So coache ich
möchte ich Sie ebenfalls noch sensibilisieren: Wenn Sie kein Therapeut sind, so wie ich, müssen Sie rechtzeitig Ihre Grenzen erkennen. Ich habe es schon mal geschrieben, aber man kann es nicht oft
genug sagen: Coachen heißt nicht therapieren. Was können Sie tun, um nicht in die Therapiefalle zu tappen? Hüten Sie sich vor allem davor, zu psychologisieren. Das passiert in unserer Gesellschaft sowieso schon viel zu häufig. Wie schnell fallen Bemerkungen wie: »Die hat da ein Trauma.« Oder: »Liegt sicher an seiner schweren Kindheit.« Oder: »Der hat ein ganz schlimmes Burn-out.«
Beim Coachen, vor allem beim Kurzcoachen, geht es nicht darum, irgendwelche seelischen Ursachen für irgendeine Verhaltensweise zu entschlüsseln. Lassen Sie es einfach sein. Sie sind keine Fachleute dafür (außer wenn Sie dafür ausgebildet sind). Und der Stempel, den Sie jemandem über seinen Seelenzustand mitgeben, kann verhängnisvoll sein. Coachen heißt zuhören, Lösungen finden, nach vorne schauen, dem Coachee helfen, konkrete Handlungsentscheidungen zu fällen. Basta.
7. Fragen statt sagen
Fragen ist die beste Prävention gegen Besserwisserei und schnelle Urteile. Wenn Sie Fragen stellen, sind Sie beim Coachen meistens auf der richtigen Fährte. Wenn Sie fragen, geben Sie dem anderen die Gelegenheit, zu denken und Gedanken zu formulieren. Sie geben ihm die Möglichkeit, wirre Gedanken zu ganzen Sätzen zu formen und die Struktur der Gedanken zu erkennen. Das, was vorher noch wirr im Kopf herumgeisterte, arrangiert sich durchs Reden zu Erkenntnissen.
Das kennen Sie alle: Wenn Sie etwas beschreiben sollen, bekommen Sie selbst ein besseres Bild von der Situation. Wenn Sie über Ihre Gefühle sprechen sollen, werden diese Ihnen oft erst bewusst. Wenn Sie von der Bedeutung der anderen Menschen innerhalb Ihres Problem sprechen, werden Ihnen vielleicht Interessenskonflikte klar.
Also, fragen, fragen, fragen Sie – und hören Sie auf die Antworten. In den Antworten liegt meistens schon der Schlüssel zur Lösung.
Hier habe ich einige hilfreiche Fragen zusammengestellt, die sich im Kurzcoaching bewährt haben, weil sie Sie selbst oder Ihren Gesprächspartner ins Nachdenken und zum Reden bringen:
Was hättest du am liebsten, was geschehen soll?
Was war dein erster Gedanke dazu?
Was ist dein stärkstes Argument?
Heißt das, du würdest lieber …?
Was hat der andere davon?
Welche Aber hast du noch im Kopf?
Was wäre die einfachste Lösung?
Wer kann dir dabei helfen?
Was hält dich davon ab, es zu tun?
Was könnte schlimmstenfalls passieren?
Und bestenfalls?
Ab wann wirst du was tun?
Was muss sich ändern, damit du …?
Willst du es wirklich?
Was würde passieren, wenn …?
Was bist du bereit zu riskieren?
8. Stringent auf die Stärken achten
Es gibt einige Verbote fürs Coachen, die Sie unbedingt kennen müssen: Dazu gehört vor allem das Herumreiten auf Schwächen. Absolut kontraproduktiv sind Bemerkungen wie: »Das habe ich dir ja schon vor Monaten gesagt …«, »Du bist aber auch immer so emotional« oder: »Hättest du nur rechtzeitig Bescheid gesagt …« Vorwürfe sind tabu, Schuldzuweisungen sind tabu. Eigentlich eine ganz schöne
Überlegung für alle Gespräche mit Ihren Kindern, so Sie welche haben – so ganz normale Kinder, die manchmal die Hände nicht waschen, die Schularbeiten nicht sofort machen. Daran darf man sie erinnern. Aber herumreiten darauf sollten Sie nicht – also, kein »Nie machst du …« Warum sind diese Bemerkungen »no-no«? Sie führen in die Vergangenheit, was niemandem hilft. Wie hieß es in meiner Familie immer: »Wenn meine Oma Räder hätt’, wär sie ein Omnibus.«
Die Richtung im Coaching geht ganz klar nach vorn. Und der Schwerpunkt liegt auf Stärken – und nie und nicht auf Schwächen. »Okay, bis heute hast du es vielleicht nicht geschafft. Hör auf, dich dafür ständig selbst zu beschimpfen. Jetzt lass uns mal hinschauen, was sich ändern müsste, damit du deine Wünsche durchsetzen kannst.« Also, kein stundenlanges Wundenlecken, kein schmerzhaftes Suchen nach Schuldigen: »Die anderen sind alle so gemein zu mir.« Schluss damit.
Die wichtigste zielführende Frage ist: Wie kannst du deine Stärken einsetzen, um zu einer Lösung zu kommen? Ich sage in meinen Vorträgen immer etwas flapsig: »Der einzige Mensch, den Sie ändern können, ist der, den Sie heute Morgen gewaschen und gekämmt, rasiert oder geschminkt haben.«
Es stimmt!
Wenn Sie es schaffen, Ihr
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