So berauschend wie die Liebe
was du willst.“
Lucy betrachtete sein markantes Gesicht. Er hat keine Ahnung, was ich wirklich will, dachte sie traurig, schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Keine Sorge“, antwortete sie ruhig. „Im Gegensatz zu dir hasse ich es, deine Mutter zu täuschen, weshalb ich froh bin, die Sache so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.“ Sie wandte sich zur Tür. „Wenn es dir nichts ausmacht, verzichte ich lieber auf den Kaffee.“
Mit zwei Schritten stand Lorenzo neben ihr, nahm ihre Hand und drückte einen Kuss in die Innenfläche. „Nichts, was du willst, macht mir etwas aus, cara “, sagte er bedeutsam.
Lucy blickte ihn überrascht an … bis ihr klar wurde, dass das alles nur eine Inszenierung für den Butler war, der gerade mit dem Kaffeetablett den Raum betreten hatte. Ärgerlich entzog sie ihre Hand Lorenzos Griff und wich zurück. „Genieße deinen Kaffee.“
Doch Lorenzo umfasste geistesgegenwärtig ihre Taille, zog Lucy zu sich heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Kommt nicht infrage. Hast du unsere Abmachung vergessen? Alle müssen überzeugt werden.“ Er blickte auf. „Bringen Sie den Kaffee doch bitte in den Salon, Gianni.“
Dann beugte er sich herab und presste seinen Mund besitzergreifend auf Lucys. Diesem leidenschaftlichen Ansturm hatte sie nichts entgegenzusetzen. Ohne zu überlegen, was sie tat, schmiegte sie sich an Lorenzo und erwiderte seinen Kuss.
Im nächsten Moment gab er sie unvermittelt frei. „Gianni ist fort.“
Lucy brauchte einen Augenblick, um den Sinn seiner Worte zu begreifen. „Warum hast du das getan?“, fragte sie dann empört.
„Mir ist nicht entgangen, wie Gianni dich angesehen und mit dir gelacht hat, als du so reizvoll bekleidet zusammen mit ihm das Speisezimmer betreten hast. Er ist ein heißblütiger Italiener, dem man mit einem Kuss auf die Wange nie im Leben weismachen könnte, dass wir ein Liebespaar sind. Jetzt wird er überzeugt davon sein und mit ihm der Rest des Personals.“
Für den Bruchteil einer Sekunde war Lucy der verrückte Gedanke gekommen, Lorenzo wäre vielleicht eifersüchtig auf den Butler gewesen. „Schaltest du deinen Verstand eigentlich jemals aus?“
„Jetzt, wo du es sagst … wahrscheinlich nicht. Allenfalls vielleicht, wenn ich in den Armen einer schönen Frau liege“, fügte er spöttisch hinzu, während er sie in den Salon führte, wo der Kaffee auf einem niedrigen Couchtisch vor einem der Sofas bereitstand.
Errötend entzog sie sich Lorenzos Griff, nahm Platz und schenkte den Kaffee ein.
„Weißt du, Lucy, es überrascht mich immer wieder, wie mühelos eine erfahrene Frau wie du erröten kann“, meinte Lorenzo lachend und setzte sich neben sie. „Wie schaffst du das?“
Flüchtig war sie versucht, ihm zu verraten, wie wenig Erfahrung sie tatsächlich besaß. Doch sie verkniff es sich und nippte an ihrem Kaffee. Lorenzo würde ihr in seiner Voreingenommenheit sowieso nicht glauben. Und dadurch, dass sie sein Angebot angenommen hatte, war er in seiner schlechten Meinung nur bestärkt worden. Deshalb gab sie ihm die Antwort, die er hören wollte: „Alles eine Frage der Übung, Lorenzo.“
„Hast du auch mit Antonio geübt?“, fragte er unvermittelt. „Auf deinem Gemälde lächelt er so glücklich … hast du mit ihm geschlafen?“
Lucy blickte ihn entgeistert an. Das konnte nicht sein Ernst sein! Wütend sprang sie auf. „Nein“, antwortete sie kalt. „Anders als du war er nämlich ein Gentleman. Ich denke, du stimmst mir zu, dass ich für heute meine Rolle ausreichend erfüllt habe? Dann gehe ich jetzt zu Bett. Und bitte, bleib sitzen. Es ist niemand mehr da, für den du den Liebhaber spielen müsstest.“
Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum, fassungslos angesichts so viel grausamer Kälte.
Es war ein anstrengender Tag gewesen. Hundemüde, wie sie war, schlief Lucy deshalb trotz ihrer aufgewühlten Gefühle fast augenblicklich ein. Einmal, als sie aus einem unruhigen Traum aufschreckte, glaubte sie, neben ihrem Bett die Silhouette eines Mannes zu sehen. Doch dann war sie bereits wieder in tiefen Schlaf gefallen.
Am nächsten Morgen wurde Lucy von intensivem Kaffeeduft geweckt. Das Hausmädchen trug ein Tablett ins Zimmer und stellte es auf den Nachttisch.
„ Buongiorno, signorina . Die Signora hat mir aufgetragen, Ihnen Kaffee zu bringen“, verkündete sie in gebrochenem Englisch. „Frühstück gibt es in einer Stunde.“
„Grazie!“ Lucy, die sich vielleicht etwas zu rasch
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