocke und segelte einen kleinen Abhang hinunter, als ein Windstoß sie aus dem Gleichgewicht brachte. Sie knallte so heftig auf den Schnee, dass ihre Zähne gegeneinanderschlugen. Einer ihrer Ski rutschte seitlich weg, und sie landete mit dem Gesicht zuerst in einer eisverkrustete Schneewehe. Schmerz schoss durch ihr Handgelenk, und als sie sich aufsetzte, entdeckte sie eine hässliche rote Abschürfung, wo sie Haut von der Reibung verbrannt war.
»,Das ist Kinderkram. Das wird ein Riesenspaß›, na klar«, brummte Robyn und versuchte aufzustehen.
»Bist du in Ordnung?« Obwohl sie nur wenige Meter entfernt stand, musste Karen schreien, um den Wind zu übertönen.
Robyn wedelte mit der behandschuhten Hand. »Wenn das das Schlimmste ist, was diese Abfahrt mir antun kann, dann nehme ich das gern in Kauf!« Oh ja, das klang mutig, allerdings hatte sie Zweifel daran, dass sie so einen Sturz noch einmal verkraften würde.
Der Schneefall war inzwischen noch stärker geworden, und auch der Wind hatte noch einmal zugenommen, sodass sie Mühe mit dem Aufstehen hatte. Kein Problem. Immerhin war die Hälfte der Strecke geschafft, und außerdem gab es immer wieder Wegweiser, mit deren Hilfe sie zurück zu den markierten Pisten finden konnte. Sie konnten jederzeit dorthin zurückkehren, wenn sie Probleme hatte.
Sich ein weiteres Mal abstoßend, entschied sie sich für die harmlosere Strecke und mied die gefährliche Buckelpiste, die Karen bevorzugte. Karen nahm Schwung, um einen kleinen Abhang hinunterzufliegen, und als Robyn die Stelle erreichte, war ihre Freundin hinter einer Schneewand verschwunden.
»Karen?«
Keine Antwort. Sie rief noch einmal nach ihr, wobei sie hoffte, dass das Heulen des Winds den panischen Unterton in ihrer Stimme übertönte. Dieses Mal hörte sie ein schwaches Geräusch, das sich wie ein entfernter Schrei anhörte, aber sicher war sie nicht. Gegen den Wind und die größer werdende Panik ankämpfend hielt sie auf eine Baumgruppe zu, bei der sich die Skispuren im Schnee überschnitten. Sie hoffte, dass eine davon Karen gehörte.
Inzwischen schneite es so heftig, dass sie nur noch wenige Meter weit sehen konnte, und ihre Angst nahm immer mehr zu. Wieder und wieder rief sie Karens Namen, wobei sie im Stillen über ihre eigene Dummheit fluchte, die sie dazu gebracht hatte, dieser riskanten Route zuzustimmen. Sie hatte endlich einmal etwas wagen wollen und sich dabei womöglich übernommen. Es war an der Zeit, sich die Niederlage einzugestehen und zu den gewarteten, gut markierten Skipisten zurückzukehren.
Sie folgte den Skispuren, bis sie vom Schnee verschluckt wurden. Wo waren bloß die offiziellen Pisten? Durch den herumwirbelnden Schnee war ihre Umgebung nicht mehr zu
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