So coache ich
eine begrenzte Fantasie dafür und begrenzte Lösungsideen. Diese Begrenzung kann durch Coaching aufgebrochen werden. In diesem Prozess können Menschen regelrecht aufblühen. Das englische Wort dafür ist »flourish« (und so heißt auch das neue Buch von Martin Seligman) 5 .
Wunderbaren Dünger fürs Aufblühen bietet die LOKC-Methode, bestehend aus den drei Strategien Lösungen, Orientierung und Kürze. Also, auf geht’s!
Die LOKC-Strategie 1:
Lösungen finden – aber die eigenen!
Wir lernen nur, wenn wir begeistert sind.
Prof. Dr. Gerald Hüther
Prof. Dr. Gerald Hüther, einer der erfahrensten Hirnforscher Deutschlands, muss es wissen. Er beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Freude am Lernen. Da Lösungen zu finden auch eine Art Lernen ist, weil damit eingeschlagene Wege verlassen oder zumindest verändert werden, geht es beim Coachen ebenfalls um Begeisterung. Das ist der Grund, warum Menschen die eigenen Lösungen eher umsetzen als
die aufgedrückten. Und warum das Coaching auf die eigenen Lösungen setzt.
Das kennen wir doch alle: Eine forsche Anweisung von jemand anderem, zum Beispiel »Mach das mal so«, weckt wenig Begeisterung. Aber die Frage »Was kannst du selbst tun, damit du …?« oder »Hast du mal überlegt, ob …?« ist der reinste Gehirndünger. Er zündet ein Gedankenfeuerwerk, weckt den Spaß an der eigenen Klugheit, macht neugierig auf gewitztes Denken und auf die eigene Fantasie. Das sieht man schon am Aufleuchten der Augen, an der plötzlichen Muskelspannung, am Aufrichten des Körpers. Die gefundenen Antworten elektrisieren, setzen Kräfte frei und machen bereit für die Umsetzung. Ich glaube, hiermit ist schon ein Teil des Coaching-Erfolgs beschrieben, den wir erleben. Kurz zusammengefasst: Coaching ist sexy!
Neue Gedankenwege zu gehen ist ein Akt der Befreiung. Coachen hilft dabei, Lösungen zu finden. Was bedeutet denn Lösung? Es bedeutet, sich von etwas lösen, etwas loslassen, Fesseln lösen, Spannung lösen, sich von (falschen) Überzeugungen lösen, Lebensrätsel lösen, Verwicklungen lösen, Verwirrung lösen.
Denken Sie an einen Entfesselungskünstler im Zirkus oder im Varieté, der es schafft, sich innerhalb weniger Minuten aus schweren Ketten, gesichert von riesigen Schlössern, unter Wasser oder in einer engen Kiste, zu befreien. »Ja, aber das sind doch alles nur Tricks«, werden Sie einwenden. Ja, eben. Wie oft sitzen wir in einer dunklen Gedankenkiste, vermeintlich gehalten von schweren Ketten, gesichert mit riesigen Schlössern, sooo riesig. Es sind Tricks, die wir brauchen, um uns befreien zu können. Tricks, die uns helfen, die Ketten abzustreifen, die Schlösser zu sprengen und aufzutauchen aus dem Dunkel der Kiste – Tricks, auch genannt: Methoden, Übungen, Ideen, Strategien, Impulse.
Wer sich von den vermeintlichen Fesseln lösen kann, wird frei – frei im Denken, frei im Handeln und frei für Neues. Lösungsorientiert heißt zuallererst einmal, überhaupt daran zu glauben, dass es eine Lösung gibt. Es gibt Schlüssel für die Schlösser, Bewegungen, um Ketten abzustreifen. Es gibt Menschen hinter den Kulissen, die uns aus der Kiste helfen.
Dabei fällt mir die Geschichte von dem Mann ein, der in einem Raum immer wieder gegen die Tür gelaufen ist, um sie aufzudrücken. Wieder und wieder, vergeblich. Die Pointe: Die Tür ging nach innen auf. Können Sie sich vorstellen, wie es wäre, nach vielen Versuchen und einigen blauen Flecken diese Erkenntnis zu haben: Hallo, die Tür ist gar nicht abgesperrt, sie geht nur nach innen auf! Hallo, ich bin gar nicht ohnmächtig, nicht das hilflose Opfer, dem Schicksal oder dem bösen Tun anderer Menschen ausgeliefert – ich kann es wenden! Denn es gibt eine Lösung!
Vor Kurzem, es ist November 2011, habe ich mit einer Bekannten telefoniert. Caroline, 61, arbeitet als Krankenschwester in einem kleinen privaten Krankenhaus. Seit einem Arbeitsunfall, der sie einige Monate aus der Bahn geworfen hat, ist das Verhältnis zu ihrer Chefin getrübt. Die Chefin schikaniert sie, legt ihre Dienstzeiten sehr ungünstig, hat ihr die Teamleitung weggenommen, bezahlt die Kolleginnen besser als sie, obwohl meine Bekannte die Frau mit der größten Erfahrung im Team ist.
Caroline rief mich also an, sie weiß, dass ich Coach bin, und fing nach zehn Sekunden an zu weinen. »Es tut mir leid, dass ich jetzt flennen muss.«
»Ach, du Liebe, warum weinst du denn?«
Sie, schniefend: »Ich war jetzt zwei Wochen krank und
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