So bloody Far (German Edition)
die Oper fertigmachen.“
Songlian war bereits frisch geduscht, gab Far einen raschen Kuss und schob ihn gleich ins Bad.
„Soll ich die Tüte ausräumen? Was hast du alles eingekauft?“
Far schoss aus dem Badezimmer.
„Rühr diese Tüte nicht an“, rief er im warnenden Tonfall. „Das soll eine Überraschung werden. Ich zeige es dir, wenn Wagner meine Ohren gequält hat. Wobei mir einfällt, dass wir immer noch nicht auf einem Nightdust -Konzert waren.“
„Beim Blut, darüber bin ich nicht böse. Außerdem hat dir Mozart gefallen. Wagner magst du auch. Garantiert.“
Liebevoll sah Far ihn an. „Versuch nicht einen Kulturmenschen aus mir zu machen, Hase.“
„Aber einen Kulturvampir vielleicht?“ Songlian neigte in der ihm gewohnten Weise den Kopf und schenkte Far einen schiefen Blick.
„Ich rühre die Tüten nicht an, versprochen. Soll ich dir beim Duschen helfen?“
„Untersteh dich, sonst kannst du deine Oper knicken. Such mir lieber mal den passenden Zwirn raus.“ Pfeifend verschwand Far erneut im Bad.
„Wenn er so gute Laune hat, dann bin ich ja richtig gespannt, um was für eine Überraschung es sich handelt“, sagte Songlian zu Mister X.
Far blickte gebannt auf die Kulisse, denn ein wütendes, sturmumtostes Meer nahm den größten Teil der Bühne ein. Der erste Aufzug begann. Das Schiff Dalands ankerte am Fuße eines steilen Felsufers. Daland selber stand auf einer Klippe und schaute landeinwärts, während seine Matrosen die Segel hissten, Taue auswarfen und dabei ein stetiges „ Hojohe! Hallojo! Hojohe!“ angestimmt hatten.
Songlian, in einem leicht glänzenden schwarzen Anzug, saß mit genießerischer Miene neben Far in der von ihm bevorzugten Loge und schlug gelassen die Beine übereinander. Das aufmerksame Gesicht dem Schauspiel zugewandt bot er einen hinreißenden Anblick, sodass sich Far kaum auf die Bühne konzentrieren konnte.
„Kein Zweifel! Sieben Meilen fort
trieb uns der Sturm vom sichren Port.
So nah dem Ziel nach langer Fahrt
war mir der Streich noch aufgespart!“
Daland kam singend die Felsen heruntergeklettert und Far schaute wieder zur Bühne hinab. Doch irgendwie konnte er sich dieses Mal nicht von der Oper fesseln lassen. Seine Haut schien zu kribbeln, als ob Ameisen darüber liefen und eine innere Unruhe hatte ihn erfasst. Ein Blick auf Songlian zeigte Far, dass sein Freund ähnlich nervös reagierte. Songlians Augen war längst nicht mehr auf Daland gerichtet, der inzwischen sein Schiff betreten hatte, sondern suchten die umliegenden Ränge ab. Alarmiert schaute sich Far nun ebenfalls um … und erstarrte.
„Song“, wisperte er und hatte sofort dessen Aufmerksamkeit.
„Schräg gegenüber in der Loge.“
Songlians Kiefermuskeln spannten sich sichtbar an, als er zu der Loge hinübersah, in dessen Richtung Far blickte. Sein Bruder Bhreac saß dort allein, hielt ein Glas Wein in der Hand und schien ganz in das Geschehen auf der Bühne versunken. Songlians Gesicht wurde düster.
„Lass uns gehen“, bat er Far.
„Bist du sicher? Vielleicht hat er uns noch nicht gesehen.“ Far wusste schließlich, wie sehr sich Songlian auf die Oper gefreut hatte.
„Wenn wir ihn spüren, dann hat er uns längst bemerkt.“ Songlian erhob sich bereits. Leise, um die Oper nicht zu stören, folgte ihm Far auf den Flur hinaus.
„Wie meinst du das mit dem Spüren?“, fragte er dort unsicher.
„Hattest du nicht auch so ein warnendes Gefühl?“ Songlian sah Far neugierig an. „Vampire können einander spüren. Machtvolle Vampire eher als die Schwachen.“
„Etwa dieses unangenehme Kribbeln? Aye, in diesem Fall habe ich ihn gefühlt.“
„Hab ich’s doch gewusst“, murmelte Songlian und wandte sich dem Ausgang zu.
„Was? Was meinst du, Song? Verdammt, rede nicht immer in Rätseln.“
„Du konntest kein schwacher Vampir werden, wenn Lorcan dich beißt. Außerdem warst du als Mensch bereits eine starke Persönlichkeit“, erklärte Songlian. Sie steuerten auf den Dodge zu, und Far öffnete die Türen.
„Tut mir leid, dass du nun die Oper verpasst“, sagte Far. Er machte allerdings keine Anstalten den Motor zu starten.
„Warum fährst du nicht?“
Seufzend drehte sich Far zu seinem Freund um.
„Song, als ich heute einkaufen war, bin ich Bhreac schon einmal begegnet. Er war zusammen mit Lorcan und einem Cailean Blair unterwegs.“
„Das hast du mir gar nicht erzählt.“ Vorwurfsvoll sah ihn Songlian an.
„Dieses Treffen war ein dummer Zufall.
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