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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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bestand die Ausflugsgruppe aus neun Jungen und acht Mädchen, und sie waren schwer zu zählen, denn wie üblich drehten die Kinder, einmal aus der Tagesstätte entlassen, mächtig auf, und als sie den Bürgersteig verließen und auf den Waldpfad zwischen den Bäumen einbogen, wurden sie noch wilder. Die Kinder rannten zwischen den Bäumen vor und zurück, kreischten und hüpften und hängten sich aneinander. Er schien, als könnten sie jeden Moment in alle Richtungen auseinanderlaufen.
    Eigentlich hätten die Kinder Hand in Hand und in einer Zweierreihe gehen müssen, doch Sigrid war mit ihrem Handy beschäftigt und schien nicht zu bemerken, wie ausgelassen die Gruppe war. Jan sah, dass sie eine Nachricht mit vielen Ausrufezeichen bekommen hatte, vielleicht von einer Freundin.
    Auch er bemühte sich nicht um Ordnung in der Gruppe. »Jetzt kommt schon!«, rief er nur und ging schneller.
    Die Kinder hielten Schritt, und nur eine Viertelstunde später stiegen sie den Abhang hinauf und drangen tiefer in den Wald ein. Die Tannen rückten näher, der Pfad wurde schmaler.
    Â»Weißt du, wo wir sind, Jan?« Sigrid hatte ihr Handy jetzt ausgeschaltet und schien sich zum ersten Mal im Wald umzusehen.
    Â»Na klar.« Er lächelte sie an. »Ich kenne mich hier ganz gut aus. Wenn wir diesen Weg weitergehen, kommt gleich eine Lichtung, da können wir eine Pause machen.«
    Und das stimmte, der Wald tat sich auf, und sie betraten eine große runde Lichtung. Dort war es hell, und die Gruppe beruhigte sich.
    Ihr mitgebrachtes Picknick bestand aus Zimtschnecken und Erdbeersaft. Inzwischen waren die Kinder schon recht müde und leicht dazu zu bewegen, sich in eine lange Reihe zu setzen und gemeinsam zu essen. Doch als der Saft getrunken war, hatten sie neue Energie getankt, sprangen auf, liefen ins Unterholz, schubsten sich und riefen einander.
    Jan sah auf die Uhr, es war zwanzig nach drei. Er blickte zu Sigrid hinüber und spürte, wie sein Herz schneller schlug, als er ganz unschuldig fragte: »Sollen wir noch eine Runde mit ihnen spielen und dann zurückgehen?«
    Sigrid hatte durchaus noch Lust zu bleiben. »Na klar!«, erwiderte sie.
    Â»Wir können uns ja aufteilen«, schlug Jan vor. »Du spielst mit den Mädchen, dann nehme ich die Jungs.«
    Sie nickte, und Jan rief nach den Jungen.
    Â»Jetzt wird gespielt!«
    Er sammelte sie ein – William Halevi und die acht anderen. »Los, wir gehen ein Stück!«
    Wie ein Feldwebel übernahm er das Kommando und marschierte mit den Jungen davon, tiefer in den Wald hinein.

16
    Sie sind klein, aus weißem Hartplastik und ähneln mehr billigen Walkie-Talkies. Babyfon oder elektronische Baby­sitter. Es gibt viele verschiedene Arten, aber das Gerät, das Jan in der Hand hält, heißt Angelguards . Schutzengel.
    Â»Dieses Modell verkaufen wir am häufigsten«, erklärt der Verkäufer. »Die Angelguards sind unglaublich zuverlässig, die Neun-Volt-Batterie hält mehrere Wochen, und sie sendet auf einer völlig anderen Frequenz als Handys und Radioapparate. Außerdem hat das Babyfon eine eingebaute Nachtbeleuchtung, die man auch als Taschenlampe benutzen kann.«
    Â»Wunderbar«, erwidert Jan.
    In diesem Laden gibt es alles rund ums Kind – Kleider, Spielsachen, Bücher und Kinderwagen. Außerdem verkauft das Geschäft alle möglichen Schutzvorrichtungen und Sperren und Alarmanlagen, dazu ergonomische Löffel und Lätzchen mit Beleuchtung und kleine Röhrchen, mit denen man den Rotz aus der Nase eines Babys saugen kann, doch Jan interessiert sich nur für eine Sache: Babyfon.
    Â»Welche Reichweite haben die?«
    Â»Mindestens dreihundert Meter«, erwidert der Verkäufer, »das auf jeden Fall.«
    Â»Auch durch Stahl und Beton?«
    Â»Sicher. Wände sind kein Problem.«
    Jan kauft die Schutzengel. Der junge Verkäufer glaubt wahrscheinlich, dass er einer dieser besorgten Vätern ist, denn er zwinkert ihm zu und sagt: Ȇbrigens übertragen die Engel nur in eine Richtung. Das heißt, Sie hören das Kind, aber das Kind kann Sie nicht hören.«
    Â»Ausgezeichnet«, entgegnet Jan.
    Â»Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«, fragt der Verkäufer.
    Â»Ã„hm, sowohl als auch, in unterschiedlichem Alter«, antwortet Jan rasch. »Ich habe drei.«
    Â»Und die schlafen ein wenig

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