So bloody Far (German Edition)
nur befohlen, hier die Stellung zu halten und dich zu überwachen.“
Songlian senkte den Blick und unterbrach damit den Kontakt zu Mike. Gleichzeitig ließ er ihn los. Mike taumelte keuchend zurück und rieb sich den schmerzenden Kopf.
„Sie haben Far erpresst, nicht wahr? Und wenn er nicht spurt, sollte mir garantiert ein Unglück geschehen.“
Mike fühlte sich im Augenblick unbeachtet und sah sich verzweifelt nach irgendetwas um, mit dem er den völlig veränderten Songlian ausschalten konnte. Voller Furcht griff er sich einen Stuhl und holte damit aus. Er hatte nicht mit der Schnelligkeit des Vampirs gerechnet. Songlian bewegte sich mit den Reflexen einer Klapperschlange. Mit einem schreckenserregenden, wütenden Fauchen wurde Mike der Stuhl aus der Hand gerissen. Gleich darauf spürte er, wie sein Gesicht umfasst wurde, und vernahm dann ein trockenes Knacken. Es wurde dunkel.
In der Limousine saß Far schweigend neben Cailean, der ihm neugierige Blicke zuwarf. Bhreac hatte sein Handy am Ohr, sprach eindringlich mit jemandem und überließ seinen neuen Knecht seinen finsteren Gedanken. Erst nachdem sie bereits durch die Straßen Galways fuhren, steckte Bhreac sein Handy in die Tasche und drehte sich zu Far um.
„Wir legen nur einen kurzen Zwischenstopp ein. Du bleibst an meiner Seite, bis ich dir etwas anderes sage. Klar?“
Far nickte knapp. Bhreac sah ihn weiterhin auffordernd an. Nervös schaute Far auf. Was wollte der denn noch? Cailean stieß ihn in die Rippen.
„Ja, Herr“, sagte er mit falscher Freundlichkeit vor. Beinahe hätte Far die Augen verdreht. Was für ein Theater …
„Ja, Herr, ich habe begriffen“, gab er folgsam von sich. Bhreacs Blick schien ihn durchbohren zu wollen.
„Denk immer daran, dass du nur ein armseliger Sklave bist, Baxter. Du bist nicht mehr wert, als ein stinkender Brösel unter meinem Absatz. Verstanden?“
Cailean stieß abermals Far an.
„Ja, Herr“, antwortete er und warf Cailean einen bösen Blick zu. Der lachte leise in sich hinein. Die Limousine hielt vor einem großen Stadthaus und sie stiegen aus. Far hielt sich dicht hinter Bhreac, um keinen Anlass für irgendwelche Strafaktionen zu geben. Der ging geradewegs in das Obergeschoss und öffnete die Tür zu seinen privaten Räumen. Far befürchtete schon Übles und verlangsamte unwillkürlich seine Schritte. Doch Bhreac riss Schranktüren und Schubladen auf, um die verschiedensten Sachen hervorzusuchen, die er in eine Tasche packte.
„Zukünftig wirst du dich in eine Zimmerecke knien, in der ich dich beobachten kann. In meiner Anwesenheit hast du überhaupt zu knien. Und an deiner Höflichkeit müssen wir noch dringend arbeiten“, sagte Bhreac, ohne im Packen inne zu halten.
„Was hast du nur davon …“ sagte Far ärgerlich und fing sich im nächsten Moment eine weitere heftige Ohrfeige ein. Bhreacs Bewegung war nicht einmal zu sehen gewesen. Zwei Sekunden lang starrten sich die beiden an. Bhreac herausfordernd und Far voller Wut. Schließlich marschierte Far mit steifen Schritten in eine Zimmerecke, kniete dort nieder und senkte erbost den Blick. Bhreac fuhr im Packen fort, wandte sich aber nach einer kleinen Weile zu ihm um.
„Sind das etwa deine Zähne, die ich da knirschen höre? Du solltest lernen dich zu beherrschen, Baxter. Es wäre schade, wenn du dir einen Fangzahn abbrechen würdest.“
Far schaute vorsichtig auf. Ein winziges Lächeln umspielte die Lippen des älteren Vampirs.
„Du bist wirklich erfrischend, Baxter, und sicherlich wirst du meinen Alltag interessanter gestalten. Ich kann es kaum erwarten, deinen Arsch kennenzulernen.“
„Und dann? Willst du die Familiengeschichte der Walkers wiederholen, indem du mich hinterher umbringst? So wie dein Vater diesen Luc umgebracht hat?“, erkundigte sich Far hitzig. Das Lächeln in Bhreacs Gesicht wurde breiter. Er lehnte sich gegen einen der Schränke und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Der kleine, zarte de Bonneville, aye? Es war richtig rührend, wie So-lian damals um sein Leben gefleht hat. Ich sollte dich wohl lieber am Leben lassen, sonst löscht mich mein unbeherrschter Bruder am Ende ebenfalls aus, hm? Hör mir gut zu, Baxter. Songlian hat Köpfchen, er hat Charme und er hat das gute Aussehen unseres Vaters geerbt. Und Songlian ist genau wie Vater viel zu emotional. Er ist mir bei Weitem nicht gewachsen, Baxter. Also hoffe gar nicht erst auf seine Hilfe. Ich möchte ihm nur ungern wehtun müssen.
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